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Der Letzte seines Standes? Der Waaler vom Vinschgau

Der Waaler - das ist ein Beruf so alt wie der Obstanbau in Südtirol. Er ist der Mann, der das Wasser für die Obstgärten hütet. Täglich muss er die künstlichen Wasserkanäle, die Waale, abmarschieren und überprüfen. Gut zu Fuß muss er sein!

Stand: 10.08.2012 | Archiv

Wendelin Hauser, Waaler aus dem Vinschgau. | Bild: BR

Mehr als 3000 Kilometer ist Wendelin Hauser von Mai bis September gewandert, soviel wie einmal Bozen - Kopenhagen und zurück. Wendelin ist von Beruf Waaler, er sorgt dafür, dass das Wasser, das die Bauern und Winzer im Vinschgau so dringend für ihre Obstplantagen und Weinberge brauchen, störungsfrei fließt. Früher hat es in ganz Südtirol hunderte solcher künstlicher Kanäle gegeben, die ersten vor sechs-, siebenhundert Jahren, an Hängen und Schluchten oft aus ausgehöhlten Baumstämmen, die von den Bauleuten unter Lebensgefahr in die Steilwände abgeseilt wurden. Die Bezeichnung "Waal" stammt wahrscheinlich vom lateinischen "Aquale" ab. Im Lauf der Zeit wurden viele Waale aufgegeben oder verschwanden in Beton- oder Plastikrohren unter der Erde. Wendelins Waal, der Tscharser Waal, fließt größtenteils noch offen dahin - und Wendelin hält ihn offen. Den ganzen Sommer lang wohnt er oben - 300 Meter über dem Tal - in einer kleinen, vielleicht 10 Quadratmeter großen Hütte auf halber Strecke, und macht von hier seine Kontrollgänge - Tag für Tag, bei jedem Wetter: 11 Kilometer bergab und 11 Kilometer zurück. Er beseitigt Laub, Äste, Geröll, vor allem auch den Müll der Touristen - mit 64 Jahren. Und im nächsten Jahr will er wieder hinauf.


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