BR Fernsehen - Chiemgauer Volkstheater


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Porträt Kathi Leitner

Die bayerische Volksschauspielerin lebt nach dem Motto: "Was ich spiele, soll so rauskommen, wie ich fühle". Sie wurde 1969 von der Leiterin des Chiemgauer Volkstheaters, Amsi Kern, entdeckt.

Stand: 28.02.2014

Chiemgauer Volkstheater: Kathi Leitner | Bild: BR/Foto Sessner

Nein, weggegangen ist sie von ihrem Heimatort nie. Nur einmal zwei Jahre nach Traunstein - das war's. Ansonsten ist Kathi Leitner seit 1948 in Neubeuern am Inn ansässig, einer kleinen 4000-Seelen-Gemeinde. "Gott sei Dank leb' ich immer noch hier", erzählt die Schauspielerin, die sich selbst als bodenständig, fröhlich und zufrieden beschreibt.

Der Ratio folgend

Aufgewachsen ist Kathi Leitner inmitten von Tieren - denn ihre Eltern betreuten auf dem Gut der Gräfin Degenfeld die Schweine- und Hühnerzucht. Als junges Mädchen wollte Kathi allerdings lieber Opernsängerin als Schauspielerin werden, doch erst einmal musste sie ein "anständiges" Metier erlernen: Mit 15 Jahren machte sie eine Ausbildung als Bürokauffrau und arbeitete sechs Jahre in diesem Beruf.

Der erste Schritt in Richtung Bühne

Die Wende in ihrem Leben brachte eine Anzeige in der Lokalzeitung: "Führendes oberbayerisches Volkstheater sucht jugendliche Liebhaberin", auf die sich Kathi Leitner postwendend bewarb. "Aufgemaschelt und geschminkt" - so erzählt sie - stellte sie sich im Chiemgauer Volkstheater vor, doch die damalige Leiterin erschien nicht. Erst drei Tage später besuchte Amsi Kern die ambitionierte junge Dame, die allerdings gar nicht mehr hergerichtet war, und gewann Vertrauen in das neue Talent. Im April 1969 konnte Kathi Leitner so bei den Chiemgauern ihre Karriere starten und neben den Auftritten auf der Bühne war sie auch zuständig für Requisite, Bühnenauf- und abbau, Büroarbeit oder Plakatieren.

Der Erfolg hielt an

15 Jahre lang war Kathi Leitner festes Mitglied am Chiemgauer Volkstheater. Aus dieser Zeit gibt es etwa 40 Fernsehaufzeichnungen, in denen sie mitspielte. Diesem Theater fühlt sie sich auch heute noch verbunden, so dass sie regelmäßig bei den Aufzeichnungen für das Bayerische Fernsehen als "Stargast" auftritt. In der damals knapp bemessenen Freizeit wirkte Kathi Leitner noch in vielen TV-Inszenierungen mit. "I hab ned groß hilauffa müssn", erzählt sie stolz, wie sie bekannt wurde: 1973 trat sie erstmals im "Komödienstadel" auf, vorher war sie in "Ehen vor Gericht" und im "Königlich Bayerischen Amtsgericht" zu sehen.

Auch beim Film keine Unbekannte

Bei den Dreharbeiten zu dem Film "Schweigen im Walde" lernt Kathi Leitner 1976 ihren Ehemann Manfred kennen, der als Oberbeleuchter auch im Metier arbeitet. Weitere Filme wie "Jauche und Levkojen", "Schwarzwaldklinik", "Insel der Träume", "Weißblaue Geschichten" und Serien wie "Irgendwie und Sowieso" und "Wildbach" folgen, und auch im "Komödienstadel" wird sie zu einer festen Größe.

Seit über 20 Jahren arbeitet Kathi Leitner mit Franz X. Bogner zusammen und spielt in dessen "Cafe Meineid" die resolute Wirtin. So kommt es auch, dass sie 1999 die Hauptrolle in Bogners Film "Einmal Leben" auf den Leib geschneidert bekam. Mit großem Erfolg: Für ihre Darstellung erhielt sie 1999 den Bayerischen Fernsehpreis.

Begabung und Authentizität

Ohne jemals Schauspielunterricht genommen zu haben, hat Kathi Leitner gezeigt, wie weit Fleiß und eine große Begabung führen können. Sie selbst sagt, dass sie "klar, aus dem Gefühl heraus" spielt. Und sie sieht es als großes Glück, "dass mir eine Ausstrahlung mitgegeben wurde". Vielleicht merken die Zuschauer bei ihr auch, dass da eine spielt, die gut mit sich selbst zurechtkommt.


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