BR Fernsehen - Café Meineid


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Schauspieler Erich Hallhuber

Als Amtsrichter Heinz Wunder milde und liebenswert in seinem Urteil, als Bruder Barnabas sanft ironisch beim Austeilen der rhetorischen Watschn - der bayerische Schauspieler Erich Hallhuber schlug stets die feinsinnigen Töne an.

Stand: 03.09.2013

Richter Wunder (Erich Hallhuber jun.). | Bild: BR/Foto Sessner

In Franz Xaver Bogners Serie München 7 spielte Erich Hallhuber - mit dicker Brille und Bart - den etwas dubiosen, auf alle Fälle ziemlich überspannten Oberamtsrat Rudolf Kalisch.

Tragisch

Szene aus "München 7"

Eine Rolle, die ihm Bogner auf den Leib geschrieben hat und in der er einmal ganz anders sein sollte als der liebenswerte und weise Amtsrichter Heinz Wunder im Café Meineid. Dass die Rolle des Rudolf Kalisch Hallhubers letzte sein würde, konnte kein Mensch ahnen: Beim Abschlussfest zu den Dreharbeiten von München 7 am 12. September 2003 war Hallhuber dabei - braun gebrannt, vom Urlaub in der Toskana bestens erholt und ausgesprochen gut gelaunt. Am 21. September 2003 wurde Erich Hallhuber tot in seiner Wohnung aufgefunden. Alle, die ihn gekannt haben, waren und sind über seinen plötzlichen Tod erschüttert, bestürzt, fassungslos.

Ein Wanderer zwischen Bühne und Studio

Szene aus "Café Meineid"

Für den Bayerischen Rundfunk hat Erich Hallhuber zahlreiche Filme gedreht.
Gerade für Café Meineid-Fans war er seit 1990 fast schon ein guter Bekannter. Als Richter Wunder hat er über 140 Fälle gelöst und der heiter-besinnlichen BR-Gerichtsserie damit seinen unverwechselbaren Charme aufgedrückt.

Eine Auswahl seiner Stationen

Das "Hauruck-Bayerntum" war ihm zuwider, doch Münchner war Erich Hallhuber durch und durch. 70 Jahre hatte die Familie schon in dem Haus am Wiener Platz gewohnt, in dem Erich 1951 zur Welt kam - für ihn "eine absolute Form der Heimat". 24 weitere Jahre hängte er noch dran. Im Hausflur inszenierte Erich mit einem Schuhregal als Kulisse seine ersten Theateraufführungen. Am Haidhausener Gymnasium bastelte er begeistert an Audiocollagen, respektive "Hörstückln" - bis zum Schluss eine seiner Leidenschaften.

"... eine absolute Form der Heimat ..."

(Erich Hallhuber über sein Geburtshaus am Wiener Platz)

Karrierestart

Nach dem Abitur am Albert-Einstein-Gymnasium studierte Hallhuber von 1971 bis 1974 Schauspiel an der Otto-Falckenberg-Schule, u.a. zusammen mit Sepp Bierbichler und Gisela Schneeberger. Seine Theaterkarriere startete Hallhuber an den Städtischen Bühnen Köln, wo er seinen Kollegen Miroslav Nemec kennen lernte. Die beiden waren rasch befreundet und gingen 1979 nach München ans Bayerische Staatsschauspiel. Wenn sich die beruflichen Wege später auch wieder trennten: Die Freundschaft Hallhuber-Nemec hielt bis über den Tod hinaus.

Theater- und Fernsehstar

Erich Hallhuber (rechts) als Metzger Willy in der legendären BR-Fernsehserie "Löwengrube"

Bis 1986 war Hallhuber festes Ensemblemitglied am Bayerischen Staatsschauspiel München und in zahlreichen Hauptrollen zu sehen, darunter 1984 in Edward Albees Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (Inszenierung: August Everding). Im selben Jahr spielte er unter Ingmar Bergmans Regie und mit Gaby Dohm als Partnerin sowohl in Witold Grombowicz's Yvonne, Prinzessin von Burgund als auch in Bergmans Szenen einer Ehe. 1987 ging Hallhuber mit Rita Russek und Bergmans Szenen einer Ehe auf Tournee.
In den 80er Jahren längst Fernsehstar (Wind und Sterne, 1986/87, Regie: Lawrence Gorden-Clark; Regina auf den Stufen, ZDF/ORF, 1988, Regie: Bernd Fischerauer) hatte Hallhuber Engagements u.a. an den Münchner Kammerspielen, am Münchner Volkstheater und am Schauspiel Bonn. In der mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichneten BR-Fernsehserie Löwengrube (1989 - 1992) brillierte Hallhuber als Metzger-Willy, einem unwiderstehlich charmanten Schieber.

Punktlandung für Pointen

Hallhuber auf dem Münchner Nockherberg

Donnernden Applaus bekam Hallhuber, als er 1997 und 1998 beim traditionellen Starkbier-Anstich auf dem Münchner Nockherberg als "Bußprediger Barnabas" die "Großkopferten", sprich die Prominenz, "derbleckte" - der zarteste Kabarett-Mönch, den es je gab, mit seinen unverwechselbaren, ironisch-kritischen Zwischentönen. Schon immer hatte Hallhuber ein Faible für mit dem Florett getupfte statt grob hingesäbelte Pointen. Als 17-Jähriger interviewte er den großen Erich Kästner, drei Jahrzehnte später brachte er dessen Texte in einem Revue-Abend auf die Bretter. Unvergessen auch Hallhubers eigenes Kabarett-Programm Warten auf Niveau.

Filmografie (Auswahl):

1986/87 Wind und Sterne

1988 Regina auf den Stufen

1990 - 2003 Café Meineid

1991 Zeit zum Spielen

1992 - 1994 Immenhof

1995/96 Kriminaltango

1997 Rossini

1999 Einmal leben

1999 Die Sternbergs

2000 Tatort: Viktualienmarkt

2001 Das Weibernest

2002 Der Stellvertreter

2003 München 7


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