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Münchens schönste Plätze Gedanken von Wolfgang Binder

Von: Dr. Michael Zehetmair und Wolfgang Binder

Stand: 13.02.2020 | Archiv

Wolfgang Binder | Bild: BR

"Auf die Plätze, fertig, los!" – dieses Kommando kennen wir alle noch aus unserem Sportunterricht. Es gilt aber nach wie vor in jeder Sportart, in der es darum geht, wer zuerst am Ziel und damit der Beste ist. "Auf die Plätze" könnte aber auch im übertragenen Sinn für unseren Film gelten, denn da dreht sich alles um Plätze in München, um besonders schöne Plätze, die auf irgendeine Art und Weise auffallen. Der einzige Unterschied zum Sportkommando liegt lediglich darin, dass es nicht darauf ankommt, welcher Platz zuerst dran kommt und welcher der Beste ist.

Solange es Städte gibt, gibt es auch zentrale Orte, an denen man sich trifft und handelt. In der griechischen Antike war es die "Agora", der Fest- und Versammlungsplatz für alle Bürger. Umgeben war dieser Platz mit Säulengängen und Tempeln. In der römischen Architektur übernahm dann das "Forum" diese Funktion. Vorbild und Namensgeber war das Forum Romanum in Rom, eine der wichtigsten Ausgrabungsstätten der Antike und Programmpunkt für jeden Rombesucher.

Heute bezeichnet ein Platz im städtebaulichen Kontext normalerweise eine freie Fläche in Städten, die mit Gebäuden umbaut ist. Oft sind es wichtige Einrichtungen wie Rathaus oder Theater, Kirche und Gasthaus. Plätze sind damit der Mittelpunkt in einer Stadt, der Ort, an dem man sich trifft und an dem das Leben pulsiert. Natürliche Nachfolger von Agora und Forum also.

Wenn wir heute das Wort "Platz" benutzen, dann geht dies auf das lateinische Wort "platea" zurück, das so viel heißt wie "breite Strasse". Und dass aus einer breiten Strasse dann im Laufe der Zeit ein "Platz" wird, ist leicht nachzuvollziehen. Kombiniert mit dem jeweiligen Gebäude kommt dann der Rathausplatz dabei heraus, der Theaterplatz, der Kirchplatz, der Schloss- oder Bahnhofsplatz. Der Opernplatz bei Monopoly übrigens ist eine besonders begehrte Adresse.....

In jeder Großstadt gibt es natürlich unzählige Plätze. Oft aber ist es ein Platz, der durch bestimmte Ereignisse ganz fest mit der jeweiligen Stadt verbunden ist.

So wurde beispielsweise für uns Deutsche der Rote Platz in Moskau durch den Privatpiloten Matthias Rust noch mal bekannter als davor schon. Mit seiner Cessna landete der Deutsche im Mai 1987 mitten im Herzen der Stadt und sorgte damit auf spektakuläre Weise für Aufmerksamkeit. Ein anderes Bild von einem Platz ging am 5. Juni 1989 um die Welt und ist seitdem in das kollektive Gedächtnis eingebrannt: ein einzelner Mann steht völlig unbewaffnet auf dem Platz des himmlischen Friedens in Peking vor heranrollenden Panzern und versucht diese aufzuhalten. Der Alexanderplatz in Berlin wiederum war für den Schriftsteller Alfred Döblin der Schauplatz für seinen berühmten Roman "Berlin Alexanderplatz", der 1929 erschien und durch die Verfilmung von Rainer Werner Fassbinder im Jahre 1980 zu Weltruhm gelangte. Dagegen braucht es für den bekanntesten Patz in New York, für den Times Square, keine extra Verfilmung. Er steht fast jeden Tag im Mittelpunkt unzähliger Berichterstattungen. Und der Place de la Concorde,  der größte Patz in Paris, träumt in den letzten Monaten bestimmt davon, endlich seinem Namen wieder gerecht zu werden.

In München weist der aktuelle Stadtplan derzeit mehr als 300 verschiedene Plätze aus, verteilt auf die einzelnen Stadtviertel. Vom "Adam–Erminger–Platz" in Schwabing bis zum Platz "Zur Deutschen Einheit"  in Englschalking. Und alle haben einen besonderen Charme, alle eine eigene Geschichte. Und alle natürlich einen eigenen Namen. Dabei fragt man sich manchmal, woher denn diese Bezeichnungen kommen?

Die ältesten Namen stammen aus dem 13. und 14. Jahrhundert und richteten sich meist nach lokalen Gegebenheiten wie zum Beispiel beim Rindermarkt. Später dann wurden Strassen und Plätze auch nach bedeutenden Personen und Ereignissen benannt, die keinen direkten Zusammenhang mit dem jeweiligen Ort hatten. Nicht immer waren alle damit einverstanden, was man am Karlsplatz gut nachvollziehen kann. 1797 wurde dieser Platz nach dem Kurfürsten Karl Theodor benannt. Doch den Münchnern war die damalige Wirtschaft "Stachus Garten" des Eustachius Föderl an dieser Stelle so lieb und vertraut, dass sich der Spitzname "Stachus" für den Karlsplatz bis heute gehalten hat.

Wenn heute neue Namen vergeben werden, bestimmt der Bezirksausschuss über die Benennung einer Strasse oder eines Platzes, der Stadtrat muss zustimmen bei der Benennung nach einer Person. Und manchmal ist es einfach nur traurige Pflicht, einen Platz nach einem Ereignis zu benennen. So wurde 50 Jahre nach dem schrecklichen Flugzeugabsturz mit dem "Manchesterplatz" in Trudering an die Stelle erinnert, an der am 6. Februar 1958 23 Menschen ums Leben kamen, darunter acht Spieler der Fußballmannschaft von Manchester United.

Es gibt aber in München auch noch den kuriosen Fall, dass der Name "Platz" – in der bayerischen Verkleinerungsform - gleich hergenommen wurde für einen Platz. Denn als "Platzl" wird der Bereich rund um das Hofbräuhaus genannt. Seit Ende des 18. Jahrhundert gibt es diesen altmünchnerischen Straßennamen und vor allem Nichteinheimische sollten an dieser Stelle aufpassen. Denn der Name "Platzl" bezeichnet im Bayerischen auch ein Weihnachtsgebäck und "Platzl bacha" steht damit für Plätzchen backen. Also Vorsicht.


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