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TV-Ungarn Wie ein Dorf sein Schloss retten will

Als das Schloss in Szabadkígyós 1882 eröffnet wurde, war es das modernste Schloss seiner Zeit. Im Auftrag der Grafen Wenckheim wurde es nach den Plänen von Miklós Ybl im Neorennaissance-Stil errichtet.

Von: Zsuzsa Sȧri

Stand: 28.06.2015 | Archiv

Das Schloss in Szabadkígyós | Bild: BR

Bürgermeister József Balogh

Kristina Wenckheim forderte vom Architekten, dass nichts gleich sein dürfe, aber alles harmonisch sein solle. Außerdem wünschte sie, das Schloss solle so viele Fenster haben, wie ein Jahr Tage hat, so viele Zimmer, wie es Wochen und so viele Eingänge, wie es Jahreszeiten hat.

"Meine Mutter arbeitete vor langer Zeit als Zimmermädchen hier und meine beiden Großväter waren bei der Herrschaft angestellt."

József Balogh, Bürgermeister

Durch die Erzählungen seiner Eltern und Großeltern fühlt sich der Bürgermeister von Szabadkígyós mit der Familie Wenckheim und dem Schloss, das sie als Sommerresidenz nutzte auch heute noch sehr verbunden.

Einst Turnhalle - jetzt wieder Speisesaal

1944 musste die Grafenfamilie das Land verlassen. Das Gebäude wurde nach dem Zweiten Weltkrieg verstaatlicht und beherbergte 66 Jahre lang eine Fachschule für Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie. Der Speisesaal mit den geschnitzten Holzvertäfelungen wurde damals als Turnsaal genutzt.

"Dort, wo die beiden Esszimmerschränke stehen, war die Sprossenwand. Dahinter gab es keinen Verputz mehr, als wir das Schloss übernommen haben. Gegenüber, wo der Spiegel ist, war der Basketballkorb montiert, auf der anderen Seite ebenso."

József Balogh, Bürgermeister

Das Recht, das Schloss zu verwalten, erhielt die Gemeinde nach langem Hin und Her aber erst 2012 von der Nationalen Verwaltung für Baudenkmäler.

"Ich hätte das ja verstanden, wenn sie sich während dieser Jahre um das Gebäude gekümmert und das Schloss und den Park gepflegt hätten. Es ist aber nie jemand gekommen. Und die Leute begannen, es abzureißen, die Abflüsse abzumontieren und Bäume umzusägen."

József Balogh, Bürgermeister

Seitdem die Gemeinde das Verwaltungsrecht hat, wird das Gebäude videoüberwacht und es wurden schon rund 200.000 Euro für Renovierungsarbeiten aufgebracht. Parkettböden wurden erneuert, die Kanalisation wieder hergestellt und fehlendes Fensterglas ersetzt.

Die Räume im Erdgeschoß können bereits besichtigt werden, die Einrichtung ist aber noch nicht komplett. In den Räumen im Obergeschoß ist die Umgestaltung in Hotelzimmer geplant. Mit den Nachkommen der ehemaligen Grafenfamilie steht die Gemeinde noch in regem Kontakt.

"Voriges Jahr, als wir die Schlosskapelle einweihten, waren sie auch hier. Der Zweig aus Bonn war hier und auch der aus Argentinien. Sie sind zu diesem Ereignis gekommen und machten den Akt damit noch feierlicher."

József Balogh, Bürgermeister

Die in Form geschnittenen Buchsbäume und der Springbrunnen erinnern an Schlossgärten in Frankreich, während in einiger Entfernung ein Park nach englischem Vorbild gestaltet wurde.

Die Gemeindeverwaltung, die über ein bescheidenes Budget verfügt, nimmt jede Gelegenheit wahr, um an Einnahmen zu gelangen, mit denen das 130 Jahre alte Gebäude renoviert werden kann. Besucher des Schlosses können, wenn sie diesen Ort im Komitat Békés besuchen, bereits die Lipizzaner sehen, mit denen eine Pferdezucht begonnen werden soll.


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