BR Fernsehen - Alpen-Donau-Adria


0

TV-Ungarn "Parkour" – per Salto durch die Stadt

Hohe Berge, reißende Flüsse und schroffe Felswände wird man in der südungarischen Stadt Szeged vergeblich suchen. Dennoch finden Jugendliche, die hier leben, ihre Herausforderung.

Von: Mónika Kiss

Stand: 14.08.2016 | Archiv

Parcour | Bild: BR

Vor ein paar Jahren sind sie in den Gassen und den Parks der Innenstadt aufgetaucht: Die Anhänger des so genannten Parkour, einer Sportart und Lebensphilosophie. Parkour ist eine Extremsportart, bei der es darum geht, mit möglichst spektakulären Tricks, Klettereinlagen und Sprüngen von A nach B zu gelangen.

Der Sport der Großstadtjugendlichen eroberte von Frankreich aus die Welt. Es gibt keine bindenden Regeln, alles kann geändert werden, die Frage ist nur, wie weit sich die Grenzen überwinden lassen.

Jugendliche in Szeged haben einen Verein gegründet, zu dem die Parkour-Läufer gehören. Bei den wöchentlich mehrmals stattfindenden Trainingseinheiten probieren die Mädchen spezielle Übungen aus.

"Klar, es ist schon gefährlich, aber so wie die Burschen das machen, das schaut super aus."

Rita Vrazsovits

Rita Vrazsovits

Sport schadet weder Anfängern noch Fortgeschrittenen, und auch wenn ein großer Teil der Sprünge im Kopf entschieden wird, ist sehr viel Übung notwendig, sonst kann schon einmal etwas schief gehen.

"Bei einem Auftritt in Pest habe ich mir die Schulter ausgekegelt, und jetzt muss ich zirka zwei Monate aussetzen. Wir haben schon lange nicht mehr mit einem Trainer gearbeitet und dann einfach spontan begonnen. Ich merkte die Drehung nicht, und dachte, der Salto ist schon fertig."

Dániel Bálint

Die Grundregel lautet: Du bist nicht dann ein guter Parkour-Läufer, wenn du die Hindernisse bewältigst, sondern wenn du weißt, dass du sie bewältigen kannst; oder, wenn du weißt, dass du es nicht kannst, dann versuchst du es gar nicht.

Dávid Balogh

Parkour ist ständiger Fortschritt. Man muss fließen wie das Wasser, und sich vorwärts bewegen ohne Innehalten. Dazu braucht es körperliche Begabung, Gleichgewichtsgefühl, und das Wichtigste: die mentale Bereitschaft.

"Wir trainieren mit diesen jungen Menschen hier in der Halle, bis sie 100-prozentig sind. Wir achten beim Training auch auf die anderen; es macht also nicht jeder, was er will. Es gibt eine Norm, nach der man die Tricks durchnimmt, und es gibt eine Liste mit verbotenen Tricks, die man hier in der Halle nicht üben darf. Draußen, im Freien, alleine, kann jeder auf eigenes Risiko alles machen, dafür übernehmen wir aber keine Verantwortung. Es gibt nämlich auch technisch sehr schwierige Tricks, die ganz einfach aussehen, die aber wirklich nur die Profis ausführen können."

Dávid Balogh, Leiter des Flip Unit Teams

Ein halsbrecherischer Sport mit lebensgefährlichen Kunststücken? So überraschend es auch klingen mag, aber Parkour erzieht zu Selbstdisziplin und Geschicklichkeit. Den Ausführenden verleiht er Freiheit, die Zuschauer hingegen lässt er voll Bewunderung staunen.


0