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TV-Kroatien Bürgerverein stiftet Ehrenpreis

Sie war erst 15 Jahre alt, als sie Mutter und Großmutter verlor, mit denen sie bis dahin gelebt hatte. Sie hatte keine Wahl: Die Unterbringung in einem Heim für Waisenkinder war unumgänglich, aber es blieb ihr noch die Hoffnung auf ein Wunder.

Von: Mario Beganović

Stand: 06.12.2015 | Archiv

Preisträgerinnen | Bild: BR

Ivana bei der Arbeit

Acht Jahre später begann Ivana ein neues Leben. Obwohl sie als Kind mit geistiger Behinderung auf die Welt gekommen ist, hilft sie heute tagtäglich in einem Geschäft. Sie wohnt in einer Wohngemeinschaft mit drei weiteren Mädchen und ist einer der kleinen Schützlinge des Integrationsvereins "Lastavice" (Schwalbe) in Split. Zurzeit hat der Verein zirka 20 elternlose Schützlinge mit geistiger Behinderung, die in Wohngemeinschaften untergebracht sind und in diversen Geschäften arbeiten.

"Unser Ziel ist es, die Selbstständigkeit unserer Schützlinge soweit wie möglich zu fördern und sie für leichtere Arbeiten zu befähigen. Wir versuchen, sie sozial zu integrieren und es ihnen zu ermöglichen, ihre Chancen und ihr Können selbst einzuschätzen."

Danijela Jelić, Präsidentin des Integrationsvereines Lastavice in Split

Danijela Jelić

Danijela Jelić hat ihr ganzes Leben mit Kindern als Sonderpädagogin in diversen Kinderheimen verbracht. Vor 15 Jahren hat sie den Verein "Lastavice" gegründet. Sie versucht, den Kindern das Leben in Wohngemeinschaften, also in einer realen Umwelt, anstatt in Heimen beizubringen. Ihre Initiative wurde Teil des Gesetzes, das Kindern eine alternative Unterbringung außerhalb von staatlichen Heimen gewährleistet. Für ihren unermüdlichen Einsatz erhielt sie heuer den Preis "Splitski cvit". Der Preis wird vom Bürgerverein "Naš kvart" an jene selbstlosen Frauen verliehen, die Barrieren überwinden und Grenzen des Möglichen sprengen.

"Allen Frauen ist die Überraschung gemeinsam, die sie an den Tag legen, wenn man sie anruft und ihnen mitteilt, dass sie für den Preis nominiert wurden. Sie fragen dann immer: ‚Und wieso ich? Was habe ich so besonderes gemacht, dass ich nominiert wurde?‘ Wenn ich ihnen dann die Gründe für ihre Nominierung aufzähle, folgt Stille und man hat den Eindruck, dass ihnen die Schönheit und die Wichtigkeit ihrer Aktionen langsam bewusst wird."

Milena Mratinić, Präsidentin des Vereins Naš kvart Split

In den letzten drei Jahren wurden 48 Frauen aus den verschiedensten Tätigkeitsbereichen wie Lehrerin, Ärztin, Sportlerin, Musikerin, … also aus allen Berufsgruppen, nur keine Politikerinnen, nominiert, sagt Milena.

Dijana Aničić mit ihrem Sohn

Die erste Frau, die eine solche Auszeichnung bekommen hat, war Dijana Aničić. Nach der Geburt ihrer Zwillinge hatte sie eine schwere Zeit. Einer der Zwillinge starb bei der Geburt und der zweite, der heute 17 Jahre alte Duje, wurde mit einer schweren Hirnschädigung geboren.

"Für mich war es am schwierigsten, die Barriere in den Köpfen der Leute zu durchbrechen. Duje war damals noch ein Baby und sie sahen ein gesundes Baby in meinen Händen bzw. ein gesundes Kind im Rollstuhl. Ich schien wie eine Verrückte, die herumläuft und erzählt, dass ihr Kind schwer krank ist."

Dijana Aničić, Präsidentin des Vereines Anđeli (Engel), Split

Ihre eigene Erfahrung hat Dijana dazu bewegt, den Verein "Anđeli" zu gründen, um so anderen Familien, mit ähnlich schweren Lebensgeschichten zu helfen. Es ist größtenteils ihr Verdienst, dass den Eltern schwer kranker Kinder kraft Gesetzes der Status eines Pflegers anerkannt wird.

Đordana Barbarić und ihr Verein "Brücke"

Voriges Jahr wurde Đordana Barbarić für ihre "Brücke", einen Verein für Obdachlose und Jugendliche mit Verhaltensstörungen, den sie gegründet hat, geehrt.

"Mit ihnen arbeiten nicht nur erwachsene Fachkräfte, sondern auch junge, gleichaltrige Helfer. Diese Geschichte dauert bereits 16 Jahre und ich bin stolz, viel für diese jungen Menschen erreicht zu haben."

Đordana Barbarić, Präsidentin 'Most' Split

Die tapferen Frauen von Split wurden auch vom Bürgermeister geehrt.

"Niemand hat sie gezwungen, niemand hat das von ihnen verlangt, aber sie tun es, weil sie es lieben. Das ist ihre Welt, ihr Leben und sie machen es auf die bestmögliche Art und Weise."

Ivo Baldasar, Bürgermeister von Split

Nach einer Legende hat jener, der die große Zehe der Bronzestatue des Bischofs Gregor von Nin berührt, garantiert Glück.

Selbstlos, wie sie sind, haben sich die Frauen sicherlich etwas Schönes gewünscht, aber natürlich nicht für sich, sondern für jene, die es nötiger haben.


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