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TV-Slowenien Ein ganzes Dorf als Heimatmuseum

Ribnica, Reifnitz in Unterkrain ist eine der ältesten slowenischen Ortschaften. Die ersten Aufzeichnungen über Ribnica reichen bis ins Jahr 1220 zurück.

Von: Maruša Prelesnik Zdešar

Stand: 11.01.2015 | Archiv

Historische Stadtansicht von Ribnica | Bild: BR

Im Zentrum des Markts sind die mittelalterlichen Überreste des Schlosses von Ribnica zu sehen. Heute ist nur noch ein kleiner Teil des Schlosses erhalten, das viele Geschichten über die Hexenprozesse birgt. Im Jahr 1701 fand in Ribnica der letzte Hexenprozess in diesem Teil Europas statt. Eines der seltenen Protokolle darüber ist erhalten geblieben. Die Angeklagte wurde mit bösen Geistern, mit einer schlechten Ernte und mit der Einflussnahme auf das Wetter in Verbindung gebracht.

"Im Protokoll heißt es, dass Marina Češarek nach drei Stunden der Folter auf dem Hexenstuhl gestand, an einer Hexenversammlung teilgenommen zu haben. Sie habe erzählt, wie sie dorthin gekommen sei, was sich dort ereignet habe und wie sie danach zur Helfershelferin des Teufels auf Erden wurde."

Mag. Marina Gradisnik, Kustodin des Museums Ribnica

Auf dem Schloss in Ribnica kann auch eine Handwerksausstellung besucht werden: es werden Korb- und Tonwaren gezeigt. Das ist typisch für Ribnica, und es ist kein Zufall, dass damit auch der Gemeindefeiertag in Ribnica am 23. Oktober verbunden ist. An diesem Tag im Jahr 1492 hat Kaiser Friedrich III. Ribnica das Hausiererpatent verliehen, das den Bewohnern von Ribnica das Recht gibt, Holzwaren in allen damaligen österreichischen, deutschen und ungarischen Ländern zu verkaufen.

Mit dem Patent erhielten sie auch die Berechtigung, Märkte abzuhalten. Noch heute ist der Markt von Ribnica an jedem ersten Sonntag im September die größte Veranstaltung der Volkskultur in Slowenien. Hier trifft man noch immer richtige Wanderhändler, wie sie einst mit der "Kraxn", an denen Löffel, Kochlöffel, Siebe, Schaffeln und andere Holzwaren hingen, von Tür zu Tür gingen. Die Kraxn waren bis zu 90 Kilogramm schwer.

"Wenn er etwas verkauft hat, wurde die Kraxn leichter. Wenn er aber nichts verkauft hat, wurde sie immer schwerer."

Franc Jaklic, Hersteller von Holzgefäßen

Die Last war mit etwas Humor leichter zu tragen, und zum erfolgreichen Verkauf gehörte auch die Schlauheit des Krämers.

"Für gewöhnlich bot er den Hausfrauen Folgendes an: zwei große Kochlöffel; wenn du sie kaufst, bekommst du einen kleinen umsonst. Dann kaufte sie, wusste aber nicht, dass sie den kleinen sehr teuer bezahlte."

Franc Jaklic

Nur einige Meter vom Schloss entfernt, bei den alten Kaufmannshäusern, steht die Kirche St. Stefan, die von zwei Glockentürmen gesäumt wird, den so genannten Ribnica-Kronen. Das ist eine der letzten Arbeiten von Jože Plečnik. Sie wurden 1960 fertiggestellt, also drei Jahre nach seinem Tod. Seine ursprüngliche Idee des Tempelkonzepts blieb erhalten.

"Er ließ zwölf Säulen machen und hat sie mit einem griechischen Architrav verbunden. Von weitem sah es aus wie ein Tempel, aus dem in der Mitte der Opferaltar wächst. Aus dem Opferaltar wächst die Sonne, die Jesus Christus ist. Es geht um die Symbolik des Heiligtums mit dem Altar."

Mag. Anton Bercan, Bürgermeister von Ribnica und Dechant

Das Innere der Pfarrkirche wurde von unterschiedlichen Künstlern gestaltet. Das Altarbild des Heiligen Stefan ist die Arbeit eines der größten slowenischen Impressionisten, Ivan Grohar.

Die kulturelle und volkskundliche Tradition von Ribnica lebt weiter und spiegelt sich in der modernen Verwendung des Werkstoffs Holz wider. Im Handwerkszentrum erhält die junge Generation auch Unterricht im Korbflechten und Töpfern. Ton ist auch eines der typischen Materialien des Ribnica-Tals. Das Töpfergewerbe ist hier zu Hause. Man legt auch Wert auf Industriedesign für moderne Produkte aus heimischen natürlichen Materialien.

"Diese Tassen sind die Frucht der Zusammenarbeit zwischen der Designerin und der Handwerkerin. Sie stellen das Märchen von der Entstehung von Ribnica dar, das von einem goldenen Fischlein und einem Riesen handelt."

Katja Žagar, Mitarbeiterin im Handwerkszentrum Ribnica

Das goldene Fischlein, das der Riese beim Fischen so glänzend fand, hat heute noch seinen Platz im Gemeindewappen. Und auch der slowenische Name des Ortes kommt von dem slowenischen Wort für Fischlein: "ribica".


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