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RAI-Triest Der Sozialbauernhof in den Bergen bei Triest

Der Sozialbauernhof – die Fattoria sociale – wurde in der Provinz Triest vor fünf Jahren gegründet, in dem kleinen Ort Repen auf der Karsthochebene an der Grenze zu Slowenien. Hier findet jeder auf seine Art die Möglichkeit, sich nützlich zu fühlen und anerkannt zu werden.

Von: Deva Pincin

Stand: 18.10.2015 | Archiv

Ein Mann wendet mit einem Traktor Heu | Bild: BR

Omar Marucelli

"Unsere Gäste und Freunde sind Menschen mit psychischen Problemen, mit Alkohol- und Drogenproblemen, Menschen, die aus schwierigen Familien kommen. Wir heißen sie alle willkommen." Omar Marucelli, Fattoria Sociale

Haron Marucelli

"Das ist einer der wenigen, wenn nicht der einzige Platz, wo ein Bursche seine Aufgabe finden kann. Die Landwirtschaft hat einen langsamen Rhythmus, von Jahreszeit zu Jahreszeit, vorgegeben vom Leben, von Sonnenaufgang und –untergang, von der Kälte, die kommt und vergeht. Und auch wenn einer die Sachen nicht so schnell begreifen kann wie die anderen, hat er seine Zeit dafür und wird früher oder später ans Ziel kommen. Das ist die Landwirtschaft und das ist das Soziale." Haron Marucelli

Die Brüder Omar und Haron betreiben die Fattoria Sociale von Repen mit großem Engagement. Das Gefühl für den Nächsten ist eine Charakteristik ihrer Familie.

"Zu Hause haben wir immer zwei Sprachen gesprochen: Mein Vater stammt aus der Toskana, meine Mutter aus dem slowenischen Karstgebiet. Meine Eltern waren als Sozialarbeiter tätig und haben sich um Menschen mit Problemen gekümmert. Wir sind ihrem Beispiel gefolgt."

Omar Marucelli

"Die Burschen, die zu uns kommen, sind zwischen 15 und 16 bis zu 40 Jahre alt und sie haben eine unglaubliche Abwehr entwickelt. Es hat keinen Sinn, sie zu drängen, gleich alles zu machen. Jeder muss seinen Platz finden, wo er sich bewähren und wachsen kann. Und wenn es dann funkt, dann arbeiten wir weiter, bis er wirklich das Bestmögliche erreicht."

Haron Marucelli

"Ich stelle gern den Zaun auf, mache die Heuballen, und ordne sie in einer Reihe an, … alles schön geputzt, und ich mache immer weiter, gebe nicht auf."

Maver

"Wir haben kleinere Maschinen genommen und machen kleine Heuballen, damit sie leichter damit arbeiten können. Wir setzen zweirädrige Schubkarren ein und Kübel in verschiedenen Farben: rot für Mais, gelb für Gerste. So können die Behinderten die ganze Sache weitermachen."

Haron Marucelli

Bianca Cancelli und ihr Sohn Enrico

"Ein Beispiel für diese Arbeitsweise ist mein Sohn Enrico hier neben mir. Enrico war von der Welt abgeschlossen. Er hatte die Hände verschlossen und sein Inneres, aber vor allem waren die Verbindungen unterbrochen. Aber dank seinem Betreuer auf dem Bauernhof und dank den Geräten in der Landwirtschaft, das Lenkrad des Traktors, der Handgriff des Rechens und der Hacke, hat er enorme Möglichkeiten bekommen wie übrigens auch seine Freunde. Sie sind eine tolle Mannschaft." Bianca Cancelli

"Unsere Gäste, nicht nur jene, die geistige Probleme haben, haben vor allem auf der sozialen Ebene Schwierigkeiten. Wer zum Beispiel seine Arbeit verloren hat, fühlt sich aus der Gesellschaft ausgeschlossen."

Omar Marucelli

"Ich habe schlecht begonnen: ich hatte schreckliche Angst vor den Pferden, aber ich habe mich zusammengerissen und kann jetzt wenigstens als Pferdeknecht arbeiten."

Paolo

"Ich kann mich entspannen, wenn ich die Landschaft betrachte, die Tiere auf der Weide sehe, denn wir alle haben unsere Probleme. Hier bin ich mit ruhigen Menschen beisammen. Ich hoffe, mit dieser Erfahrung werde ich wieder Arbeit finden."

Aron

"Ah, sie lernen allerdings zu lachen, und das ist nicht wenig. Und sie lernen, dass es kein ‚das schaffe ich nicht‘ gibt."

Haron Marucelli


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