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Rai-Südtirol Das neue Museum von Reinhold Messner

Der Extrembergsteiger und König der Achttausender Reinhold Messner stellt sich einer neuen Herausforderung; er steigt nicht mehr auf gefährliche Gipfel und durchquert auch keine Wüsten mehr, sondern tritt neuerdings als Museumsmacher auf.

Von: Martin Hanni

Stand: 06.12.2015 | Archiv

Museum Architektur | Bild: BR

"Ich wollte die Landschaft und die Berge in das Museum hereinholen; die Wolken und die Nebel sind immer anders. Den Gästen zeigen wir die schönsten Berge der Welt, die Dolomiten – vom Ortler am Horizont im fernen Westen bis zu den Lienzer Dolomiten in Osttirol. Zwei spezielle Blickpunkte habe ich dabei gewählt: einmal die Geislergruppe im Villnößtal, das ist meine Heimat, meine persönliche Geschichte, und zum Zweiten den Heilig-Kreuz-Kofel. Gerade dort – und nicht etwa am Everest – habe ich meine schwierigste Klettertour unternommen."

Reinhold Messner, MMM Corones, Extrembergsteiger

Reinhold Messner hat am Kronplatz im Pustertal sein letztes und höchstes Museum geschaffen. Im Laufe seines abenteuerlichen Lebens wurde er vom Gipfeljäger zum Museumssammler.

"In meiner Jugend habe ich schwierige Routen erschlossen, beim Klettern oder im Eis. Ich stand auf allen Achttausenders. Doch im Lauf der Zeit habe ich die Gesichter und die Geschichten der Menschen, der Bergvölker, entdeckt. Sie wurden immer wichtiger. Aus diesem Grund habe ich die Völker erkundet, später auch die heiligen Berge. Ich wollte wissen, warum diese Berge verehrt wurden."

Reinhold Messner

Reinhold Messner

Der Museumsmacher versammelt die wichtigsten Berge der Umgebung, holt sie in den modernen Baukörper der Architektin Zaha Hadid. Die Besucher gelangen in die Erde und gleichzeitig ins alpine Reich der legendären Bergsteigerfigur.

"Was den Alpinismus im Kern ausmacht, gehört bewahrt. Wir haben es hier mit 250 Jahren Literatur und Kunst, Philosophie und Malerei zu tun. Große Philosophen und Schriftsteller wie Thomas Mann haben sich mit dem Phänomen Berg auseinandergesetzt. Das alles hole ich herein ins Museum. Wir sind in Südtirol gut beraten, wenn wir neben dem Naturtourismus auch den Kulturtourismus anbieten."

Reinhold Messner

Tourismus und Kultur, alpine Bergutensilien und zeitgenössische Architektur – ganz im Stil der Architektin, deren Objekte ohne Ecken und Kanten auskommen, ganz im Gegensatz jedoch zu Reinhold Messner, der sich gerne gesellschaftspolitisch einbringt, mitunter auch mit kantigen Stellungnahmen für Aufsehen sorgt.

Der Grenzgänger verweist mit musealem Spürsinn auf Grenzen, die eine Gesellschaft im Umgang mit alpinen Themen und dem traditionellen Alpinismus kennen muss.

"Ich setze mich klar dafür ein, dass der kleine Bauer über einen sicheren Weg mit seinem Traktor auf die Alm fahren kann. Er könnte sie sonst nicht bewirtschaften und müsste sie auflassen. Auf der anderen Seite wehre ich mich gegen Seilbahnen, neue Hütten und Klettersteige bis auf die höchsten Gipfel. Wir haben großartige Berge rundum, es sind Tausende. Sie sollen so bleiben wie sie sind. Wer es kann und schafft, soll so hoch steigen und klettern wie er möchte, aber ohne die Berge zu belasten."

Reinhold Messner, Museumsmacher

Zitate an den Wänden dienen als Wegweiser für die Besucher in unter- und überirdische Welten mit Malerei, Architektur, Skulptur, Film, Literatur oder Fotografie. Die Hülle ist eine architektonische Perle, die sich wie ein Murmeltierbau erst im Inneren erschließt und nur sporadisch Ausblicke zulässt.

Zukunftsmusik ist hingegen – noch – Reinhold Messners nächste Idee:

"Mir wäre es wichtig, dass die Museen ‚erwandert’ werden. Daher die Idee, zumindest zwei davon durch Steige und Wege zu verbinden. Die gibt es schon, sie führen vom Kronplatz, wo wir stehen, über wunderbare Dolomitenpässe bis nach Cortina und weiter zum Monte Rite, wo ein weiteres meiner insgesamt sechs Museen steht. Man wäre drei, vier Tage unterwegs, es wären auch keine neuen Bahnen oder Hütten nötig, alles schon da. Vor allem aber: Man könnte die Dolomiten von ihrer schönsten Seite unmittelbar erleben."

Reinhold Messner

Gute Gründe also, die Bergwelt aus nächster Nähe zu betrachten – wie auch das MMM Corones am Kronplatz.


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