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TV Kroatien Faschingstradition zum Gruseln

Zur Faschingszeit setzt jeder in Međimurje gerne eine aus Holz geschnitzte "Lafra" auf. Das ist eine Verbindung zwischen dem menschlichen Kopf und einer Schnauze, die nicht selten mit Hörnern versehen ist.

Von: Nebojša Stijačić

Stand: 24.02.2019 | Archiv

Menschen mit Masken | Bild: BR

In den Dörfern der Region Međimurje, dem Zwischenmurland im Norden Kroatiens herrscht im Winter Stille. So ist es auch in Turčišće, aber nur bis zur Faschingszeit. Da erwachen die Geister und die Menschen leben auf. In dieser Gegend sind insbesondere die Kopfmasken bekannt. Man nennt sie Lafra. Sie werden meistens aus Weiden- oder Lindenholz angefertigt, sind grob bearbeitet und wirken mächtig, manchmal auch angsteinflößend.

Janja Kovač, Ethnologin und Kulturanthropologin: "Durch ihre Nase oder Schnauze erinnern sie an tierische Gestalten, die aber dennoch jedem Menschen vertraut sind, weil sie eigentlich Haustiere darstellen."

Vertreibung des Winters

Der Volksglaube besagt, dass der Winter eine gefährliche, unfruchtbare und tote Jahreszeit ist. Die Masken haben Hörner, um damit böse Kräfte bis zum Frühjahr zu vertreiben, wenn die Natur aufwacht und die Felder wieder grün werden.

Maskenhersteller Mijo Sirc erklärt: "Die Hörner besorgt man in Bosnien, in Istrien und überall, wo man sie noch bekommen kann. Hier hat es früher einmal jede Menge Hörner gegeben. Heute bearbeitet man die Hörner lieber selbst, als sie zu verkaufen. Früher einmal musste man sie entsorgen, und jetzt verlangt man dafür zwei- bis dreihundert Kuna, umgerechnet 30 bis 40 Euro."

Mijo erzeugt noch Masken und erhält somit die langjährige Tradition am Leben: "Ich kann ohne Masken nicht leben. Wenn man sie einmal gemacht hat, kann man es nicht mehr lassen. Außerdem sind es nur ganz Wenige, die sie noch anfertigen und unser Verein ist groß. Für jeden wird eine Maske benötigt. Ich bin förmlich gezwungen, sie herzustellen. Verdienen kann man damit beinahe nichts. Ich mache es freiwillig, repariere die Masken und mache neue. Es bleibt aber nichts übrig. Ich habe noch Kosten für Holz und Strom."

Alte Tradition interessiert auch junge Menschen

Seit Jahren macht er die Masken für den Verein "Lafra". Zum Glück gibt es auch junge Menschen, die diese Fertigkeit erlernen wollen, wie Stjepan Vlah: "Als Kind spielte ich schon bei 'Lafra' mit. Ich war oft in der Werkstatt und habe zugesehen, wie der Meister arbeitet. Eines Tages versuchte ich es auch und es gefiel mir. So habe ich meine erste Maske hergestellt. So hat alles begonnen."

In den letzten hundert Jahren hat sich das Dorfleben stark verändert. Die Orte in der Region Međimurje ähneln in ihrer Infrastruktur und Lebensweise immer mehr den Städten.

Janja Kovač erklärt den Wandel: "Man ändert halt seine Ansichten und dadurch auch die Tradition. So hat sich auch die ursprüngliche Bedeutung des Faschings verändert, der immer mehr zu einem gesellschaftlichen Event wird und keinen rituellen Charakter mehr hat."

Das Wichtigste ist aber gleich geblieben: wenn Lafras durch den Ort ziehen, freut sich jeder.


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