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BR-München Die Wetterstation am Hohenpeißenberg

Ein Eldorado für Wetterforscher: der Hohenpeißenberg - rund 60 Kilometer südwestlich von München. Hier kommen Wissenschaftler dem Wetter auf die Spur.

Von: Sabine Schmalhofer

Stand: 06.12.2015 | Archiv

Hohenpeißenberg | Bild: BR

Auf einem rund 150 Meter hohen Turm stehen neben Mobilfunk- und Fernsehantennen auch meteorologische Messinstrumente.

Sie sind Teil einer Forschungsstation gleich daneben. Das Observatorium gehört zum Deutschen Wetterdienst.

Dr. Christian Plass-Dülmer

Der Chef der Station Christian Plass-Dülmer arbeitet bereits seit 20 Jahren auf dem Berg. Er und seine Kollegen machen nicht nur einfache Wetterbeobachtungen, sie untersuchen vielmehr die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre.

"Also, das Tolle hier am Hohenpeißenberg ist die lange Tradition: Seit 1781 gibt es meteorologische Beobachtungen hier; mit qualitativ hochwertigen Messungen, aufgrund derer wir sagen können, dass sich was verändert hat."

Dr. Christian Plass-Dülmer, Leiter des Meteorologischen Observatorium Hohenpeißenberg

Vom reinen Beobachten des Wetters haben sich die Forscher längst weiterentwickelt. Nur noch ein geringer Teil ihrer Arbeit besteht aus dem Messen von Temperatur, Niederschlag oder Wind. Der Schwerpunkt liegt jetzt auf der Luftchemie. Die Räume sind vollgestopft mit verschiedenen Geräten und Maschinen, die die Luft chemisch analysieren. Die Station ist ein weltweites Beobachtungsnetz eingebunden.

"Der Hohenpeißenberg ist deshalb gut, weil er repräsentativ für Mitteleuropa ist. Wir haben im Westen keine Industrieanlagen, damit kriegen wir relativ saubere Luft hier rein. Aber sie trägt die Signatur von Europa, von europäischen Emissionen."

Dr. Christian Plass-Dülmer

Die Forscher können über 100 Spurenstoffe in der Luft nicht nur identifizieren, sondern auch der Menge nach bestimmen: Stickoxide, Feinstaub oder Ozon.

Viele Stoffe werden mit der Luftströmung um die ganze Welt transportiert. Das Ergebnis der Messungen: in Europa ist die Luft sauberer geworden. In Asien dagegen hat die Luftverschmutzung zugenommen.

Neben all den Schadstoffen gibt es aber auch Positives zu berichten: sogenannte Radikale aus Wasser- und Sauerstoffatomen tragen zur Selbstreinigung der Atmosphäre bei.

"Hiermit messen wir die OH-Radikale; das Waschmittel der Atmosphäre, nennen wir das. Das heißt, alles, was an Dreck in die Atmosphäre kommt, wird durch diese OH-Radikale zu 90 Prozent umgewandelt in Substanzen, die wasserlöslich sind und durch den Regen aus waschbar sind."

Dr. Christian Plass-Dülmer

Die Wissenschaftler auf dem Hohenpeißenberg sind keine "Wetterfrösche", so wie man sich häufig Meteorologen vorstellt, sondern Chemiker für die Luft.

Im Observatorium arbeiten zehn Wissenschaftler und 40 Mitarbeiter für Technik und Büro. Während sich die meisten von ihnen um die Chemie kümmern, gibt es aber auch Wetterbeobachter wie zum Beispiel beim Frühwarnsystem namens "Konrad", das hier entwickelt wurde. "Konrad" soll Unwetter frühzeitig erkennen.

"In diesem Programm werden Radardaten interpretiert, und zwar so, dass die Gewitterzellen identifiziert werden und sie in ihrer Gefährlichkeit gewichtet und bewertet werden."

Dr. Michael Frech, Radarwissenschaftler, Meteorologisches Observatorium Hohenpeißenberg

Dr. Michael Frech

Wettervorhersagen machen die Wissenschaftler am Hohenpeißenberg nicht – dafür sind andere zuständig. Seriöse Prognosen lassen sich in der Regel ohnehin nur für wenige Tage treffen. Alles andere hat mit Spekulation zu tun.

In früheren Zeiten hieß Wetterbeobachtung Buch führen über Sonnenschein, Regen oder Wolken. Heutzutage steckt jede Menge High-Tech dahinter. Und doch: Längst sind nicht alle wettertechnischen Phänomene in unserer Atmosphäre erforscht.

Auf die Wissenschaftler am meteorologischen Observatorium Hohenpeißenberg wartet also noch jede Menge Arbeit….


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