BR-München Pantomime für Flüchtlingskinder in München
Ingrid Irrlicht, eine professionelle Pantomimin hat eine schwierige Aufgabe zu bewältigen: An der Bayernkaserne in München will sie Flüchtlingskinder zum Lachen bringen.
"Es ist Seelenfutter und es hilft auch einfach mal eine Stunde nicht dran zu denken: Was war? Was wird sein? Was ist jetzt? Sondern einfach den Augenblick genießen. Und das kann man mit Musik. Das kann man mit vielen Kunstformen. Meine ist eben die ohne Worte."
Ingrid Irrlicht, Pantomimin
Flüchtlinge in Bayern. In diesem Jahr kamen fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Alle mit Nahrung und Unterkunft zu versorgen, ist für die Behörden schon schwierig genug. Um ihnen dennoch das Gefühl zu vermitteln, sie seien willkommen, wurden nun Ingrid Irrlicht und andere Künstler tätig. Regelmäßig hat sie nun Auftritte in der Bayernkaserne, initiiert von der Münchner Mohr-Villa.
"Die Mohr-Villa fragte mich dann postwendend: 'Könnten Sie sich vorstellen, auch für Flüchtlinge zu spielen, da sie ja Theater ohne Worte machen?' 'Das könnte ich mir gut vorstellen, weil genau das würde ich gerne tun.'"
Ingrid Irrlicht, Pantomime-Darstellerin
In der Mohr-Villa hat Ingrid Irrlicht auch ihre Requisiten gelagert. Flüchtlingsarbeit findet durch diesen Kulturverein in vielfältiger Weise statt: Street-Art-Projekte an der Bayernkaserne und vieles andere...
"Damit diese Menschen in dieser ja, doch ganz einfachen Unterkunft mal rauskommen und was ganz anderes in einem behütetem Raum haben, kommen sie zu uns in unsere Kunstwerkstatt, malen zusammen hier zwei Stunden, schalten ab, und erleben ein bissl Normalität, können sich halt auch ausdrücken mit der Farbe."
Julia Schmitt-Thiel, Mohr-Villa Freimann e.V.
Flüchtlinge integrieren - das will auch der Jugend- und Kulturverein in Zorneding bei München erreichen. Wenn hier gefeiert wird, dann organisieren es die Zornedinger mit den Flüchtlingen gemeinsam. Und spätestens wenn die Party beginnt, spielen Vorurteile und Ängste keine Rolle mehr.
"Wir wollen auf jeden Fall die Jugendlichen einbinden, ihnen zeigen, dass sie hier willkommen sind, dass sie überall mitmachen dürfen, unter anderem eine neue Musikrichtung für unser Publikum zu bringen, für unsere Gäste die sonst immer kommen. Da gewinnt jeder dran."
Moritz Dietz, Jüngste Kultur e.V., Zorneding
So zählt auch Mohamed aus Gambia inzwischen zu den gefragtesten DJs im Ort.
"Die Zornerdinger kamen auf uns zu und sagten, sie bräuchten noch Hilfe bei der Disko. Wir haben gesagt: 'OK, kein Problem, wir helfen gerne.' Ich sagte: 'Ich lege auch gerne Musik auf.' Sie sagten: 'Gut, wenn Du deine Musik spielen möchtest, dann legen wir für Dich eine Zeit fest, dann kannst Du auflegen.' Das weiß ich sehr zu schätzen."
Mohamed
Ingrid Irrlicht
Zurück in der Bayernkaserne: Ingrid Irrlicht wird gleich mit ihrer Show beginnen.
"Ja, es ist immer wieder was besonderes, weil die Leute kommen spontan und haben, wenn überhaupt, so was lange nicht gesehen, freuen sich und es passieren immer wieder unvorhergesehene Dinge. Und das mag ich gern."
Ingrid Irrlicht
Dann geht’s los. Vorhang auf für das Theater ohne Worte…
Nach einer Stunde dürfen sich auch die Kinder auf der Bühne beklatschen lassen.
"Es war toll!"
Ein Mädchen
"So hab ich’s noch nie gesehen. Bisher kannte ich’s nur vom Fernsehen."
Ein anders Mädchen
Jede zweite Woche kommt Ingrid Irrlicht hierher – und immer wieder sind alle Plätze belegt.
"Manche sind da und freuen sich, wenn sie es wiedersehen. Aber die meisten werden doch weiter transferiert und dann ist es immer ein neues Publikum und es erreicht viele Leute."
Ingrid Irrlicht
Viele Leute, die durch ein wenig Kunst etwas bekommen, an das sie sich vielleicht noch lange erinnern werden.