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BR Der Loipenspurer Sepp Walch aus Berchtesgaden

Schnee so weit das Auge reicht. In einem "Schneeloch" haben wir einen Loipenspurer gefunden.

Von: Kerstin Nagel

Stand: 13.01.2019 | Archiv

Sepp Walch mit seinem PistenBully | Bild: BR

Fünf Uhr dreißig – bei schwierigen Witterungsverhältnissen, wie heute, ist Sepp Walch noch früher unterwegs als sonst: Der Bauhof-Angestellte ist "Wieselfahrer" – so nennt man Loipenspurer hier in Berchtesgaden:

"Und dann haben sie halt gemeint, dass ich da auch der richtige Mann wäre dafür. Ja, gelernt habe ich Schlosser, also Metallbau. Und eingesetzt im Bauhof bin ich eigentlich für den Wegebau. Also, bei uns muss einjeder alles können, eigentlich… Um sechs fangen wir an, weil wir normal um neun fertig sein sollten, weil dann die ersten Leute kommen. Dann haben wir mit dem Fahrzeug eigentlich nichts mehr verloren auf der Piste… Der Maschinenfahrer an sich selber, der sieht eigentlich das Umfeld nicht, der schaut eigentlich gerade auf seine Arbeitsgeräte. Und es ist schon gefährlich und man hört auch immer wieder in den Medien, dass wieder Unfälle mit Pistenfahrzeugen sind. Also, das ist nicht zum spaßen."

Sepp Walch

Die Zeit drängt: Mit einem speziellen Spurgerät muss er insgesamt neun Pistenkilometer spuren – mehrfach. Die Loipe hier am Hochplateau Scharitzkehl liegt auf 1100 Metern Höhe eingebettet in ein Tal an den Felswänden des hohen Göll, den man freilich nur erahnt.
Erst mal wird die Schneetiefe gemessen: mehr als zwanzig Zentimeter müssen es schon sein.

"Worauf kommt’s jetzt genau an? Jetzt müssen wir schauen, dass wir eine saubere Fläche hinbekommen für die Skatingspur, für die klassische Spur; und da ist es eben wichtig auch bei der klassischen Spur, dass man keine ruckartigen Lenkbewegungen macht, weil wir unten die Spurplatten haben, weil sonst die Langläufer keine rechte Freude haben."

Sepp Walch

Die beiden Spurplatten werden für die klassische Loipe mit konstantem Druck in den Schnee gepresst, so dass zwei parallele Spuren entstehen. Und in die Mitte kommt die Skatingspur: dafür wird der Schnee mit der Fräse aufgelockert und dann verdichtet, also zusammengedrückt zu einer vier Meter breiten Spur. Insgesamt gibt es vier Loipen hier oben an der Scharitzkehl in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Und bevor es hell wird, sperrt er die Loipe, vorsichtshalber, nicht dass einer auf dumme Gedanken kommt:

"Angst hier oben? Nein, hätte ich jetzt also noch nie gehabt. Na, also Angst ist jetzt höchstens, dass man einmal einen zusammenfährt oder dass, ja, das war eigentlich jetzt meine größte Befürchtung: dass mir jetzt wirklich mal einer in die Maschine reinfährt oder was."

Sepp Walch

Sepp genießt die Einsamkeit hier oben und zieht ungestört seine Runden:

"Ja, das ist bärig: Du hast deine Ruhe, hörst nix; bis jetzt ist noch kein Mensch da; ist schon schön."

Sepp Walch

Durch die Höhenlage ist die Loipe sehr schneesicher – und das ist gut so:

"Wie viel Schnee braucht ihr da, um das zu spuren? Zwanzig Zentimeter sollten es sein. Damit wir die Grasnarbe nicht beschädigen. Und das ist ein Wasserschutzgebiet und ein Almgebiet, wo jetzt im Sommer Kälbchen oben sind und Kühe. Und wie gesagt, da dürfen wir eben die Grasnarbe nicht beschädigen."

Sepp Walch

Durch die Wetterbedingungen muss Sepp heute alles mehrfach spuren, weil es sofort wieder zuweht. Das kostet Zeit...

"Ha! Geschafft! Haben wir es wieder zur richtigen Zeit gemacht! Beste Pistenverhältnisse! Jetzt bin ich fertig. Jetzt reicht’s!"

Sepp Walch


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