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BR Die Kapelle auf dem Wendelstein

Der Wendelstein, ein Ausflugsziel im Mangfallgebirge zwischen Brannenburg und Bayerischzell. Zu Fuß muss keiner raufgehen, es gibt zwei Bergbahnen. Der Berg hat sogar zwei Gotteshäuser: eine Steinkirche an der Bergstation und auf dem Gipfel steht eine Kapelle aus Holz.

Von: Sabine Schmalhofer

Stand: 24.06.2018 | Archiv

Hans Thaler vor der Wendelsteinkapelle | Bild: BR

Der Wendelstein – ein oberbayerischer Berg mit Panoramablick in die Alpen. Toni Egger und Hans Thaler sind heute nicht zum Schauen, sondern zum Arbeiten heraufgekommen. Ihr Ziel: die Gipfelkapelle auf 1838 Metern Höhe. Hier gibt es immer mal wieder Kleinigkeiten zu reparieren; diesmal ist es die Eingangstür. Sie geht nicht mehr richtig zu. Der einfache Mechanismus mit Seilzug und Gewicht funktioniert nicht mehr, hat sich im Laufe der Zeit abgenutzt.

"Da haben wir den automatischen Türschließer; den haben wir weggebaut. Das läuft über einen Strick mit einem Gewicht, so dass es die Türe von alleine zuhaut und dazu hatten wir etwas holen müssen."

Hans Thaler, Zimmerer

Jetzt klappt es wieder, die Tür schließt. Die beiden Männer gehören zur Bayrischzeller Gebirgsschützenkompanie. Die kümmert sich um das kleine Gotteshaus am Gipfel.

Toni Egger

Geweiht ist die Kapelle dem heiligen Wendelin, dem Schutzpatron der Hirten und Bauern. Im Inneren des schlichten Bauwerks liegt auch ein Gipfelbuch aus. Hier können sich Bergsteiger verewigen und ihre Gedanken aufschreiben. Viele tun das auch und so muss Toni Egger mindestens einmal im Jahr das vollgeschriebene Buch gegen ein neues austauschen. Manche Besucher, sagt er, sind zu sorglos, auch wenn sie es gut meinen:

"Es gibt ein Problem, wenn Wanderer zum Beispiel an verwandte Verstorbene denken und Kerzen aufstellen, die dann runterbrennen. Das ist wirklich ein Problem, dass da mal nicht etwas zu brennen anfängt."

Toni Egger, Gebirgsschützenkompanie Bayrischzell

Die Geschichte der Gipfelkapelle beginnt unten im Tal – vor 300 Jahren hier in diesem Bauernhof, dem Sixten-Anwesen. Der jetzige Besitzer kennt die Entstehungsgeschichte vom Gotteshaus am Wendelstein:

"Vor 300 Jahren ist da der Erbauer der Sixtenbauer gewesen, von der Wendelsteinkapelle. Und da war da, wo ihm die Rösser abgehauen sind und wie er die nicht mehr gefunden hat; und die waren ganz oben auf dem Wendelstein. Und er hat gesagt, wo er die wiederfindet, da baut er eine Kapelle hin."

Alois Willerer, Landwirt

Alois Willerer

Seine Pferde hat der Bauer also wieder gefunden und als Dank für die "himmlische" Hilfe sein Gelübde eingelöst. 1718 hat er die Kapelle gebaut, das erste Gebäude auf dem Wendelstein. Zuerst bestand sie noch aus Bretterwänden, später aus Blech. Wichtiges Bauteil: ein Blitzableiter. Man erreichte die Gipfelkapelle nur nach einer mehrstündigen Bergtour. Bahnen gab es damals noch keine.

Im Laufe der Jahre wurde die Gipfelkapelle mehrmals erneuert und die Zahl der Besucher stieg. Heute ist der Berg erschlossen: touristisch wie technisch. Doch das kleine Gotteshaus hat seinen Platz über die Jahrhunderte hinweg behauptet – und ist eng mit dem Namen des Berges verbunden.

"Ja, es ist möglich, wie sie vor 300 Jahren die Rösser dann gefunden haben und als Dank die Kapelle erbaut haben, also zumindest der Sixtenbauer und die Kapelle dem Wendelin geweiht haben, dass dann eventuell der Name Wendelstein von der Kapelle kommt, vom heiligen Wendelin."

 Toni Egger, Gebirgsschützenkompanie Bayrischzell

Und damit das Gotteshäuschen auch die nächsten Jahre gut übersteht, schauen Toni Egger und Hans Thaler regelmäßig nach dem Rechten auf dem Wendelstein, dem Panoramaberg, der unter dem Schutz eines Heiligen steht.


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