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TV Ungarn Rettung des Mangaliza-Schweins

Das Mangaliza-Schwein war von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1950er Jahre die am häufigsten vorkommende Art des Fettschweins in Ungarn. Neue Konsumgewohnheiten und Schweinerassen bedrohten das Mangaliza-Schwein.

Von: Zsuzsa Sári

Stand: 18.11.2018 | Archiv

Zsóka Fekete mit ihren Schweinen | Bild: BR

Eine junge Frau in der sichtlich vertrauten Umgebung zwischen ihren Mangaliza-Schweinen in der Anlage einer ehemaligen Produktionsgenossenschaft im ostungarischen Görbeháza. Ihre Biografie liest sich wie ein Märchen: Sie erwarb mehrere Diplome, zog in die Welt hinaus und fand ihre Berufung aber dennoch zu Hause – in der Landwirtschaft der Familie, wo ihr Vater als Bio-Gemüsebauer tätig war.

"2012 hatten wir eine Möglichkeit, eine Zucht mit 20 Sauen zu kaufen. Und bei der Ankunft der Tiere hat uns der Besitzer gesagt, dass mehr als die Hälfte von ihnen trächtig ist. Innerhalb von einer Woche war ich dann Eigentümerin von 50 Schweinen."

Zsóka Fekete, Mangaliza-Züchterin

Richtig emotional wird Zsóka beim Anblick der vor wenigen Tagen geborenen gestreiften Ferkel. Ihre Zucht ist bereits weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt, besonders seit eines ihrer Zuchttiere Gewinner des Preises "Schönster Frischling" geworden war:

"Dieser Frischling hat gewonnen, weil sein Aussehen den Zeichen eines Mangaliza-Schweines am ähnlichsten ist: es hat ein wunderschönes, auch die Ohrenenden sind blond. Seine Haltung und seine Zeichnung ist die schönste, die für das blonde Mangaliza-Schwein typisch ist."

Zsóka Fekete, Mangaliza-Züchterin

Und hier steht sie vor uns, die bescheidene Schönheitskönigin der Schweinekoppel, die es bevorzugt, sich zurückzuziehen, anstatt sich bewundern zu lassen.

Laut Zsóka ist die hervorragende Qualität der Zucht in erster Linie der Nahrung zu verdanken:

"Das ist ein Granulat, das wir mit einer Pelletier-Maschine selber herstellen. Da drinnen ist also das von uns selber hergestellte Bio-Futter: Mais, Gerste, Weizen, Sonnenblumen, Erbsen."

Zsóka Fekete

Die Schweine bekommen also Bio-Futter und mit dem Mästen hat man es hier nicht eilig. Es kann bis zu eineinhalb Jahre dauern, bis sie ihr Gewicht von 150 bis 180 Kilogramm erreichen.

"Ich will kein Großbetrieb werden. Das ist ein wichtiger Aspekt, damit die handwerkliche Produktion und die Produktherstellung erhalten bleiben."

Zsóka Fekete

Zsóka Fekete

Die Fleischverarbeitung erledigt Zsóka mit der Unterstützung eines Metzgers selber. Als Diplom-Lebensmittelingenieurin, die die Erfahrungen ihrer Großeltern nutzt, bleibt kein Stückchen des Mangaliza-Schweines ungenutzt. Die Nachfrage ist so groß, dass sie mit der Produktion gar nicht nachkommt:

"Für die Gewürze haben wir ein Familienrezept; die Würste würzen wir nach einem Rezept meiner Großeltern."

Zsóka Fekete

Und weil sie gerne experimentiert, hat sie das Angebot um viele Rezepte erweitert:

"Das ist mein Backenspeck, der in der Gewürzkruste gereift ist. Den habe ich selber entwickelt, nach eigenem Rezept. Ich habe die Gewürze sozusagen herausexperimentiert. Meine Kunden lieben den Speck, er ist ein Schlager auf dem Markt."

Zsóka Fekete

Die Produkte sind nicht nur auf dem ungarischen Markt gefragt. Im heurigen Herbst hat sie bei den Ungarischen Tagen in Düsseldorf bei einer Besucherbefragung den Publikumspreis gewonnen.

Zsóka kämpft dafür, dass nur der Landwirt Mangaliza-Produkte verkaufen darf, der auch die Originalität des Fleisches nachweisen kann.

"Das Mangaliza-Schwein erlebt in Ungarn gerade eine Renaissance, daher findet man auf den Märkten auch viele Mangaliza-Produkte, besser gesagt, als Mangaliza bezeichnete Produkte. Oft ist es nicht bestätigt, dass es sich wirklich um Mangaliza-Fleisch handelt."

Zsóka Fekete

Die zur Premium-Klasse gehörenden ungarischen Mangaliza-Produkte sind auf dem Exportmarkt immer gefragter. Die Erfolgsgeschichte der Zucht beweist, dass die Haltung traditioneller ungarischer Tierarten auch einträglich sein kann.


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