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TV Ungarn Eine Kleinstadt und ihr arabischer Arzt

Der Hausarzt Dr. Abdul Rahim ist seit über 40 Jahren bekennender Mindszenter. Die Menschen in der Kleinstadt schätzen den arabischen Arzt, den es im Alter von 35 Jahren, bald nach seinem Universitätsabschluss, nach Mindszent verschlagen hat.

Von: Zsuzsa Sári

Stand: 08.04.2018 | Archiv

Abdul Raham in seiner Praxis | Bild: BR

Dr. Abdul Rahim

Seit über 40 Jahren sieht man den Hausarzt Dr. Abdul Rahim immer wieder überall in den Straßen von Mindszent. In der Ordination wird er schon erwartet. Jeder hier kann von Erlebnissen mit dem Arzt berichten:

"Wenn ich krank war, war er innerhalb von Minuten da, egal, zu welcher Tageszeit. Und er hat etwas unternommen. Ich kann nur Gutes über ihn sagen."

Ferenc Bánfi

Die Bewohner von Mindszent schätzen den arabischen Arzt, der im Alter von 35 Jahren in die Kleinstadt kam. Er wurde in Palästina geboren und war sechs Jahre alt, als seine Familie vor dem damaligen Palästinakrieg nach Syrien floh. Durch ein Stipendium kam er zum Medizinstudium nach Ungarn. Hier lernte er seine spätere Frau kennen, die Pharmazie studierte und ihn vom ersten Augenblick an faszinierte.

"Sie war eine sehr bescheidene Frau, auch ihre Figur gefiel mir. Ich sah in ihr das Liebliche und das Frauliche."

Abdul Rahim

1978 kamen die beiden nach Mindszent, von wo aus der frisch promovierte arabische Arzt ein Jahr lang täglich in das Krankenhaus nach Szentes fuhr.

"Die Menschen mochten mich, als sie sahen, dass ich ins Haus komme, mit jedem rede und zu jedem freundlich war."

Abdul Rahim

Fünf Kinder waren geplant, aufgezogen haben er und seine Frau schließlich vier: einen Buben und drei Mädchen.

"Das Leben war nicht einfach damals: ich habe Tag und Nacht gearbeitet, weil es sehr viele alte Menschen in Mindszent gab."

Abdul Rahim

Doktor Abdul hielt aber durch und blieb der kleinen Stadt im Komitat Csongrád treu. Er umgab sich mit Gegenständen, die die Stimmung der alten Heimat ausstrahlen. Arbeitsangebote erhielt er auch aus anderen ungarischen Städten und sogar aus Österreich, Libyen und dem Irak.

"Gott sei Dank sind wir hiergeblieben und nirgendwohin gegangen. Ich liebe Ungarn sehr, besonders die Menschen in Mindszent."

Abdul Rahim

Richtig wohl fühlt sich der arabische Arzt in seiner immer größer werdenden Familie und in der Küche, wo er süße Spezialitäten und exotische Speisen zubereitet.

"Das ist Papas Spezialität, Mahluba."

Tochter Hyam

"Jetzt üben wir das Kochen auch schon."

Tochter Leila

"Es schmeckt aber nie so, wie bei Papa."

Tochter Hyam

"Doch, schon ziemlich."

Tochter Leila

"Nicht einmal, als ich nach Ungarn kam, dachte ich daran, dass ich ein Araber bin, sondern ein Mensch, der hier lebt und Gutes tun will."

Abdul Rahim

Die Ausübung des Arztberufes war ihm aber nicht genug: 20 Jahre war er auch als Gemeinderat tätig und setzte sich nicht nur dafür ein, dass die Straßen einen festen Belag erhalten, sondern unterstützte als Moslem mit einem erheblichen Betrag die Restaurierung der katholischen Kirche im Ort.

Abdul Rahim liest oft den Koran. Seiner Meinung nach ist es unwichtig, ob ein Mensch Araber oder Ungar ist, Moslem oder Christ, Soldat oder Zivilist. Was wichtig ist, ist der Wille, etwas zu tun, und die Absicht, zu helfen.


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