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BR-München Weltmeister im Tischfußball

Der Ball ist rund, aber ein Spiel dauert hier nur wenige Minuten. Die Simbacher Chat Pub Arena ist jeden Abend gut besucht Hier versammeln sich Ein-Mann-Vereine zum Lokalderby.

Von: Fabian Feiner

Stand: 10.07.2016 | Archiv

Kickerfiguren | Bild: BR

Helga Fidler

Gleich in der Nähe, im niederbayerischen Harburg, ist die alteingesessene Baufirma von über 100.000 Fußballstadien zu Hause. Die Bauherrin Helga Fidler ist Expertin in einer Männerdomäne. Gerade im Zeitalter der Computerspiele erfährt der Tischfußball wieder eine Renaissance und sorgt für volle Auftragsbücher. Inzwischen kümmern sich auch die Enkel um die Geschäfte der Firma, die zuerst Sitzmöbel herstellte.

"So hat es angefangen mit der Firma Leonhart: 1949 hat mein Vater die Firma Leonhart gegründet – als junger Schreiner. Früher hat er noch Türen gemacht und Fenster. Und – großer Erfindergeist hat ihn nicht losgelassen – hat er Patente erfunden. Mit den Möbeln war er auf Möbelmessen, hat zufällig Leute aus der Automatenbranche kennengelernt und da ist ihm dann die Idee gekommen – gekickert hat man ja immer schon. Aber einen Kicker bauen mit Münzeinwurf, in dem dann auch das Geld in der Kasse ist; mit diesen Kickern ist er dann eben ganz groß ins Geschäft gekommen."

Helga Fidler, Tochter des Firmengründers Leonhart und ehemalige Geschäftsführerin

Leider haben viele der unterhaltenden Leonhartspiele das beginnende Computerzeitalter nicht überlebt und verschwanden aus den Spielhöllen.

Ende der 60er Jahre wurde bereits der 20.000ste Kicker gebaut. Leonhart belieferte ganz Deutschland und entdeckte Amerika als neuen Markt. Ein nicht seltenes Ereignis war das Verladen von Containern in Richtung Westen.

Xaver Leonhart und seine Tochter am Kicker

Das amerikanische Football oder Soccer ist härter und schneller. Um dieser neuen Spielweise gerecht zu werden, wurde eine neue Baureihe entwickelt. Xaver Leonhart und seine Tochter ließen es sich nicht nehmen, den Kicker persönlich auf Herz und Nieren zu testen.

Seit Beginn des Kickerbaus haben sich in der Herstellung nur wenige Dinge verändert. Inzwischen werden die Griffe und Figuren aus Kunststoff hergestellt und die Spielfelder besitzen nahtlos hochgezogene Ecken. Es gibt immer noch Leonhart-Kicker der ersten Generation im Einsatz und Ersatzteile werden selten benötigt. Um in diesen Fußballstadien spielen zu dürfen, zahlen die Mannschaften Eintritt.

"Das war auch eine Erfindung meines Vaters. Und da gibt es auch noch eine kleine Story dazu: Wie unser jetziger Schlossermeister eingestellt worden ist – er hat ja dann die Münzprüfer produzieren müssen – sagt mein Vater zu ihm: 'Schmeiß das Ding durch die ganze Werkstatt, und wenn es dann noch funktioniert, dann ist es einer von Leonhart.'"

Helga Fidler, Tochter des Firmengründers Lenonhart und ehemalige Geschäftsführerin

Ein Turnier der besonderen Art fand auf einem Soccer statt, der ganz im Geist von Xaver Leonhart gebaut wurde. Jede Mannschaft hat elf Spieler, 22 Stangen und 66 Figuren. In diesem Sinne versammeln sich abends die wahren Männer an den Stangen und spielen. Wenn der eigene Lieblingsverein versagt, hilft eben nur noch selbst aktiv Tore zu schießen.


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