BR Fernsehen - Alpen-Donau-Adria


0

TV Slowenien Der Aktionskünstler Tomaž Furlan

Der Slowene Tomaž Furlan ist ein intermedialer Künstler. Zunächst machte er mit Videoperformances auf sich aufmerksam, in denen er der einzige Schauspieler war.

Von: Amir Muratović

Stand: 13.01.2019 | Archiv

Tomaž Furlan | Bild: BR

Tomaž Furlan verbrachte seine Jugend in der Steinmetzwerkstatt seines Vaters und hat vor, den Betrieb zu übernehmen. Er wurde zum Steinmetz ausgebildet, stellte aber fest, dass ihn die Bildhauerei interessiert und so besuchte er die Akademie für bildende Kunst:

"An der Akademie war uns absolut nicht klar, was wir dort tun. Ich habe ein bisschen geschweißt, ein bisschen geklebt und dann gab es das Problem, was mit der Prothese geschehen soll, wenn sie einmal angelegt wird. Ich sammelte den Müll im Atelier auf, jagte den Kommilitoninnen nach und die Kamera nahm das alles auf."

Tomaž Furlan

Die Dinge, die er zusammensetzte, sollten am Körper getragen werden. Er nannte sie deshalb Wear und nummerierte jedes neue Stück. So entstanden der Reihe nach 20-Kilogramm schwere Pantoffeln und ein Fuß, der in den Hintern des Künstlers treten sollte, und ein Bett, das zugleich ein Turngerät ist.

Alle diese ungewöhnlichen Vorrichtungen wurden zunächst gemacht, um daraus ein Video zu machen, das bei Ausstellungen gezeigt werden sollte. Dann baten ihn die Kuratoren darum, die für die Videos angefertigten Vorrichtungen selbst auszustellen. In der Zwischenzeit hatte er aber manche Bestandteile schon für andere Zwecke verwendet und musste deshalb die Installationen nach der Video-Vorlage neu konstruieren.

"Meine Arbeit handelt von Anfang an vom Herstellen und von der Routine der Wiederholung, und von der Ausbeutung des menschlichen Körpers bei den Produktionsprozessen."

Tomaž Furlan

Tomaž stellt die Bedingung, dass die Gerätschaften so ausgestellt werden müssen, dass sie von den Besuchern verwendet werden können. Damit möchte er dem Betrachter die Angst vor der Berührung nehmen, die in den Museen und Galerien verboten ist. Der Nachteil ist, dass die provisorisch zusammengesetzten Vorrichtungen häufig beschädigt werden und viel Zeit für ihre Instandhaltung aufgewendet werden muss.

Die Bestandteile seiner Objekte findet er im Sperrmüll. Er bringt sie dann ins Atelier im Künstlerviertel Metelkova. Hier kann er ganze Nächte schweißen und ungewöhnliche Objekte zusammenstellen.

"Ich bin jedes Jahr mehr davon überzeugt, dass Kunst reine Dummheit ist. Ich weiß noch immer nicht, warum genau ich das mache, aber ich tue es eben und es entwickelt sich in jeder Hinsicht zu einem ganz ernsthaften Beruf, mit Ausnahme des finanziellen Aspekts natürlich."

Tomaž Furlan

Das ungewöhnliche Tor, das er in der Nacht vor der Ausstellung herstellte, ermöglichte ihm einen Aufenthalt in New York. Seit damals erhält er immer mehr Einladungen für Ausstellungen. Eine der prominentesten war 2015 in der mittelalterlichen Burg Rochechouart in Frankreich. Dort haben die Besucher die Metallplatte ziemlich mutig beschriftet und mit Zeichnungen versehen.

Die Interaktivität und Ungewöhnlichkeit seiner Objekte stößt bei Gemeinschaftsausstellungen beim Publikum auf großes Interesse.


0