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TV-Kroatien Das Dorf der "Museumstiere"

Ojkavica, der für die Musiktradition des Dalmatinischen Hinterlandes charakteristische Kehlgesang erzählt über den Ort, die Menschen und die Bräuche.

Von: Zrinka Krešo

Stand: 05.06.2016 | Archiv

Ein Stier | Bild: BR

Željko Konsa

Dieses Lied ist einem Tier gewidmet: "Mein kleines Dorf Radošić wurde bekannt wegen seiner Stiere." Und es stimmt, der Stier ist in den letzten Jahren zum Markenzeichen dieser nahe der Adriaküste gelegenen Bergdörfer geworden. Nach Radošić kommen im Frühling tausende Besucher, weil es die Zeit der "Bikijada" ist. Die Geschichte ist alt und tief in der Tradition verwurzelt. Der Stier wird hier gehegt und gepflegt...

"Das ist eine einheimische Stierrasse, keine gekreuzte. Diese Rasse ist vom Aussterben bedroht. Die Tiere wiegen rund 850 Kilogramm."

Željko Konsa

Dieser Vierjährige ist noch ein Jungstier. Sein Name ist Kobra. Durch seine enorme Masse wirkt er furchterregend, aber sein Eigentümer beteuert, dass er sehr zahm und folgsam ist. Sie gehen oft gemeinsam aufs Feld. Das brauchen diese Tiere – viel Bewegung für den Muskelaufbau, den sie für die "Bikijada" benötigen.

Einige Familien in der Ortschaft Bogdanovići züchten Stiere bereits seit Generationen. Zdravko hat drei davon. Die Vorbereitung der Stiere auf die gefährlichen Begegnungen im Frühjahr beginnt bereits einige Monate zuvor. Das Laufen ist ein Pflichtteil des Trainings. Dabei ist zu achten, dass nicht zwei Stiere gleichzeitig auf dem Feld sind, da es sonst vorzeitig zu ungewollten Kämpfen kommen könnte.

"Wenn ich nach Radošić gehe, wünsche ich mir, zu gewinnen. Es gibt nichts, was ich mir mehr wünsche als jenen Tag, an dem ich den ersten Platz erringe. Ich halte den Stier nicht aus finanziellen Gründen, sondern zu meinem Vergnügen. Ich liebe es zu hören, dass er gewonnen hat und dass er der Stärkste ist. Das ist es."

Zdravko Konsa

Es ist einfach, Gewinner von Verlierern zu unterscheiden – der Feigling wird sofort den Schwanz einziehen und flüchten. Um den Geist des alten Spieles zu erhalten, aber dennoch Verletzungen zu vermeiden, werden heute die Hörner der Stiere abgestumpft.

Marko Škopljanac

Die "Bikijada" wurde vor ungefähr 20 Jahren von der Familie Škopljanac wieder belebt und wird seitdem jährlich im Mai ausgetragen.

"Der Stier war das Symbol für Kraft und Reichtum und nicht zuletzt auch eine Notwendigkeit, da man mit seiner Hilfe pflügen und die Kühe besamen konnte. Ein Haus wird bestehen bleiben, wenn es dort einen Stier gibt."

Marko Škopljanac

Radošić liegt nur 40 Minuten von Split entfernt, war aber lange ziemlich unattraktiv. Aus diesem Grund haben die Einwohner beschlossen, ihr kulturelles Erbe selbst zu präsentieren. Marko ist zum Beispiel für die Ethno-Sammlung und den "Ojkanje" verantwortlich. In Vorbereitung sind neue Projekte zur Erhaltung der Natur und der Volksbräuche.

Die "Bikijada" ist bereits ein Markenzeichen des Ortes, in dem sich auch Gegner der klassischen Corrida davon überzeugen können, dass der Stierkampf in Radošić sowohl für die Stiere, wie auch für die Menschen ein Spiel ohne Blutvergießen und Töten ist.


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