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TV Kroatien Ist Ludbreg das Zentrum der Welt?

Die Namensgeberin der Stadt war ihre Schutzpatronin Ludberga. Sprichwörtlich werden der Stadt Wunder und Legenden zugeschrieben. Hier leben jedenfalls phantasiereiche und betriebsame Menschen. Sie bezeichnen die Stadt als Zentrum der Welt.

Von: Zrinka Krešo

Stand: 10.06.2018 | Archiv

Kreis aufrecht | Bild: BR

Dubravko Bilić

Ludbreg ist auf den ersten Blick eine typische nordkroatische Stadt. Warum also "Stadt der Wunder und Legenden"? Zum Beispiel, weil es überall ungewöhnliche Kreise gibt. Die Stadtlegende sagt, hier seien die Erdkreise gezeichnet worden, also liege hier das Zentrum der Welt! Diese phantasievolle Meinung existiert schon seit der Römerzeit. Der Schweizer Kunsthistoriker Erasmus Weddigen hat dieser Phantasie eine mathematische Basis angefügt:

"Weddigen machte eine Spielerei mit dem Zirkel. Wenn man nämlich mit einem Zirkel von Ludbreg aus konzentrische Kreise zieht, liegen viele große Städte wie Budapest, Rom, Wien oder Athen am Rand eines dieser Kreise. Ist das nicht ein Beweis dafür, dass wir das Zentrum der Welt sind?"

Dubravko Bilić, Bürgermeister von Ludbreg

Und so wird das Zentrum der Welt am ersten April, dem Tag der Scherze gefeiert. Jedes Jahr wird am 1. April – und das ist jetzt kein Scherz – eine neue Platte mit dem Namen einer neuen Stadt verlegt. So werden neue Städtefreundschaften begründet, und den Städten teilt man mit, wie weit sie vom Zentrum der Welt entfernt sind.

Für Pilger ist die genaue Entfernung in Kilometern von Bedeutung. Sie pilgern zum Schloss Batthyany, da hier ein Wunder geschehen sein soll. Im Schloss gibt es ein Restaurierungszentrum, in dem die gesamten sakralen Werke des kontinentalen Kroatiens restauriert wurden, auch die Kapelle des Heiligen Kreuzes. Und genau an dieser Stelle zweifelte im Mittelalter ein Priester an den Worten der Wandlung von Brot und Wein. Daraufhin soll sich tatsächlich Wein in das Blut Jesu verwandelt haben.

"Das Wunder der Wandlung von Wein in Blut geschah im Jahre 1411. Papst Leo X. bestätigte das Wunder im Jahre 1513. Weitere unterschiedlichste Wunder folgten. Darüber berichtet das Buch 'Mirakuli', das im hiesigen Sakralmuseum aufbewahrt wird."

Tomislav Sikinger, Leiter der Restaurationsabteilung, Ludbreg

Die Reliquie verlegte man danach in die Pfarrkirche der Heiligen Dreifaltigkeit. Hier gibt es auch eine Barockmonstranz mit dem Blut Christi. Neben tausenden Pilgern kommen zur heiligen Stätte in Ludbreg aber auch zahlreiche andere Besucher. Das Gebiet hat viel Interessantes, zum Beispiel neue Skulpturen wie den Solarbaum, der zur Gänze ökologisch sein soll.

Am Klangzaun wird sogar Beethovens "Ode an die Freude" gespielt.

Andreja Horvat

Die Bewohner von Ludbreg erzählen auch, dass die heilige Ludberga vor langer Zeit den Teufel aus ihrer Stadt vertrieben haben soll.

"Ludberga wurde im elften Jahrhundert geboren. Der Legende nach war sie eine Frau mit übernatürlichen Fähigkeiten. Sie war sehr schön. Wegen ihrer Schönheit wurde sie vom Teufel verfolgt. Sie konnte sich in einem Winzerhäuschen oberhalb von Ludbreg in Sicherheit bringen. Hier gebar sie den Sohn Teobald und widmete sich dann dem Weinanbau. Der Teufel erschien aber erneut in Ludbreg. Ludberga hat ihn durchschaut und ihn mit einem Holzkreuz mit solcher Wucht in die Erde gerammt, dass auf der gegenüberliegenden Seite der Erdkugel der Boden explodierte. Von dieser Explosion blieb die kleine Insel Antipodes, unser heutiger Antipode, übrig. An der Stelle wo Ludberga in Ludbreg den Teufel in die Erde rammte, entspringt Wasser, das gleichzeitig auch brennt. Auch deswegen sind wir das Zentrum der Welt."

Andreja Horvat, Direktorin des Tourismusverbandes Ludbreg

Den Erzählungen nach wurde die Schutzheilige der Stadt am ersten April geboren. Da beginnt auch die Geschichte über die Feierlichkeiten zum Mittelpunkt der Welt, und jede neue Sache wird mit Ludberga in Verbindung gebracht. Alles muss einzigartig, oder zumindest am Größten sein. So wurde in der Gegend, wo Ludberga wahrscheinlich ihren Weingarten hatte, die höchste Statue in Europa aufgestellt, nämlich jene des heiligen Vinzenz, des Schutzheiligen der Winzer.


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