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TV Kroatien Vom Retter zum Schädling

Im ältesten Nationalpark des Mittelmeerraumes auf der süddalmatinischen Insel Mljet wurden Mungos zur Bekämpfung von Schlangen angesiedelt. Jetzt ist das kleine Raubtier selbst zum Problem geworden.

Von: Zrinka Krešo

Stand: 18.06.2017 | Archiv

Ein Mungo | Bild: BR

Osvin Pečar

Die süddalmatinische Insel Mljet ist ein wahres Urlaubsparadies, in dem Sie nicht Gefahr laufen, von einer Schlange gebissen zu werden, weil es dort einfach keine gibt. Am Beginn des 20. Jahrhunderts wurden elf Indische Mungos auf die Insel gebracht. Bis heute gibt es so zahlreichen Nachwuchs, dass die Population von den Nationalparkfachleuten nicht mehr gezählt wird.

"Die Hornvipern kommen in der Natur niemals in derselben Region vor wie die Mungos. Daher sind sie diese Tiere nicht gewohnt. Im Unterschied zu anderen Schlagen ist die Hornviper sehr schwerfällig und verlässt sich auf ihr Gift. Deswegen flüchtete sie auch nicht, sondern versuchte, sich zu verteidigen, was sie den Kopf kostete."

Osvin Pečar, Biologe, Nationalpark Mljet

Auf dem kargen Mljeter Boden lebten in der Vergangenheit zahlreiche Hornvipern. Armut war für die meisten Insulaner eine alltägliche Herausforderung. Wenn Weidevieh durch Schlangenbisse verendete, verursachte das einen nicht wieder gutzumachenden Schaden. Und auch zahlreiche Menschen starben an Schlangenbissen.

Aus der Antike sind einige Methoden der Schlangenbekämpfung bekannt. Eine der verlässlichsten sind Mungos, natürliche Feinde der Schlangen. Deswegen fasste das Landwirtschaftsministerium in Wien im Jahre 1910 den Beschluss, dass auf der Insel Mungos angesiedelt werden.

Im Aushang, mit dem die Bevölkerung mit diesem Tier bekannt gemacht wurde, stand unter anderem: Es handelt sich um eine "schleichende Katze", die "Mungo" genannt wird und geschützt werden muss. Es ist verboten diese Tiere zu jagen.

Es gilt als sicher, dass es bereits um 1927 auf Mljet keine Giftschlangen mehr gab. Dafür begannen sich andere Probleme abzuzeichnen, denn die Bauern bemerkten, dass durch Mungos auch Kleintiere wie Echsen und Insekten bedroht sind. Wenn die Mungos nicht genügend Nahrung finden, kommt es zu Schäden in den Wein- und Obstgärten. Da die Mungos keinen natürlichen Feind hatten, vermehrten sie sich rasch. Der einzige Feind war und ist der Mensch, obwohl der Mungo bereits 1949 zur Jagd freigegeben wurde.

"Den größten Schaden verursachte der Mungo bei am Boden brütenden Vogelarten, die eigentlich ausgerottet wurden. Das ist das größte Problem mit diesen Tieren. Mungos waren am Beginn Jäger. Sie jagten lebende Beute. In der Zwischenzeit wurden sie zu Opportunisten. Sie jagen immer weniger und ernähren sich immer mehr von dem, was sie in der Natur finden. Auch Abfalldeponien gehören bereits zu ihren Fressbereichen."

Jakov Nodilo, Nationalpark Mljet

Osvin Pečar

Der Mungo ist heute auf der gesamten Insel ansässig. Sein Bau ist meistens gut versteckt in Baumstämmen und unter der Baumrinde umgefallener Bäume.

"Die Tiere sind immer in Bewegung. Sie können ein Tier heute hier sehen und morgen ist es bereits weitergezogen. Die ziemlich große Population lebt meistens in der Nähe von Siedlungen. Es ist keine Seltenheit ein Paar erwachsener Tiere oder ein Weibchen mit fünf bis sechs Jungen zu sehen."

Osvin Pečar

Nur wenige Wissenschaftler haben sich bis jetzt mit diesem Problem beschäftigt, aber es ist klar, dass die natürliche Nahrungskette durch die Ansiedlung von Mungos gestört wurde. Alle sind sich einig, dass die Zahl der Mungos verringert werden muss, aber die Ausrottung wäre auch keine Lösung. Denn zahlreiche Eigentümer von heimgesuchten Hühnerställen würden trotzdem sagen: Wenn wir zwischen Mungos und Schlangen wählen müssen, wählen wir die Mungos.


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