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Rai Südtirol Die Bibliothek im Kloster Marienberg

Kloster Marienberg bei Burgeis: In der höchstgelegenen Benediktinerabtei Europas wird derzeit wieder gebaut. Architekt Werner Tscholl und Abt Markus Spanier begeben sich auf Lokalaugenschein in die Ägidiuskapelle.

Von: Christine Helfer

Stand: 29.01.2017 | Archiv

Kloster Marienberg | Bild: BR

Hier soll ein moderner Lesesaal entstehen.

"Ab 2 Meter 10 ist das ganze dann ja wieder transparent, und hier unten ab 2 Meter 10 ist Weißglas drinnen, dass man nicht hinausschauen kann."

Werner Tscholl, Architekt

Werner Tscholl

Seit 2014 wird an der Klosterbibliothek im Kloster Marienberg gebaut. Oberirdisch, im Herrengarten: der Lesesaal und das Archiv. Der eigentliche Bibliotheks-Korpus ist im Bauch des mächtigen Klosters untergebracht. Die Idee zur neuen Bibliothek gibt es seit vielen Jahren.

"Die Umsetzung war uns von Anfang an klar, dass sie nicht sichtbar sein muss. Das heißt, wir wollten nicht die Silhouette des Klosters Marienburg, die ja fast schon in den Gängen dort Obervinschgauer eingegangen ist, verändern. Deswegen durfte man das neue Gebäude nicht sehen und somit musste es unterirdisch angelegt werden. Und es hat sich gut ergeben, dass der Herrengarten früher zwei Geschosse tiefer gelegen ist, do dass man dort mit dem Aushub das größere Volumen unterbringen konnte."

Werner Tscholl, Architekt

Der neue Lesesaal

Unterhalb des Klausurgartens liegen nun die beiden Stockwerke der Bibliothek. Alle 90.000 Bücher aus der Klosterbibliothek sollen hier einmal untergebracht werden, auf raumhohen Regalen.

Mit sehr schlichtem Material, und zwar mit blankem Beton, begegnet der Architekt dem geschichtsträchtigen Ort. An der Decke der neuen Bibliothek steht ein Spruch des Kloster-Chronisten namens Goswins aus dem Jahr 1350 zu lesen.

Der Hortus Eystetensis

Zu Marienberg gehören einige sehr wertvolle, seltene Druckwerke, wie der Hortus Eystetensis aus dem Jahr 1613, ein botanisches Sammelwerk auf Kupferstich. Die kostbaren Werke und Raritäten, die teilweise aus dem 12. Jahrhundert stammen, bewahrt Abt Markus in seinen Privaträumen auf, weil der Zustand der alten Bibliothek sehr zu wünschen übrig lässt und die Bücher dort auch beschädigt werden könnten.

"Über den Büchern laufen Wasserrohre. Und dann die Enge, der Platzmangel … In den alten Räumen sind die Bestände in akuter Gefahr."

Markus Spanier, Abt Benediktinerkloster Marienberg

Abt Markus Spanier

Eine Bibliothek gab es im Benediktinerstift seit seinen Anfängen im 12. Jahrhundert. Das Sammeln von Wissen und Weisheit wurde in den Klöstern stets ernst genommen, getreu nach dem Spruch dass ein Kloster ohne Bibliothek wie eine Burg ohne Rüstkammer sei.

"Grundsätzlich wollten alle Klöster gewappnet sein, geistig, meine ich. Sollten Glaube oder Klostergemeinschaft in Gefahr geraten, wusste man zu argumentieren."

Abt Markus

Die neue Bibliothek wird rund 2,5 Millionen Euro kosten. Davon trägt einen Teil das Land Südtirol; das Kloster selbst bestreitet einen Anteil von 1,4 Millionen Euro:

"Es ist viel Geld, keine Frage. Das werden wir nie und nimmer einnehmen. Aber Klöster haben sich immer schon Projekte geleistet, die wenig und nichts abwarfen …"

Markus Spanier, Abt auf Marienberg

Der Zugang zur neuen Bibliothek wird auch Außenstehenden offen sein, das war ein ausdrücklicher Wunsch des Abtes. Nur so könne ein Kloster wie Marienberg auch weiterhin ein spirituelles Zentrum für seine Umgebung bleiben.


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