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BR München Trainspotting in Bayern

Sehr früh ist es, wenn die Jagd beginnt. Die Trainspotter Gerald Bendrien und Sohn Tobias begeben sich in Stellung. Die Kamera im Anschlag, auf der Lauer nach dem perfekten Motiv.

Von: Maike Bandmann

Stand: 22.05.2016 | Archiv

Ein Mann fotografiert einen Zug | Bild: BR

Jetzt um sechs Uhr ist der Bahnverkehr hier am größten. Und die beiden sind nicht alleine. Der Bahnhof Aßling liegt an einer der Hauptverbindungsstrecken Richtung Süden und ist sehr beliebt unter Trainspottern, auch bei Dietmar Beham, der nur ein paar Kilometer entfernt lebt.

"Wie oft kommen sie denn so hierher?"

Reporterfrage

"Das, glaube ich, darf man gar nicht ehrlich beantworten. Sonst bekomme ich Ärger daheim. Also, ich war jetzt diese Woche montags früh zwischen fünf und sieben hier. Dienstag und Mittwoch war ich jeweils so zehn Kilometer nördlich und heute Morgen habe ich es auch noch mal probiert."

Dietmar Beham, Trainspotter

"Ich meine, die Vielfalt ist gut hier von den Zügen. Ich meine, wie wir ja auch gesehen haben, mal kommen sie Schlag auf Schlag, mal stundenlang gar nichts. Ah, da kommt schon wieder einer…"

Gerald Bendrien, Trainspotter

Für die begehrten Güterzüge gibt es keinen verlässlichen Fahrplan. Man weiß also nie, was kommt. Ob sich die Schrecksekunde gelohnt hat? Am wichtigsten für die Trainspotter ist die Lok. Lackierung oder Typnummer machen das Foto interessant oder zum Standardschuss.

"Vorher der Güterzug mit Doppeltraktion, der war schon gut, oder die 1144 mit dem Taurus, das war eigentlich auch ganz in Ordnung."

Dietmar Beham, Trainspotter

Faszination, die eine lange Geschichte hat. 13 Jahre war Gerald Bendrien alt, als er seine ersten Fotos machte. Mit dem Taschengeld fuhr er von Bahnhof zu Bahnhof, meist auf der Jagd nach Dampfloks. Mehrere tausend Fotos sind so zusammengekommen. "Perfekt" dürfen sich aber nur ein paar wenige nennen.

"Da bin ich mit dem Fahrrad hingefahren, habe gewusst, der Zug kommt in ein paar Minuten. Dann habe ich schon den Schäfer mit seiner Herde gesehen und konnte es gar nicht fassen, wie dann der Zug kommt und gleichzeitig die Herde gerade im richtigen Moment hereinläuft, wenn da hinten der Zug vorbeifährt. Das war ein richtiges Highlight, was man alle paar Jahre macht, wenn nicht sogar Jahrzehnte. Das ist wirklich ein Glückstreffer gewesen."

Gerald Bendrien, Trainspotter

Die Leidenschaft des Vaters hat Sohn Tobias schnell angesteckt. Mit sechs Jahren hat er seine erste Lok fotografiert, macht jetzt dem Vater Konkurrenz.

"Ich sehe manchmal die Motive anders als er. Er ist manchmal mit den Jahren so versteift auf den Zug und ich bin so … - mit den Motiven spiele ich noch mehr, mit Bäumen und so weiter."

Tobias Bendrien, Trainspotter

"Vielleicht hab ich mehr den Teleblick und Du mehr den Weitwinkelblick."

Gerald Bendrien

Endlich Sonne! Im Licht der Dämmerung geht es noch mal in Lauerstellung, diesmal mitten in München. Es wird ernst, ein begehrtes Motiv naht. Nur noch wenige Loks im Güterverkehr tragen die Aufschrift „Railion“, da das Unternehmen inzwischen einen anderen Namen führt.

Noch ein gelungener Schuss. Heute können die Lokjäger zufrieden nach Hause gehen.


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