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BR Das traditionelle Ententreffen am Samerberg

Jedes Jahr im August findet am Samerberg in Oberbayern ein Ententreffen statt. Und die Fans des "Regenschirms mit Rädern" kommen aus ganz Deutschland. Denn: "Die Ente ist kein Auto, sondern eine Kunst zu leben."

Von: Jürgen Neumann

Stand: 28.10.2018 | Archiv

James Bond-Ente | Bild: BR

Einmal im Jahr lädt der Entenwirt Peter Schrödl zu einem ganz besonderen Treffen ein. Und wie immer ist alles bestens vorbereitet:

"Die frischen Enten, die tun wir jetzt da rein. Da haben wir einen speziellen Entenofen. Dann gehen die Leute her und tun sich da einen Teller raus. Geht dann da vor, machen des Fensterlbuffet auf, und ich steh dann da vorne und schneide die Enten auf. Dann sehen sie genau, wie schön resch die sind. Das ist ja das Schöne."

Peter Schrödl

Peter Schrödl

Es dreht sich Alles um die Ente, also eigentlich ja um die von Citroën, den 2 CV – Französisch: deux chevaux. Claudia Günther ist seit Jahrzehnten der größte Entenfan überhaupt:

"Das ist unsere 16. Ente. Die ist so praktisch! Wir haben unseren ganzen Umzug mit einer Ente gemacht, vor 35 Jahren; bis auf die Waschmaschine und den Bauernschrank. Da kann man ja alles ausbauen: die Bänke hinten, die Sitze, das Dach halb aufrollen und ganz aufrollen; Kofferraumdeckel wegschieben, die Ski reinschieben. Ideal! Das ist halt ein richtiges Kultauto."

Claudia Günther

Eigentlich wollte Citroën von seinen Designern einen fahrbaren Untersatz, der vier Personen und 50 Kilogramm Kartoffeln mit maximal Tempo 60 transportieren kann. Daraus wurde der Regenschirm auf Rädern. Generationen verliebten sich in das spartanische Design.

"Ich habe die erste Ente: 1975 – damals das erste neue Auto. Da hat sie 4000 Mark gekostet und jetzt kann man froh sein wenn man noch eine Alte kriegt."

Eine Frau

Heute muss man schon um die 7000 Euro investieren. Aber selbst James Bond fuhr eine im Film "In Tödlicher Mission". Und der "Bayern-Kini" hätte sich sicher auch eine aus Frankreich besorgen lassen.

"Wie es damals bei uns der Käfer war es in Frankreich also die Ente als günstiges und billiges, praktisches Auto. Das sagt ja jeder, der mitfährt; wenn er mal die ersten Kurven gefahren ist, dann sind sie sofort angesteckt. Das ist einfach ein Virus."

Mann mit Kini-Käfer

Anstecken ließen sich auch die Deutschen vom Existenzialistenauto: Studenten, Hippies und Promis fuhren Ente. Etwa fünf Millionen wurden bis 1990 verkauft. Ein amerikanischer Journalist soll gar gespottet haben, ob der Hersteller auch einen Büchsenöffner beilegt.

Gegen Mittag schaut auch der Entenwirt nach den Blechernen.

"Um 12 Uhr gibt es Entenessen. Damit ihr Bescheid wisst!"

Peter Schrödl

Der erste Höhepunkt für den Wirt: Die "Antn" sind gelungen. Wer das jetzt als "Marketingstrategie" abtut, der irrt, denn Peter Schrödl ist tatsächlich nicht nur Enten-Wirt sondern auch leidenschaftlicher Enten-Fahrer.

Der Start von "Entenhausen" zur Rundfahrt ist wie immer pünktlich um 14 Uhr, auch bei französischen Autos.

"In fünf Minuten geht es los. Dann fahren wir die Tour rund um den Samerberg. Packen wir‘s!"

Peter Schrödl

Von der "Charleston" bis zur "Dolly", von der "I Fly bleifrei" bis zur "Sauss-Ente". 45 Kilometer geht die Strecke, immer rechts herum. Der Samerberg ist eben schon ein besonderes Fleckchen Erde. Und es stört keinen, wenn er kurz vor dem Ziel noch überholt wird.

"Einfach ein gemütliches Treffen, wie eine große Familie, die Antn-Familie. Die immer wieder kommen und sagen wir machen was."

Peter Schrödl

Die Freunde der Kult-Ente verbindet eins: Die Leidenschaft für ein "Fahrzeug", das eigentlich kaum mehr auf den Straßen zu sehen ist und in der Vielzahl nur einmal im Jahr, beim Ententreffen am Samerberg.


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