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BR Bergbau zum Bierkühlen

Das ist er, der "Biergletscher". Nein, eigentlich ist es der Birnbachlochgletscher. Zu finden auf einer Höhe von nur 1200 Metern unterhalb des mächtigen Birnhorns bei Leogang im Salzburger Land.

Von: Georg Antretter

Stand: 19.11.2017 | Archiv

Birnbachlochgletscher von innen | Bild: BR

Zwischen 1894 und 1900 waren dort Hunderte von Arbeitern damit beschäftigt, Eisblöcke herauszuschlagen. Die sind dann auf einer Holzrinne die eineinhalb Kilometer ins Leoganger Tal geschlittert, wurden in Tausende von Eisbahnwaggons verfrachtet und schnellstens nach München gebracht.

Caroline Fiegl

Diese einmaligen Fotodokumente des Deutschen Museums sind Caroline Fiegl in Leogang ins Auge gestochen:

"Ich habe hier im Bergbau- und Gotikmuseum die Tafeln da entdeckt, mit dem Artikel aus der Illustrierten Zeitung und den Bildern. Das hat mich gleich sehr fasziniert. So bin ich darauf kommen, dass ich eigentlich gern über das Thema schreiben würde."

Caroline Fiegl

Hermann Mayrhofer

Mithilfe des Museumsleiters Hermann Mayrhofer ist Caroline dieser im Alpenraum sehr seltenen und fast vergessenen Form des Bergbaus nachgegangen.

"Wir haben in der Jugendzeit da drinnen sehr viele schöne Stunden verbracht. Wir sind auf den Gletschern mit den Figln Ski gefahren. Und wir haben dann später auch die Birnhorn-Südwand durchstiegen. Das ist ja doch eine sehr bedeutende Wand der Ostalpen und das war doch mit großartigen Erlebnissen verbunden."

Hermann Mayrhofer

Bis in Hermann Mayrhofers Jugendzeit in den 1950er Jahren hinein gab es mancherorts noch die letzten "Eisgalgen", auf denen die Brauereien ihr Kühleis traditionell angebaut hatten. Auch mancher zugefrorene See war in dieser Zeit noch Eislieferant. Eine sehr kostspielige und deshalb seltene Variante war die Eisgewinnung von Gletschern. Natureis aus Norwegen war deshalb die Ausnahme, auch das von den über 3000 Meter hoch gelegenen Alpengletschern.

Ein Glücksfall war dagegen der Birnbachlochgletscher. Auf nur 1200 Metern gelegen, ist er bis heute noch schnell erreichbar, auch für die junge Gletscherforscherin.

"Um den Gletscher zu erforschen, am Allerwichtigsten ist erst mal um natürlich zu messen, wie groß er noch ist, wie viel Hektar er hat. Ein Meterband, das ist ein ganz altes zirka 20 Meter langes Meterband. Mit dem kann man es wirklich perfekt messen, weil das kann man dann oben hinlegen und runterrollen lassen."

Caroline Fiegl

Caroline wollte wissen, was nach dem Eisabbau überhaupt noch übrig geblieben ist vom Gletscher – und was der Klimawandel heute ausmacht…

"Ich bin jetzt schon sehr gespannt, wie´s heuer ausschaut, ob er sich verkleinert hat, vergrößert …."

Caroline Fiegl

Ja, da oben, unter der Birnhornwand, blitzt was Weißes herab. Also, aus der Nähe macht er schon noch ganz schön was her, der "Gletscher". Zum Glück hat er keine Spalten und irgendwie ist er doch überschaubar. Genauer gesagt: Drei Meter dick ist er, 12 Meter breit und an die 60 Meter lang. Und hat sich, in den letzten Jahren – trotz der milden Winter - kaum verändert, wie Caroline festgestellt hat. Aber der jahrelange Eisabbau vor 130 Jahren, der hat ihn schon sauber schrumpfen lassen?

"Ich glaube schon, ein bisserl auf jeden Fall, vor allem von der Dicke her, aber von der Länge und Breite nicht so, aber von der Dicke auf jeden Fall, das glaub ich schon."

Caroline Fiegl

Sei's drum. Die Biertrinker damals im fernen München waren froh über ihre "gletschereisgekühlten" Getränke. Und im abgelegenen Pinzgau hat der Eisabbau ein paar Jahre lang für luftige Arbeitsplätze gesorgt. Und heute ist er eine einmalige Episode alpiner Wirtschaftsgeschichte, der "Biergletscher".


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