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Die Reportage Kirche gegen Staat - Kirchenasyl als letzter Schutz vor Abschiebung?

Familie im Kirchenasyl spielend am Boden | Bild: BR

Montag, 28.07.2014
22:30 bis 23:00 Uhr

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Nur ein Schritt über die Grenze des Kirchengrundstücks - und Johns Leben in Deutschland könnte vorbei sein. Denn dann würde ihn die Polizei festnehmen und abschieben. Der Flüchtling aus Nigeria käme zunächst in das "sichere Drittland" Ungarn. Hier wurde er das erste Mal von der EU als Flüchtling registriert. Doch nach Ungarn zurück will John auf keinen Fall. Es sei schrecklich dort gewesen, ein Leben in Zelten, zwei Scheiben Brot am Tag, sagt er. Und: "Bevor ich nach Ungarn zurückgehe, tue ich mir was an." Ein Pfarrer im oberbayerischen Hausham will Johns Abschiebung verhindern: Er stellt sich seit Monaten gegen das Gesetz - trotz Gewissensbissen - und gewährt John Kirchenasyl.

Auch eine junge Familie aus Afghanistan harrt lieber in der Sendlinger Kirchengemeinde St. Korbinian aus, als in die Slowakei zurückzumüssen. Sie leben in ständiger Angst, denn die Mutter ist schwanger. Bei jedem Arztbesuch außerhalb der Kirchenmauern könnte sie festgenommen werden. Und selbst in der Kirche sind sie nicht mehr so sicher: Wegen der großen Zahl von Kirchenasylen erhöht die Politik den Druck. Die jahrhundertealte Schutztradition, bisher still geduldet, bröckelt.

Die Reportage begleitet über Monate hinweg Flüchtlinge bei ihren Hoffnungen, Ängsten und Problemen im Kirchenasyl. Im "sicheren Drittland" Ungarn machen sich die Reporter selbst ein Bild von den Zuständen. Und sie blicken auf die Heraus-forderungen von Gemeindehelfern, Pfarrern und ganz normalen Bürgern, die sich plötzlich aus Gewissensgründen gegen das Gesetz stellen.

Redaktion: Elisabeth Johne