BR Fernsehen

Sehen statt Hören Wochenmagazin für Hörgeschädigte

Samstag, 12.06.2021
09:00 bis 09:30 Uhr

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Deutschland 2017

Begleitung in der letzten Lebensphase: Hospizhelfer

Die Gedanken an den Tod verschiebt man gerne auf später. Sterben, das hat für die meisten erst einmal nichts mit dem eigenen Leben zu tun. Doch irgendwann holt einen das Thema ein: Wenn die Großeltern sterben. Oder die Eltern. Dorothe Münz pflegt ihre 92-jährige demente Mutter. Als sie die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs bekommt, wird klar, dass Dorothes Mutter nicht mehr lange lebt. Höchstens noch ein Jahr, heißt es. Kurze Zeit später verstirbt die Mutter – ein Schock für Dorothe:

Betroffenheit als Auslöser

Zu dieser Zeit macht Dorothe Münz bereits seit über einem halben Jahr in München eine Ausbildung zur ehrenamtlichen Hospizbegleiterin. Das Thema Sterbebegleitung beschäftigt sie schon länger – auch aus einer persönlichen Erfahrung heraus: Ihr ebenfalls gehörloser Bruder ist vor etwa neun Jahren verstorben. Ganz plötzlich kam er ins Krankenhaus und sehr schnell in die palliative Versorgung. Damals wusste aus der Familie keiner, was das bedeutet.

Andere Bedürfnisse

Die Bedürfnisse Gehörloser sind in der Phase des Sterbens anders als die von Hörenden: Musik oder Gesprächen können sie nicht lauschen. Es zählt die körperliche Nähe, der Halt, die Berührung. Das unmittelbare Gefühl, dass immer jemand anwesend ist – am besten jemand, der mit dem Gehörlosen auch kommunizieren kann.

Palliativstation - ohne Zwang und Verbote

Doris Ehrenreich, ehrenamtliche Hospizbegleiterin, nimmt Moderatorin Anke Klingemann mit auf die Palliativstation in Würzburg. Hier werden Gehörlose schon vorbildlich beim Sterben begleitet.

Nähe und Berührung ohne Zwang, Handmassagen mit duftenden Ölen und Zuspruch. Auch letzte Wünsche sollen erfüllt werden. So gibt es hier auch ein Raucherzimmer – denn jeder soll seine letzten Tage so verbringen, wie er es mag. Ohne Verbote. Wie zuhause.

Gehörlose Hospizbegleiter

Sechs gehörlose Hospizbegleiter gibt es in der Hospizgruppe Würzburg. Unterstützt werden sie von der Gehörlosenseelsorge der evangelischen und der katholischen Kirche.

In München lernen Dorothe und die anderen angehenden Hospizbegleiter an einem Wochenende im Monat, Sterbende auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Insgesamt neun Monate dauert die Ausbildung, die von Dolmetschern begleitet wird.

Vor rund 20 Jahren wurde die Hospizgruppe gegründet. Für ihre Arbeit erhielt sie 2016 den Bürgersozialpreis der Stadt Würzburg.

Redaktion: Isabel Wiemer

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"Sehen statt Hören" ist die einzige Sendereihe in der deutschen Fernsehlandschaft, die im Bild sichtbar macht, was man sonst nur im Ton hört! Nicht im "Off", sondern im "On" werden hier die Inhalte präsentiert - mit den visuellen Mitteln des Fernsehens, Gebärdensprache und offenen Untertiteln.