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DokThema Trucker am Limit

Mittwoch, 13.04.2022
22:00 bis 22:45 Uhr

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Deutschland 2022

Allein in Deutschland spricht man von 60.000 bis 80.000 Trucker, die fehlen. Nicht nur, dass viele in Rente gehen und immer weniger nachkommen. Der Beruf ist unattraktiv. Sehr lange Arbeitstage, oftmals Touren über Tage und Wochen, niedrige Bezahlung – und dann noch die fast aussichtslose Suche nach einem Parkplatz.
Alois Mühlbauer kennt den Wahnsinn auf der Straße. Seit 28 Jahren ist verheiratet, aber vom Aufwachsen seines Sohnes hat er nicht viel mitbekommen. Von einer 38,5 Stunden-Woche kann er nur träumen. Er kommt im Schnitt auf 65 Stunden. Doch im Vergleich zu vielen Kollegen aus Osteuropa und aus den ärmeren Drittstaaten geht es ihm noch relativ gut. Denn diese werden regelmäßig um ihren Mindestlohn betrogen und sehen ihre Familien noch seltener.
Die EU hat zwar seit August letzten Jahres ein Mobilitätspaket verabschiedet, mit dem sie für bessere Sozialstandards sorgen will. Doch zu groß ist der Druck der Speditionen, im Preiskampf um die billigsten Frachtkosten mitzuhalten. Und so gibt es genug schwarze Schafe. Das ärgert den belgischen Polizisten Raymond Lausberg schon lange. Er kann nicht bestätigen, dass sich die Situation der Fahrer verbessert habe. Im Gegenteil: Die Fahrer würden teils wie Arbeitssklaven gehalten. Diese Ansicht teilt der niederländische Gewerkschaftler Edwin Atema. Fast jedes Wochenende ist er auf Europas Rastplätzen unterwegs, um die Fahrer über ihre Rechte aufzuklären. Augenblicklich hilft er, eine Musterklage vorzubereiten gegen eine in Litauen ansässige Spedition. Doch ihm ist bewusst, eigentlich müsste man ganz woanders ansetzen: beim Kopf der Lieferketten, den Firmen, die den Transport der Güter in Auftrag geben.

Autor: Susanne Roser, Sabine Lindlbauer
Redaktion: Johanna Walter

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