Die Berghütten des Märchenkönigs
Sonntag, 17-10-2021
1:15 PM
to 1:45 PM
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Untertitel
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Video bereits in der Mediathek verfügbar
BR Fernsehen
Deutschland
2021
Er ist ein Mythos, der bayerische Märchenkönig. Weltberühmt als Erbauer faszinierender Traumschlösser. Inniglich verehrt von seinen Fans. Und dennoch ein ewiges Rätsel. Was kaum jemand weiß: Ludwig II. liebte seine prunkvollen Schlösser, doch noch viel mehr zog ihn die Schönheit der bayerischen Berge in ihren Bann. Vom Ammergebirge über das Werdenfelser Land bis hin zu den Allgäuer Alpen: Er unterhielt eine Reihe von abgelegenen und bewusst schlichten Bergrefugien. Der Hofstaat, der ihn begleiten durfte, war meist auf ein Minimum reduziert.
Auf ausgedehnten Streifzügen – zu Pferd, im Bergwagen oder zu Fuß – tagsüber oder auch nachts, in der Einsamkeit der hochalpinen Gebirgswelt suchte er Zuflucht vom Regierungsalltag. Hier fand er Kraft und Inspiration. Zeit zum Lesen, Träumen und Nachdenken. Von hier aus schrieb er schmachtende Briefe an sein Idol Richard Wagner.
Die Bergliebe des Märchenkönigs war ein Erbe seiner Eltern, König Max II. und Königin Marie von Bayern. Schon zu Ludwigs Kindertagen hielt sich die Familie oft in Hohenschwangau auf und unternahm von dort aus lange und oft anspruchsvolle Bergtouren. Später hat Ludwig II. diese innige Beziehung zur Natur und das Gefühl der Entrückung, das die hochalpine Einsamkeit bot, für sich weiter kultiviert und weit mehr Zeit hier verbracht als allgemein bekannt ist.
Bei aller Bescheidenheit erhielten seine zwölf Bergresidenzen im Laufe der Jahre eine eigene Infrastruktur: An spektakulären Aussichtspunkten ließ er Pavillons und Belvederes errichten. Unten im Tal gab es eigene Verbindungsstationen nach München, um die Regierungsgeschäfte reibungslos aufrechterhalten zu können. Zudem entwickelte der König bald einen festen Jahresplan, dem gemäß er seine Rückzugsorte nacheinander aufsuchte – um "in der heiligen Ruhe der Natur, in der reinsten Luft der Berge endlich wieder aufathmen zu können", "fern der heillosen Politik, die mit ihren Polypenarmen mich umschlingen will".
Nicht alle königlichen Hütten sind bis heute erhalten und viele Standorte sind nach wie vor einer breiten Öffentlichkeit unbekannt. Die atemberaubenden Panoramen und der genius loci jedoch sind noch immer direkt erlebbar. Der Film zeigt die Erhabenheit der bayerischen Alpen, so wie sie der Märchenkönig einst selbst erfahren hat.
Redaktion:
Sabine Reeh