BR Fernsehen

LETsDOK - DIE LANGE NACHT DES DOKUMENTARFILMS Das Versprechen

Jens Söring im Interview 2014 im Buckingham Correctional Center, Virginia. | Bild: BR/Filmperspektive/Filmperspektive

Nacht auf Sonntag, 19.09.2021
00:55 bis 02:35 Uhr

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Deutschland 2015

Sie war schlank, trug eine violette Jeans und ein T-Shirt, das einmal weiß war. So trat sie in sein Leben, ein bisschen heruntergekommen: Elizabeth Haysom. Es war ein Abend im August 1984, ein Orientierungsabend für die Hochbegabten-Stipendiaten der Universität.

Er war jung, naiv, ein bleicher Typ mit großer Brille. Und war sofort hingerissen von ihrer Arroganz, ihren graublaugrünen Augen, ihrem Blick, so gelangweilt, dass er ihn fast zermalmte. Sein Name ist Jens Söring. Staatsangehörigkeit: deutsch. Er ist der Sohn eines deutschen Diplomaten, am 1. August 1966 in Thailand geboren, in Deutschland und Amerika aufgewachsen. Er war ein strebsames Kind, ein hochbegabter Student.

Alles schien möglich. Bis er an jenem Abend Elizabeth Haysom kennenlernte. Sie hat ihn einfach überrannt mit ihren Geschichten. Alles an ihr war besonders, der Vater – ein Stahlbaron, das Stipendium – aus Cambridge. Sie sagte ihm, dass sie von ihrer Mutter sexuell missbraucht werde, dass sie in einem Internat in der Schweiz brutal vergewaltigt worden war. Nach ein paar Monaten waren sie ein Paar. Jens Söring konnte sein Glück nicht fassen.

Dann wurden am 30. März 1985 Elizabeths Eltern in ihrem Haus in Lynchburg, Virginia, brutal ermordet. Der Haysom-Fall wurde zum Mega-Event, er wurde als einer der ersten live im US-Fernsehen übertragen, es war die tägliche Vorführung des "german bastards", der er für die lokale Presse von Anfang an war. Als Jens am 4. September 1990 zu zwei Mal lebenslänglich verurteilt wird, sitzt Elizabeth bereits seit zwei Jahren nur wenige Meilen entfernt im Gefängnis. Sie wurde zu 90 Jahren wegen Anstiftung zum Mord an ihren Eltern Derek und Nancy Haysom verurteilt. Es ist die Geschichte einer tödlichen Liebe.

Autor/Autorin: Karin Steinberger
Regie: Marcus Vetter
Redaktion: Petra Felber