BR Fernsehen

GEMEINSAM LAUTER – DJ Hell in der Festung Traunstein

Nacht auf Freitag, 26.02.2021
01:30 bis 03:35 Uhr

  • Video bereits in der Mediathek verfügbar

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2021

„Das Publikum. Die Leute, die hier reingehen, das ist das Wertvollste an dem Laden", entgegnet Udo Henning, Betreiber der „Festung“ in Traunstein, auf die Frage, was ihm dieser Ort bedeutet. „Klar, es ist toll. Das alte Gewölbe mit dieser Höhle hinten als Veranstaltungsraum. Das ist, glaube ich, ziemlich einmalig in der Gegend." Seit 25 Jahren betreibt Udo schon die Café-Lounge „Festung“ und in der ganzen Zeit habe er fast nie Ärger mit seinen Gästen gehabt. Lokalverbote gibt’s bei ihm nicht.

„Die Festung ist eine Institution in Traunstein“, sagt auch DJ Hell, der hier aus der Gegend stammt und schon oft in dem Club aufgelegt hat. Die Bar liegt im Erdgeschoss einer alten Gastwirtschaft (über 200 Jahre soll sie schon in Betrieb sein), die direkt an das Felsgestein grenzt, auf dem die obere Altstadt Traunsteins steht. Draußen vorgelagert ist ein kleiner Biergarten, innen laden Kerzenleuchter, Bücherregale und ein Kamin dazu ein, es sich gemütlich zu machen. Geht man den Gang nach hinten, steht man dann auf einmal in einer Höhle im Felsmassiv. Über 400 Bands haben bisher hier gespielt.

Seit März 2020 steht die Höhle leer. Die Corona-Pandemie und der Lockdown machen Udo Henning - wie allen anderen Gastronomen - schwer zu schaffen. Mit seinem Kollegen Christoph Schraufstetter hat er vor der Krise den „Salon Erika“ betrieben, der als Technoclub in der Gegend etabliert war. Doch es sieht nicht danach aus, dass der Club wieder aufmachen wird. Denn die Krise ist für die Kultur- und Veranstaltungsorte vor allem in ländlichen Gegenden wie Traunstein fatal. Hier gibt es meist nicht viele Alternativen. „In Traunstein schaut's böse aus“, glaubt auch Udo. Der andere Club neben dem Salon Erika mache in absehbarer Zeit auch zu. „Und dann hat es hier nichts mehr. Außer hier die Festung.“

Udo Henning kommt momentan zugute, dass er für einen Aus- und Umbau seines Ladens gespart und vor Covid noch eine Finanzierung aufgestellt hat. Damit hält er sich gerade über Wasser. „Ich zahle momentan meine Raten mit dem Kredit ab. Ich kann mir morgen auch noch meine Brötchen kaufen, aber unterm Strich und ehrlich gesagt, lebe ich auf Pump.“

Redaktion: Frederik Kunth