BR Fernsehen

Unter unserem Himmel Fasching in Ebensee

Maskenschnitzer Wascht Heißl kann auf ein beachtliches Werk zurückblicken. | Bild: BR/Rupert Heilgemeir

Sonntag, 16.02.2020
19:15 bis 20:00 Uhr

  • Untertitel

BR Fernsehen
Deutschland 2020

Am Südufer des Traunsees im Salzkammergut liegt der Salinenort Ebensee. In Ebensee gelten die drei letzten Faschingstage, der Sonntag, der Montag und der Dienstag, als die drei wichtigsten Tage des Jahres. Sie werden begangen wie ein großes Finale.
Natürlich wird an den Tagen davor alles für dieses Finale, den Fetzenzug am Montag, vorbereitet: Kostüme werden geschneidert, Masken werden geschnitzt und an den Häusern werden die Fetzenfahnen gehisst. "Fetzen", das ist in Ebensee der, der im Fetzengwand, also in Lumpen gehüllt, am Fasching teilnimmt. Er trägt außerdem eine kunstvoll geschnitzte Holzlarve. Die Larven müssen immer aus Holz sein. Das BR-Team hat legendäre Maskenschnitzer besucht wie den Heißl Wascht, den Spießberger Hannes, den Rupert und den Bernhard Dygruber. Die beiden Cousins schnitzen und malen in ihrem Vogelhaus umgeben von Kreuzschnäbeln, Gimpeln und Stieglitzen. Denn der Vogelfang, seit dem Jahr 2010 sogar in der UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes in Österreich, ist neben dem Fasching die zweite große Leidenschaft der Ebenseer ist.
Der Faschingszug am Montag, dem alle entgegenfiebern, ist voller Musik, wild, fröhlich und originell. Beim Faschingszug spielt auch das Austadeln eine wichtige Rolle. Beim Austadeln gilt es, seinen Mitmenschen unerkannt und auf ironisch-lustige Weise das zu sagen, was man ihnen schon immer sagen wollte, aber dem Frieden zuliebe eben nicht gesagt hat.
Die Nacht zum Dienstag ist die letzte Steigerung. Jetzt wird in den Gaststätten von Ebensee getanzt und musiziert. Mit dem "Poschn", dem rhythmischen Klatschen zur Musik, das die Ebenseer in Perfektion beherrschen, geraten die Fetzen schier in Ekstase. Spätestens jetzt versteht man, warum den Ebenseern der Fasching heilig ist.

Autor: Josef Schwellensattl, Leonhard Schwarz
Redaktion: Yvonne Belohlavek