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DOX - DER DOKUMENTARFILM IM BR "Die Hand Gottes" - Emir Kusturica trifft Diego Maradona

Neapel, Juni 2005. Maradona im Stadion San Paolo. | Bild: BR/Telepool GmbH/Juan Jose Traverso

Mittwoch, 13.06.2018
22:45 bis 00:20 Uhr

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Frankreich 2008

Diego Armando Maradona, der 1960 als viertes von acht Kindern eines Fabrikarbeiters geboren wurde, ist einer der besten Fußballer aller Zeiten. Das Mittelfeld-Genie nahm an vier Weltmeisterschaften teil und drückte vor allem der WM 1986 seinen Stempel auf, so wie kaum ein anderer Spieler das je schaffte. Er holte im Grunde im Alleingang den WM-Titel für Argentinien und ebenso im Alleingang erkämpfte er für den SSC Neapel zweimal die italienische Meisterschaft, einmal den italienischen Pokal und den UEFA-Pokal. Mehr und mehr wurde er dabei zum hysterisch verehrten Idol, zum Nationalhelden seines Landes, zu einer politischen Identifikationsfigur, von dem sich das Volk repräsentiert sieht. Sein legendäres Handspiel, von dem er später sagte, "es war der Kopf Maradonas und die Hand Gottes“, und das "Tor des Jahrhunderts“, dass er drei Minuten später schoss, hatten auch eine politische Dimension: Im Viertelfinale 1986 besiegte das wirtschaftlich arme Argentinien das "imperialistische“ England. Später traf Maradona Fidel Castro und trat als Sprecher auf Anti-Bush-Demos auf.
All der Druck stieg Maradona zu Kopf: Er verfiel schon bald dem Alkohol, den Drogen und der Tablettensucht – bis er dem Tod ins Auge blickte. Zwei Jahre begleitete der serbische Filmemacher Emir Kusturica die religiös verehrte Fußball-Ikone zwischen Absturz und Größenwahn.

"Der Film will die drei Maradonas, die ich während der Dreharbeiten kennengelernt habe, zeigen: den Fußballlehrer, den politisch unkorrekten Bürger, der gegen die einseitige Politik der USA kämpft, und den Familienmenschen", erklärt Kusturica.
Zwei Jahre hat der Regisseur gebraucht, um seinen Film fertigzustellen. Der serbische Filmemacher bleibt ständig im Film präsent, als gleichberechtigter Partner – soweit man das neben Maradona sein kann. Beide treibt der Hass gegen das "imperialistische Amerika" ebenso um wie der Glaube an die eigene Größe. Nicht von ungefähr bezeichnet sich Kusturica selbst als "den Maradona" unter den Filmemachern. Kusturica: "Ich komme aus einem der 24 Länder, das nach 1954 von Amerika mit Bomben beworfen wurde, Serbien. Wenn du sagst 'Werft keine Bomben auf unser Land', dann bist du ein Nationalist. Dieser Film ist mehr als meine politische Einstellung. Es zeigt die gemeinsame Einsicht der Dritte-Welt-Länder. ... Es war sehr heilend für mich, mit Diego den Film zu machen – mit seiner Sicht der Dinge und seiner Resistenz. Es war – wie einen guten Freund zu finden. Ich weiß nicht, ob ich so einen vorher hatte." (Kusturica im Interview mit Filmreporter.de).

Regie: Emir Kusturica
Redaktion: Walter Greifenstein

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