DOK.fest München 2025 The Srebrenica Tape – From Dad for Alisa
Vier Stunden Film sind auf dem VHS-Band, das der Hobbyfilmer Sejfo für seine neunjährige Tochter Alisa in Srebrenica zwischen 1992 und 1995 aufnahm. Im Besitz dieses Tapes macht sich Alisa heute auf die Reise zurück nach Bosnien, auf der Suche nach der Geschichte ihres Vaters, nach ihrer Geschichte. Der Film ist intime Spurensuche wie auch Zeitreise in ein grausames Kapitel Weltgeschichte.

Der Bosnienkrieg hat am Ende des 20. Jahrhundert Europa, die ganze Welt erschüttert. Mehr als 8.000 bosnische Männer und Jungen werden auf Befehl vom Serbenführer Ratco Mladic brutal ermordet. Auf Befehl des serbischen Generals wurden auch alle persönlichen Erinnerungen der Menschen aus Srebrenica vernichtet. Eine der wenigen Ausnahmen ist eine VHS: der Schumacher Sejfo Sekulic hat sie gedreht und kurz vor dem Fall Srebrenicas aus der Enklave schmuggeln lassen.
Filmdaten
Buch und Regie: Chiara Sambuchi
Redaktion: Simone Reuter (rbb), Bernd Seidl (SWR), Matthias Leybrand, Carlos Gerstenhauer (BR), Lucie Kon (BBC), Dieter Roser (Deutsche Welle), Lejla Dedic (Al Jazeera Balkans)
Produktion: DOCDAYS Productions (Produzentin: Antje Boehmert) in Koproduktion mit rbb, BR, SWR, BBC Storyville, CZ TV, Al Jazeera Balkans, Deutsche Welle in Zusammenarbeit mit arte
Es ist ein Geschenk für seine neunjährige Tochter, die während des Krieges bei ihren Großeltern lebt; sie wird gleichzeitig zu seinem Abschied von ihr: Sejfo ist eines der Opfer des Genozids von Srebrenica. Fast dreißig Jahre lang kann Alisa das Tape kaum anschauen. Zu schmerzvoll ist es für sie, den geliebten Vaters auf dem Tape zu sehen.
Doch dann wird Alisas Drang, sich von ihrem Trauma zu befreien, stärker als der Schmerz. So entscheidet sie sich auf eine Reise in die Vergangenheit zu gehen, die mit einem Gespräch mit ihrer Mutter in St. Pete beginnt, und sie bis nach Belgrad, Ljubovja, Srebrenica und Sarajevo führt. Sie begegnet den besten Freunden ihres Vaters, die den Genozid überlebt haben, erfährt von ihnen Anekdoten über den Vater und jahrzehntelang gehütete Familiengeheimnisse. Sie berichten Alisa auch von Fakten, die ihr erlauben, die Geschichte der bosnischen Enklave bis hin zum Massaker von Srebrenica zu entziffern.
So entfaltet sich Alisas Begegnung mit Gero, einem ehemaligen Soldaten der bosnischen Armee und Freund Sejfos, zwischen Nostalgie und kühler Analyse. Gemeinsam schauen die VHS-Kassette an, in der auch der damals dreißigjährigen Gero zu sehen ist. Er erklärt Alisa, warum die UN-Truppen seiner Meinung nach keine Chance hatten, Srebrenica zu verteidigen. Sejfos Schwester erzählt Alisa unterdessen vom Leben der Frauen in der Enklave und wie ihr die Flucht aus Srebrenica gelang. Alisa begegnet auch Christine Schmitz, Krankenschwester für „Ärzte ohne Grenzen“, die in Srebrenica stationiert war, als die Stadt fiel. Sie berichtet Alisa über die Tausenden Menschen, die Schutz suchten.
Der Film ist intime Spurensuche wie auch Zeitreise in ein grausames Kapitel Weltgeschichte. Eine Reise an dessen Ende Sejfos Vermächtnis steht: die Menschen bedingungslos als die zu lieben, die sie sind.
DOK.fest München 2025
Donnerstag, 8. Mai, 18.00 Uhr, Filmmuseum
Freitag, 9. Mai, 20.30 Uhr, Gasteig HP8 Projektor
Dienstag, 13. Mai, 17.00 Uhr, Rio 1
Mittwoch, 14. Mai, 21.00 Uhr, HFF-Kino 1