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Spielfilm mit Francis Fulton-Smith Die Spiegel-Affäre

Das Wettrüsten der Supermächte eskaliert im Oktober 1962 während der Kubakrise. Vor dem Hintergrund dieser weltpolitischen Lage fechten zwei Männer eine Fehde aus: der Verteidigungsminister Franz Josef Strauß in der Regierung Adenauer und der Journalist Rudolf Augstein, Herausgeber des "Spiegels".

Stand: 21.08.2015

Francis Fulton-Smith als Franz Josef Strauß | Bild: BR/Wiedemann & Berg Film/Roland Suso Richter

Die Bundesrepublik Anfang der 60er-Jahre: Verteidigungsminister Franz Josef Strauß will die Bundeswehr vor dem Hintergrund der Kubakrise atomar aufrüsten.

Filminfo

Originaltitel: Die Spiegel-Affäre (D, 2014)
Regie: Roland Suso Richter
Darsteller: Francis Fulton-Smith, Sebastian Rudolph, Franziska Schlattner, David Rott
Länge: 98 Minuten
16:9, stereo, VT-UT, Audiodeskription

Der Herausgeber des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", Rudolf Augstein, ist überzeugt, dass eine solche Politik des "Säbelrasselns" früher oder später unweigerlich zur Katastrophe führen muss. Zwischen den beiden exemplarischen Gestalten der deutschen Nachkriegszeit beginnt ein Kampf um Moral, Pressefreiheit und Landesverrat.

Roland Suso Richter inszeniert mit "Die Spiegel-Affäre" ein Stück deutscher Zeitgeschichte. Die Stürmung des Verlagsgebäudes des "Spiegel" und die Festnahme der Redakteure im Herbst 1962 riefen in der deutschen Öffentlichkeit heftige Proteste hervor, die als erstes lautstarkes Bekenntnis der bundesrepublikanischen Gesellschaft zur Pressefreiheit gelten.

Rudolf Augstein (Sebastian Rudolph, links) und Franz Josef Strauß (Francis Fulton-Smith, rechts)

"Die Spiegel-Affäre" ist jedoch nicht nur ein Film über Pressefreiheit und die Demokratisierung der jungen Bundesrepublik, sondern erzählt auch von Moral und Ethik in Politik und Wirtschaft.

Der Drehbuchautor Johannes Betz, der in der Entwicklung des Drehbuchs unter anderem von Stefan Aust unterstützt wurde, der von 1994 bis 2008 Chefredakteur des "Spiegels" war, zeichnet die Protagonisten bewusst vielschichtig und persönlich, was sich im Spiel der beiden Hauptdarsteller beeindruckend niederschlägt: Sebastian Rudolf brilliert als gleichermaßen von Sendungsbewusstsein und Geltungsdrang getriebener Rudolf Augstein. Und Francis Fulton-Smith, der für die Rolle gut 20 Kilo zunahm, spielt Franz Josef Strauß authentisch in bayerischer Mundart, ohne auch nur ansatzweise Gefahr zu laufen, ihn dabei zu parodieren - ganz im Gegenteil, er verleiht dem Machtpolitiker durch sein intensives Spiel eine nahezu tragische Facette.

"Die Spiegel-Affäre" entstand in Koproduktion mit dem Bayerischen Rundfunk.

Hintergrundinfo:

1962: Die Welt steht mit der Kubakrise am Rand eines Atomkrieges, in dessen strategischem Zentrum Deutschland läge. Bundesverteidigungsminister Franz Josef Strauß will den drohenden Dritten Weltkrieg verhindern, indem er die neu geschaffene Bundeswehr atomar bewaffnet, um die Bundesrepublik auch ohne Unterstützung der USA gegen den Warschauer Pakt verteidigen zu können. Der Herausgeber des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", Rudolf Augstein, kritisiert diese "Politik des Säbelrasselns" und befürchtet die Rückkehr totalitärer Strukturen. Zwischen den beiden beginnt ein archaisch anmutendes Gefecht um Moral, Pressefreiheit und Landesverrat. Verbissen versucht Augstein, dem Minister kriminelle Machenschaften zu beweisen, um langfristig zu verhindern, dass Strauß Kanzler wird. Als im "Spiegel" der Artikel "Bedingt abwehrbereit" erscheint, in dem der Redakteur Conrad Ahlers erklärt, dass die Bundeswehr im Ernstfall keineswegs das geteilte Deutschland davor bewahren könnte, zum atomaren Schlachtfeld der Weltmächte zu werden, eskaliert der Machtkampf: Strauß instrumentalisiert die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, die wegen Geheimnisverrats gegen Augstein und Ahlers ermittelt - die "Spiegel"-Redaktion wird gestürmt.

"Der Film 'Die Spiegel-Affäre', die fiktionale Rekonstruktion jener fast vergessenen Ereignisse, weil die Rettung der Demokratie im Schatten des Mauerbaus und der Kubakrise steht, ist ein Meisterstück aus der Historienwerkstatt des Fernsehens, glänzend geschrieben, glänzend inszeniert, mit glänzenden Schauspielern."

(Nikolaus von Festenberg, Der Tagesspiegel, 01.05.2014)


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