BR Fernsehen - Film & Serie


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Erfahrungen beim Dreh Der Heimatkrimi Sau Nummer vier

In der letzten Drehwoche wurde in Niederbayern auf dem Hof von Johannes Muselmann gedreht: in Rothenaign 1, das zu Bad Birnbach gehört. Muselmann lebt dort ganz allein mit 100 Schweinen. In einem Brief beschreibt er seine Erfahrungen mit dem Filmteam.

Stand: 04.12.2009 | Archiv

Dreharbeiten zu "Sau Nummer vier" | Bild: BR/Regina Recht

Sehr verehrte Damen und Herren,

es ist ruhig geworden in Rothenaign alias Berner Hof, sozusagen sehr sehr still. Keine Autos, keine Vans, keine LKWs. Keiner mehr da ...

Kein Denis, der uns mit "Drehen, wir drehen" freundlich zur Ruhe gebeten hatte. Kein Max, der mit "Ton läuft" seine Bereitschaft signalisierte. Kein Jochen, der mit "Und bitte" den exakten Szenendreh einläutete. Kein Max, der mit "cut cut cut" alle wieder auf Anfang delegierte und mit "cut checken" alle zum Aufatmen brachte. Keiner mehr da ...

Florian Karlheim spielt Kommissar Florian Lederer.

Keine Lotte, die noch schnell mal den "watchman" (oder wie auch immer dieser kleine Monitor heißt) suchen, holen und halten musste und sonst noch scheinbar für alles zuständig zu sein schien, für Akku, Kaffee und sonstigen Kabelis.

Keine Steffi, die mal schnell die Autos und sonstigen Krimskrams, sei es die Palette, die schweren Reifen, den Staub und den Dreck in Position brachte und in ihren dicken Winterstiefeln keck durch den Matsch stapfte. Kein Florian, der ja fast schüchtern fragen tut, was es denn mit den Balken, die hier stapeln, auf sich hat. Wo er doch eigentlich Schauspieler ist und anderes im Kopf haben müsste.

Kein Ralf, der meine Dienstagmorgen-Verbalattake über sich ergehen ließ und mir dabei nicht mal böse ist. Kein Christian, der immer bemüht war, mich auf alles vorzubreiten, und Ruhe in mein Gemüt brachte.

Kein Stefan, der mich zentnerweise mit Rüben eindeckte und mit mir die Schweine von einem Stall in den anderen beförderte.

Sau Nummer vier

Keiner mehr da, der mich neugierig fragen tut, woher denn das Wasser kommt, das aus der Dachrinne plätschert, da es doch garnet regnet; [erklär moi an Stoaderer woas von a Wildwasserwidderanlage (augenverdreh...)]. Keine Masken- und Kostümspezialisten und -spezialistinnen, die ich noch fragen wollte, aber mich nicht getraut hatte, ob man aus meinem Typ denn noch was machen könnte. (rot werd ...)

Keine Doris, die sich von mir die ganze Hofgeschichte erzählen liess und mich neugierig und freundlich fragte "ob ich denn Schulden hätte" (lach ...), und wie ich das Haus räuchern könnte und ob ich meinen Hausgeist kenne. Kein Korbinian, der mich freundlich um Ruhe bat, bei meiner hektischen "noch schnell mal kurz Ausmistaktion" wenns denn gleich in den Stall geht. (schäm ...)

Keiner mehr da, der sich mal schnell in den Schweinestall "verläuft" und mal den Finger in die Nasenlöcher der tierischen Steckdöschen hält. (tztztz) Keiner mehr da, der anfänglich sich um den Stall gedrückt hatte, aber am Ende dann doch nicht mehr aus dem selbigen herauszubekommen war (wie eng es dann doch auf einmal wurde).

Sigi Zimmerschied als Schweinebauer Matthias Berner

Kein Alexander, der sich mit Holztafeln vor den Knabbereien der Grunzies schützen musste, um sie dann doch ganz energisch mit der Kamera zu verfolgen. Kein Catering, das uns alle mit deftigem Essen und vielen Leckereien sowie Kaffee und Kuchen eindeckte, ja regelrecht überschüttete. Keiner mehr da von den vielen sehr zuvorkommenden, sehr freundlichen Männern und Frauen, die sich sehr um mich, meine Tiere und um das ganze Ambiente bemüht haben.

Keiner mehr da, dessen Fahrzeug noch mal schnell aus dem Dreck gezogen werden musste.

Alle zogen sie weiter ...

Keiner mehr da ...

Danke, dass ich ein bescheidener Teil dieses wunderbaren Team sein durfte. Vielen Dank!

Mit herzlichsten Grüßen

Johannes Heinz Muselmann


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