17

Durch den Karlsgraben bei Treuchtlingen Eine spannende Zeitreise auf Schusters Rappen

In drei Stunden durch mehrere Tausend Jahre Geschichte wandern, das klingt anstrengend. Doch bei einer Wanderung rund um Treuchtlingen in Mittelfranken kann man eine richtig spannende Zeitreise machen. Hauptattraktion ist dabei der Karlsgraben, der dort im Mittelalter gegraben worden sein soll. Neben der "Fossa Carolina" gibt es aber noch weitere interessante Spuren am Wegesrand, die Naturparkführerin Marlitt Bauch auf dem Rundweg im Altmühltal zeigt.

Von: Sabine Göb

Stand: 02.02.2024

Karlsgraben: Rund um Treuchtlingen immer wieder weite Blicke | Bild: BR/Sabine Göb

Erste Besiedlungen aus der Jungsteinzeit wurden gefunden, ferner Überreste von keltischen Siedlungen. Nach den Kelten, die als Erste Eisen bearbeiten konnten, kamen die Römer - allein der Limes im nahegelegenen Weißenburg mit seinen Kastellen ist eine extra Tour wert. Als prominentes Naturdenkmal verdeutlicht dann der Karlsgraben, wie schon im Mittelalter die Idee lebendig war, von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer eine schiffbare Wasserstraße zu bauen. Somit gibt es viel zu entdecken in den gut drei Stunden, die es rund um Treuchtlingen geht.

Die Villa Rustica aus der Römerzeit

Los geht es mitten in Treuchtlingen. Die erste historische Station ist die Villa Rustica am Nagelberg - Überrest römischer Besiedelung und ein ehemaliger Gutshof. Man sieht noch die Säulen, den Grundriss der kniehohen Mauern und das Atrium. Die Trasse der B2 verläuft weit unterhalb der Villa Rustica auf der ehemaligen römischen Handelsstraße. Damals wurden die Gutshöfe, die auch der Versorgung der Soldaten im Kastell dienten, etwas abseits der großen Handelsstraßen gebaut. So konnte man sehen, ob Freund oder Feind sich näherte. Dann folgt ein sanfter Anstieg, der Boden mit seiner Decke aus Laub. Es ist eine ganz eigene Stimmung, wenn es nach feuchtem Laub riecht und die Luft vom Regen noch frisch ist. Auch ohne Sonne lädt der Weg zum Wandern ein, denn die mächtigen Bäume, vor allem Ahron und Buchen, schützen über weite Strecken vor den Unbillen der Witterung.

Der Karlsgraben sieht aus wie ein Weiher

Wie eine kleine Weiherkette liegt er dann plötzlich da - der Karlsgraben, im Jahr 793 im Auftrag des Kaisers gebaut als schiffbare Verbindung durch sein Reich. Es war der erste Versuch, Rhein, Main und Donau durch eine ursprünglich etwa drei Kilometer lange Wasserstraße zu verbinden. Davon zeugen noch heute eine 500 Meter lange Wasserfläche und die daran anschließenden Erdwälle. Doch die fränkischen „Ingenieure“ stießen auf unerwartete Schwierigkeiten. Anhaltender Regen und der sumpfige Boden wurden zum massiven Problem, dazu kamen schlechte Nachrichten aus dem Norden und Osten des Reiches. Das Unternehmen Karlsgraben wurde eingestellt, der Traum des Kaisers platzte und das Ganze geriet in Vergessenheit.

Erst vor wenigen Jahren wurde der Karlsgraben archäologisch erforscht. Eigentlich war die Grabung schon beendet, doch am letzten Tag stieß man in der Tiefe auf Eichenbalken und verifizierte bei der dendrochronologischen Untersuchung das Jahr 793 als Baubeginn. Links und rechts war der Karlsgraben von Eichenbohlen gestützt, damit das Erdreich nicht in den Graben rutschte. Auf dem Aushub führt heute der Wanderweg entlang. Damals hatten die Menschen weder Bagger noch Lkw, brachten den Aushub in Körben heraus und schütteten ihn kurzerhand neben der Wasserstraße auf.

In den fränkischen Hecken nisten Vögel, Hagebutten und Schlehen leuchten im Herbst

Und heute gibt es noch einen Baumeister, der mit seinen Dämmen zeigt, wie es damals ausgesehen haben könnte: Für den Biber ist der Karlsgraben ein Dorado. Kunstvoll baut er seine Dämme, staut damit das Wasser auf etwa 80 Zentimeter Höhe an und erbringt damit den Beweis, dass die schiffbare Verbindung einst funktioniert hätte.

Aber nicht nur der Biber fühlt sich wohl im Altmühltal. Auf dem Weiterweg wird die kleinteilige Kulturlandschaft immer wieder unterbrochen durch Hecken, die typisch sind für Franken. Die Hagebutten-, Schlehen- und Weißdornsträucher bieten Unterschlupf für Mäuse, Hasen, Rehe, Schnecken und viele Vögel. Somit gibt es auf der kleinen Wanderrunde auch für Familien mit Kindern viel zu entdecken – im und neben dem Karlsgraben.


17