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Der Taubenberg bei Warngau Leichte Wanderung mit Panorama und die Kunst der Panorama-Karte

Das Panorama – um das geht es in den Bergen ja irgendwie immer. Doch bei der Wanderung auf den Taubenberg im oberbayerischen Vorgebirge geht es nicht nur um den Ausblick vom Gipfel, sondern auch um so genannte Panorama-Karten.

Von: Elisabeth Tyroller

Stand: 06.11.2020 | Archiv

Autor Tom Dauer mit dem Buch-Panorama | Bild: BR/Elisabeth Tyroller

Gesehen hat sie vermutlich schon jeder, der in den Alpen unterwegs ist. Panoramakarten sind großflächig auf Tafeln aufgezogen und zeigen, wo man ist und welche Berge von dort aus zu sehen gibt. Doch die Realität zeigen sie nicht, weiß der Alpinist und Autor Tom Dauer. Er hat einen Aufsatz über „Die Kunst der Panaromakarte“ geschrieben.

"Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit verschiedenen Darstellungen der Gebirge dieser Welt. Sei es schriftlicher oder bildlicher Art. Und irgendwann bin ich auf die Panoramakarte gestoßen. Die haben eine große Faszination, weil sie es tatsächlich schaffen, den Betrachter in das Bild, reinzuziehen. Und: Sie wecken Erinnerungen an Plätze, wo man schon mal war. Aber inspirieren auch zu neuen Touren."

Tom Dauer, Alpinist und Autor

Doch aufgepasst: Zur Orientierung dienen Panoramakarten nicht wirklich. Man kann sich einen Überblick über das Gebiet verschaffen, damit man weiß, wo man hinschaut und was man sieht. Aber wer im Gelände unterwegs sein will, der sollte sich dann doch auf eine gute topographische Karte verlassen, meint der Autor. 

Heinrich Berran: Begründer der modernen Panorama-Malerei

Als Vater der modernen Panorama-Malerei und Meister seines Fachs gilt der Österreicher Heinrich Berran. Er hat schon in den 1930er-Jahren Panoramakarten gemalt, weiß Tom Dauer. Allerdings wollte er nie Panoramamaler sein, er hatte sie immer nur als Auftragsarbeiten gesehen und sich selbst als ernsthaften künstlerischen Maler verstanden. Aber: Er hat eine unglaubliche Meisterschaft entwickelt, die Landschaft darzustellen und sich selbst als „Schwindler“ seines Fachs bezeichnet, so der Autor in seinem Essay. Denn: „Die Kunst einer Panoramakarte besteht darin, die Landschaft so darzustellen, wie sie ausschauen könnte, aber in Wirklichkeit nicht ausschaut. Die Karten schwindeln, sie lassen Dinge weg, erfinden manche Berge dazu, machen Berge größer oder kleiner.“ Sie zeigen im Grunde das, was der Auftraggeber will, was besonders in den Fokus gerückt werden soll. Es sind Kunstwerke, die so geschaffen wurden. Bergbilder, in denen man sich verlieren kann und die – wenn auch nur auf Papier – doch die Großartigkeit der Natur erahnen lassen. 

Das Panorama am Taubenberg

Urwaldähnliche Hangschluchten am Taubenberg

Wer auf der Suche nach einem realen Panorama ist, dem sei der Taubenberg empfohlen, die Heimat von Tom Dauer. Der Berg ist ein Endmoränenhügel, den der Gletscher in der Würmeiszeit aufgeschoben hat - auch heute noch interessant, weil die Stadt München von hier ihr Trinkwasser gewinnt. Außerdem sind die Wälder größtenteils naturbelassen und zum Teil richtige Urwälder. Wenn das Holz umfällt, dann bleibt es so liegen.“

Wallfahrtskirche Nüchternbrunn

Ein kleiner Weg schlängelt sich durch den Wald bis zum ersten Halt: der Wallfahrtkapelle Nüchternbrunn. „Die wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut und steht auf einer Lichtung, umringt von einem wunderschönen Mischwald. Da gibt es ein paar Bankerl auf der Wiese, fast ein magischer Ort, wo den ganzen Tag die Sonne schön hinscheint. Da kann man sich wirklich ein bisschen in die Herbstsonne setzen.“

Von dort aus geht es weiter Richtung Gipfel. Bei schönem Wetter sieht man von der Kampenwand bis zur Benediktenwand, und die ganzen bayerischen Alpen, die sich vor einem ausbreiten. Jetzt sind sie schon so ein bisschen mit Schnee angezuckert, das schaut wunderbar aus. Dann geht es Richtung Darching und – ganz umweltfreundlich - mit der BOB wieder zurück nach München.

Buchtipp:

Alpen. Die Kunst der Panoramakarte, von Tom Dauer, erschienen im Prestel-Verlag, 2019.

Anfahrt Taubenberg-Überschreitung:

Mit der BOB nach Warngau, über den Taubenberg nach Darching, und dort wieder mit der BOB zurück nach München. Und hungern muss niemand: im Taubenberg-Haus kann man einkehren.

Karte: Taubenberg

Interaktive Karte - es werden keine Daten von Google Maps geladen.

Karte: Taubenberg


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