Wandern im Urdonautal Unterwegs zu Auerochsen zwischen Schutter und Altmühl
Wo die Altmühl beschaulich durch ihr Tal fließt, war vor sehr langer Zeit ein reißender Strom zuhause: die Urdonau. Der Urdonautal-Steig führt von Dollnstein über Hänge und Nebentäler bis zur Donau und wieder zurück. Geprägt ist die Landschaft von sehr prägnanten Felsen – und neuerdings auch von Auerochsen!

Vielleicht waren die hochmittelalterlichen Burgherren in Dollnstein Pioniere, was das Heizen angeht. Denn sie benutzten eine steinerne Fußbodenheizung, die mit Holz unterhalten wurde. Maria Gegg vom Altmühlzentrum, das sich in der Burg befindet ist, erklärt das System: "Hier wurden stundenlang die Steine erhitzt und dann gab es Öffnungen im Boden im ersten Stock. Dadurch ist die warme Luft nach oben gedrungen. Holz wurde geschürt, bis eine richtige Hitze da war, also wie heute eine Fußbodenheizung. Es wird vermutet, dass in diesem warmen Raum Mütter ihre Kinder auf die Welt gebracht haben und Gäste empfangen wurden."
Dollnstein ist der Ausgangspunkt für eine Wanderung auf dem Urdonautal-Steig. Von der Burg geht es auf den Berg, den Steppberg, zusammen mit dem Altmühltal-Ranger Manfred Bauer. Hier fängt praktisch das Urdonautal an, auch Wellheimer Trockental genannt. Das breite Tal wurde vor 15 Millionen Jahren von der Urdonau geformt, heute fließt hier die Altmühl im Bett des Urmains und bezeichnet die Stelle, an der einst Urmain und Urdonau zusammengeflossen sind. Der gesamte Urdonautal-Steig ist 85 Kilometer lang. Die ersten Kilometer führen über die für die Region typische Wacholderheide. Schafe sorgen dafür, dass die Magerrasen nicht verbuschen und den wertvollen Lebensraum erhalten. Die westlichen Talhänge steigen sanft an und sind als so genannte Trockenrasenhänge nur von niedrigen Büschen bewachsen.
Auf der Hangseite gegenüber dominieren senkrechte Felsen das Landschaftsbild. Dann führt der Steig wieder hinab ins Tal, wo etwas versteckt der Rieder Weiher liegt. Ein paar Kilometer weiter kommt man am Klettergarten von Aicha vorbei. Die steilen Kalkfelsen des Urdonautals sind beliebte Trainingsreviere für Kletterer.
Nächste Station ist Wellheim: Hier betreibt Bäuerin Sylvia Hiermeier mit ihrer Familie ein für die Gegend eher ungewöhnliches Handwerk und bietet selbstgepresstes Bio-Kürbiskernöl aus dem Altmühltal an. Gepresst wird nach steirischer Art, die Kürbiskerne werden in neun verschiedenen Geschmacksrichtungen zum Knabbern veredelt, vom Klassiker gesalzen-geröstet über schokoliert oder mit Schokolade dragiert bis zur Ummantelung mit Kaffee.
Beim Weiterwandern sieht man auch die Kürbisfelder – und ein paar wundersame Geschöpfe auf der Weide: Auerochsen! Im Dreißigjährigen Krieg sind die ursprünglichen Auerochsen ausgestorben, inzwischen wurden sie rückgezüchtet, unter anderem mit serbischem Rind und schottischem Hochlandrind. Insgesamt vier Rinderrassen wurden eingekreuzt, um das typische Exterieur wieder zu bekommen, denn der einstige Auerochse war wesentlich größer als ein normales Rind.
Hermann Wender ist quasi der Auerochsen-Flüsterer vom Urdonautal. 30 Tiere umfasst seine Herde, die im Niedermoor des Talbodens grast. Das Projekt des Naturparks Altmühltal hat das Ziel, Weidelandschaft, Kulturlandschaft und Wildnis zu verbinden. Die Ochsen leben ganzjährig auf der Weide bis der Schlachter kommt. Probieren kann man das seltene Auerochsen-Fleisch zum Beispiel im Gasthof Jurahöhe in Hard. Claudia Schreiber und ihr Küchen-Team laden öfter mal zu Auerochsen-Wochen ein und servieren spezielle Menüs mit möglichst regionalen Zutaten, zum Beispiel als Vorspeise ein rosa gebratenes Auerochsen-Roastbeef mit Parmesan-Sauerrahm-Törtchen, Chutney vom Altmühltaler Kürbis, eine kräftige Ochsenschwanzsuppe mit hausgemachten Auerochsen-Ravioli und zum Hauptgang einen zarten Burgunderbraten vom Auerochsen oder einen Auerochsen-Burger, der vor allem beim jüngeren Publikum bestens ankommt und dem lieblichen Altmühltal zumindest kulinarisch eine archaische Note verleiht.