5

Wandern auf der Halbinsel Datca Von Bucht zu Bucht

Es gibt im Westen der Türkei einige Gegenden, die vom Massentourismus verschont geblieben sind. Und vor allem bei Naturfreunden und Wanderern ist dort die Datca-Halbinsel beliebt.

Author: Bernd-Uwe Gutknecht

Published at: 28-1-2023

Wandern auf der Halbinsel Datca  | Bild: BR; Bernd-Uwe Gutknecht

Vom gleichnamigen Hauptort der Halbinsel Datca aus führt ein Küstenwanderweg von Bük zu Bük: Wanderguide Basbug erklärt:„Bük heißt Bucht. Und es gibt einige Buchten hier an der Südküste der Datca-Halbinsel. Die schönsten heißen Palamut-Bük und Kargi-Bük. Nur ein paar kleine Pensionen und Fischlokale säumen die Kies-Buchten, kein lärmender Massentourismus. Deshalb ist Datca so empfehlenswert für Naturliebhaber und Wanderer.

Kalkstein und Kiefern bestimmen das Bild

Von den Bük-Buchten aus führen Wanderwege ins Landesinnere, an Kalkfelsen und Pinien vorbei. Ein Etappenziel könnte Giray Erkans Weingut sein. Dieser kam immer wieder auf die Datca-Halbinsel zum Wandern, mit Weinherstellung hatte er überhaupt nichts zu tun. Aber beim Wandern sind ihm wilde Weinreben aufgefallen. Dann hat er herausgefunden, dass hier in der Antike Wein angebaut wurde. Und das war wie ein Weckruf für ihn, Giray hat sich dann das Winzern selbst beigebracht. Ab da veränderte sich sein Leben, erzählt Wanderführer Basbug.

Der Olivenbauer hat eine alte Steinpresse wieder in Betrieb genommen

Hinter dem Weinberg wird`s steil und steinig. Die höchste Erhebung auf Datca ist 1100 Meter hoch, die Vegetation ist hier sehr karg. Optimal für: Mandelbäume. Die wollen es trocken, erklärt Yasin Kolasin auf einer Anhöhe mit Blick auf seine über hundert Mandelbäume: Die Mandelbäume sind wie eine Familie für ihn. Er achtet auf seine Pflanzen genauso sorgfältig wie auf seine eigenen Augen, sagt er. Die Bäume sind pflegeleicht, brauchen nur vier normale Jahreszeiten: einen kühlen Winter, damit Schädlinge nicht überleben, einen sanften Übergang zum Frühling, damit sie blühen können. Einen warmen Sommer für die Fruchtentwicklung. Und einen feuchten Herbst zum Erholen.

Winzer Giray hat eine eigene Rebsorte entwickelt

Entlang der Wanderwege fallen viele Bienenstöcke auf, Datca ist ein türkisches Zentrum der Imkerei. Auf einer Wiese arbeitet gerade Alper Kuyucu an seinen Holzkästen: Er wurde in eine Bienenzüchterfamilie hineingeboren, sie betreiben seit 100 Jahren Imkerei und arbeiten noch nach der Art ihrer Ur-Großeltern. Es hat sich nichts verändert, außer den Hygienemaßnahmen. Sein größtes Glück ist der Landstrich hier, die enorme Vielfalt an blühenden Pflanzen, die Bienen haben eine riesige Auswahl und das spiegelt der Honig wieder: Alper betont, wie wichtig die saubere Luft und der gesunde Boden für die Bienen sind. Sein Lieblingshonig ist der Pinien-Honig.

Ein bisschen wirkt Datca wie ein großer Garten. Die nächste Pause gibt es auf der Olivenfarm von Ali Somer. Erst serviert er im selbstproduzierten Olivenöl gebratenes Gemüse mit Schafskäse, dann zeigt er eine Ölpresse, die er selbst nach antikem Vorbild gebaut hat: Mit einem Holz-Stab wird die Olivenmasse gedreht und gepresst, bis der letzte Tropfen aus dem Brei herausgepresst wird. Man nennt das die Olivenmilch. Das ist die beste Qualität, das handgepresste Öl!

Wohltuende Hamam-Massage für den müden Wanderer

Am westlichen Ende der Datca-Halbinsel liegt ein magischer Ort: Knidos. In der frühen Antike war Knidos ein Knotenpunkt auf dem Seehandelsweg und deshalb sehr reich. Säulenhallen, Theater und viele Fundstücke zeugen davon. Ozan Tozluca ist der Ausgrabungsleiter. Und er erzählt, dass Knidos auch mal ein skandalträchtiger Ort war: In der frühen Antike hatten die Menschen viel Angst vor den Göttern. Die Statuen und Bildnisse waren von Respekt geprägt. Aber hier in Knidos wurde eine nackte Aphrodite gefunden, die früheste nackte Götter-Statue, die wir überhaupt kennen. Das war damals unerhört! Und dieser Mut der Menschen in Knidos hat die Stadt im Mittelmeerraum berühmt gemacht. Vor dem Kap Knidos treffen sich das azurblaue Mittelmeer und die türkisfarbene Ägäis. Eingerahmt vom Weiß der Kalkfelsen und dem hellen Grün der Pinien.


5