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Sonnenreife Kapern Eine Sonnaufgangs-Wanderung auf Salina

Die Liparischen Inseln, auch Äolische Inseln genannt, sind eine Inselgruppe im Tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien, vulkanischen Ursprungs und seit dem Jahr 2000 UNESCO-Weltnaturerbe. Die wohl bekannteste Insel der Liparen ist Stromboli. Salina zählt dagegen zu den bei uns eher unbekannten Inseln, bietet aber zauberhafte Naturerlebnisse, zum Beispiel bei einer Sonnenaufgangs-Wanderung auf den Monte Fossa.

Von: Andreas Pehl

Stand: 24.10.2024

Salina: Weiter geht's zum Gipfel des erloschenen Vulkans | Bild: BR/Andreas Pehl

Wer sich um drei Uhr morgens auf den Weg macht, erlebt eine tiefe Stille. Die Gassen sind dunkel, es gibt kaum Straßenbeleuchtung. In der Dunkelheit ist der Weg von Santa Marina di Salina zum Pizzo Capo nur schemenhaft zu erkennen, ab und zu muss die Stirnlampe doch nachhelfen. Den Einstieg zum Wanderpfad sollte man sich am besten schon einmal bei Licht angesehen haben, hat er doch große Ähnlichkeit mit einer Hauseinfahrt.

Santa Marina im Morgenlicht

Schon bald lässt man den Ort unter sich - keine Grillen, keine Vögel, keine Autos, keine Menschen sind zu hören. Weit entfernt schlagen leise die Wellen ans Ufer. Am Himmel funkeln die Sterne, irgendwo über dem Meer blitzt ein Leuchtturm auf. Trotz der frühen Uhrzeit kann es schon recht warm sein. Inzwischen taucht ein fast nicht wahrnehmbarer Silberschein am Horizont auf, es beginnt zu dämmern. Zwischen den Erdbeerbäumen hat eine Spinne über Nacht ein stabiles Netz gesponnen und freut sich zu früh über ihr erstes Opfer – das Netz klebt im Gesicht und auf der Stirnlampe. Unten in Santa Marina kräht ein Hahn und versucht, die gut 900 Bewohner der kleinen Stadt zu wecken. Erfolglos. Das Wecken übernimmt eine halbe Stunde später eine alte Vespa, die durch die Gassen dröhnt. Da sitzt der Wanderer aber schon auf einem Lavafelsen über der kleinen Ortschaft Malfa und sieht den Fischerbooten an der Küste nach.

Der Monte Fossa delle Felci - höchster Berg des Inselarchipels

Nun spiegelt sich schon eine Ahnung der Sonnenstrahlen im Meer. Ein paar Wolken sind aufgezogen und verbergen den Horizont. Nur der rauchende Gipfel des Stromboli ragt über sie hinaus. Um den Aussichtsfelsen herum wachsen Zistrosen, Farne und wilder Fenchel. Nachdem die Sonne dann ganz aufgegangen ist, führt die Wanderung noch weiter zum höchsten Gipfel des Inselarchipels, dem 962 Meter hohen Monte Fossa delle Felci. Die morgendlichen Sonnenstrahlen vergolden die Kiefern und Eukalyptusbäume am Grat, der hinauf zum Rand des erloschenen Vulkankraters führt. Auf der Forststraße duftet es nach Harz, Eukalyptus und wilden Kräutern. Und es scheint, dass der Morgenwind den herben, fast scharfen Duft von Kapernsträuchern hier herauf trägt.

Frisch eingesalzene Kapern

Salina ist berühmt für seine Kapern. Sie wachsen hier überall an Trockenmauern und auf den landwirtschaftlichen Terrassen. Die in Salz eingelegten Knospen finden nicht nur in der Inselküche häufige Verwendung, ihnen wird auch vielfältige Heilwirkung nachgesagt. Vom Monte Fossa führt ein direkter und steiler Abstieg nach Santa Marina. Am Hafen krönt dann ein schönes Frühstück in einer Bar die herrliche Tour.

Karte: Die Insel Salina

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Karte: Die Insel Salina


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