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Im Wiegetritt durch eiszeitliche Schmelzwasserrinnen Kamelwandern im Mangfalltal

Rehe und Hirsche, mit etwas Glück auch Gämsen, Steinböcke und Murmeltiere - bei Wanderungen in Bayern stößt man auf allerlei Getier. Kamele und Dromedare sind eher selten, es sei denn, der Wanderer ist im oberbayerischen Mangfalltal unterwegs. Dort röhren nicht die Hirsche und grunzen nicht die Wildschweine, sondern grummeln die ein- und zweihöckrigen Gesellen aus der Wüste – und der Wanderer wird zum Kamel-Flüsterer ...

Von: Bernd-Uwe Gutknecht

Stand: 20.12.2019 | Archiv

Im Wiegetritt durch eiszeitliche Schmelzwasserrinnen | Bild: Kamelhof/Klages

Das Dromedar hat einen Höcker, das Trampeltier zwei und das Lama nichts davon. Doch mit allen drei Vierbeiner-Arten ist der oberbayerische Kamelzüchter Konstantin Klages unterwegs. Seit über 25 Jahren betreibt die Familie Klages in der Nähe von Grub ihren Kamelhof. Heute starten wir mit vier Kamelen, sie heißen Luna, Laila, Kamal und Dodi. Zwei Lamas dürfen auch noch mit. Die Wanderroute führt parallel zum Mangfalltal in den Teufelsgraben, eine Schmelzwasserrinne aus der letzten Eiszeit, in der ein Teil der Isar entlang geflossen ist.

Konstantin Klages und seine Familie züchten seit 25 Jahren Kamele im Mangfalltal

Im Wiegetritt werden die Kamelwanderer durch den Wald geschaukelt – für die Einheimischen im quellreichen Mangfalltal ein mittlerweile gewohntes Bild. Bachforellen, Feuersalamander, Schwarzstörche – die Natur ist hier noch intakt. Die Trampeltiere schaden niemandem hier, im Gegenteil, sie tragen dazu bei, dass die Menschen wieder in die Natur zurückfinden, meint Konstantin Klages. Die Wanderung führt gemütlich durch den Wald, an einem kleinen Bach entlang und über Wiesen. Wie lange sie dauert, bestimmen die Gäste.

Kamele sind sehr bescheiden, ernähren sich von Heu, Gräsern, Kräutern

Nach zwei bis drei Stunden bekommen die Tiere jedenfalls ihr Futter: Heu, Gräser, Kräuter und Getreide. Gegen ein Klischee wehrt sich Kamelliebhaber Klages vehement - von wegen, die Tiere seien arrogant! Das Dromedar wirkt nur auf den Menschen arrogant, weil der Mensch dazu neigt, die menschliche Mimik auf Tiere zu übertragen. Weil beim Dromedar die Nasenlöcher auf gleicher Höhe der Augen sind, wirken die Tiere vielleicht etwas blasiert, sind aber sehr gutmütig.

Gerade im Herbst bietet das Mangfalltal eine wunderschöne Kulisse

Kamele können wochenlang ohne Nahrung und Wasser auskommen – ganz im Gegensatz zu den Wanderern, die nach der Kamelwanderung im Nachbarort eine kleine Bierprobe machen: Im Valleyer Schloss-Bräu bietet Braumeister Andreas Forstner Führungen durch die traditionsreiche Brauerei inklusive Verköstigung an. Das Braurecht besteht in Valley seit 1630, erst 1994 wurde die Brauerei stillgelegt. 2016 hat man sich entschieden, wieder eine neue Brauerei aufzubauen, die dann 2017 in Betrieb gegangen ist. Das Bier wird nur regional angeboten, Spezialität ist das trübe, weil unfiltrierte, aber sehr süffige Zwickl. In der Brauerei befindet sich an jedem Tank ein Zwickl – ein Probeentnahmehahn, und der heißt Zwicklhahn. Früher hat man deshalb oft gesagt: „Ich geh‘ mal schnell einen zwickln“. Allerdings hat man dazu den Zwicklschlüssel benötigt. Und so mancher, dem unerwartet im Mangfalltal einem Kamel über den Weg läuft, wird vielleicht sagen: „Zwickt’s mi ...“. Wie dem auch sei - was dem Beduinen die Kamelmilch, ist dem Bayer sein Bier!

Karte: Das Mangfalltal bei Grub

Interaktive Karte - es werden keine Daten von Google Maps geladen.

Karte: Das Mangfalltal bei Grub


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