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Eine kulturhistorische Wanderung im Oberen Vinschgau Vom Frauwaal aufs Glurnser Köpfl

Im Oberen Vinschgau gibt es oft sehr stabile Schönwetterlagen, und es ist immer etwas kühler als im Talkessel von Meran. Eine feine Wanderung führt entlang des Frauwaals zur Ruine Lichtenberg, hinauf zu den Lichtenberger Höfen und weiter aufs Glurnser Köpfl. Idealer Ausgangspunkt ist der Wanderparkplatz in Agums zwischen Glurns und Prad.

Von: Andrea Zinnecker

Stand: 24.08.2023

Eine kulturhistorische Herbstwanderung im Oberen Vinschgau | Bild: BR; Andrea Zinnecker

Von Agums geht es zunächst flach durch Wiesen und Obstgärten am Suldenbach entlang hinein ins Stilfser Tal und dann ein kurzes Stück steil bergauf zum Frauwaal. Der jahrhundertalte, gut markierte Waalweg führt durch den Bergwald in Richtung Lichtenberg. Friedrich Steiner aus Mals, Hotelier und Bergführer, kennt den Frauwaal schon seit seiner Kindheit. Seit in den 1960er-Jahr auf ein Beregnungssystem für die Felder umgestellt wurde, ist der Frauwaal wasserlos. Woher der Frauwaal seinen Namen hat – darauf weiß auch Gabi Obwegeser vom Vinschger Museum in Schluderns keine Antwort. Sie verweist aber darauf, dass die Frauen früher schon mal im Waal ihre Wäsche gewaschen haben. Die Tradition der Waale aber gehört zur Vinschger Kultur wie das Amen in die Kirche. Wasser ist Leben – das gilt vor allem für den extrem trockenen Vinschgau, in dem es genau so viel oder wenig regnet wie auf Sizilien.

Blick auf Agums und das Kirchlein Sankt Cristina

Nach einer knappen Stunde sind die Pinethöfe erreicht. Auf einem kleinen Hügel, einem ehemals vorchristlichen Kultplatz, steht das schmucke Kirchlein Sankt Cristina, dessen Innenraum reicht verziert ist. Von hier ist schon das helle Mauerwerk der imposanten Schlossruine Lichtenberg zu sehen.1220 wurde die Burg erstmals urkundlich erwähnt und erbaut von den Rittern von Lichtenberg zur Machtdemonstration gegenüber den Bischöfen von Chur. „Montechiaro“ lautet der klangvolle italienische Name der mächtigen, nach Osten ausgerichteten Burg. Von hier bietet sich ein grandioser Blick über Schluderns und die Churburg hinweg bis hinein ins Matscher Tal und zur markanten Weißkugel im Talschluss.

Lichtenberger Kirche und Burg

Wer nach einer Brotzeit sucht, der muss wenige Höhenmeter in den kleinen Ort Lichtenberg absteigen, denn auch am nächsten Etappenziel, den Lichtenberger Höfen gut 400 Höhenmeter oberhalb der Schlossruine, gibt es keine Einkehrmöglichkeit. Von der Ruine führt der ebenfalls gut markierte Höfeweg hinauf zu den weit verstreuten, aber herrlich gelegenen Bergbauernhöfen. Infotafeln erinnern heute an die harte Fronarbeit, die einst auch von den Bewohnern der Lichtenberger Höfe für die Schlossherren geleistet werden musste.

Wenn die Kondition noch reicht, dann lohnt von den Lichtenberger Höfen noch der gut zweistündige Aufstieg auf das knapp 2400 Meter hohe, aussichtsreiche Glurnser Köpfl, das einen herrlichen Rundumblick bietet. In einem kleinen See unterhalb des Gipfels in den sogenannten Lackerböden spiegelt sich bei gutem Wetter der Ortler – ein Traumplatz zum Verweilen.

Im Hintergrund das Glurnser Köpfl

Für den Aufstieg von Agums über den Frauwaal, die Schlossruine Lichtenberg und die Lichtenberger Höfe bis aufs Glurnser Köpfl muss man – je nach Kondition - vier bis fünf Stunden einkalkulieren. Wem das zu weit ist, der kann auch mit dem PKW zu den Lichtenberger Höfen fahren, am Wanderparkplatz Außerpazzin starten und von dort in zweieinhalb Stunden das Glurnser Köpfl erreichen. Um von den Lichtenberger Höfen nicht denselben Weg zurück nach Agums gehen zu müssen, kann man auf der anderen Hangseite auf dem Bergwaal hinab nach Glurns wandern und von dort mit dem Bus zurück nach Agums fahren.


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