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Pingen und Proterobas im Geopark Bayern-Böhmen Geologische Wanderung am Ochsenkopf

Gold, Silber, Zinn und Erz - die unterschiedlichen Gesteinsarten und Bodenschätze sorgten seit dem 16. Jahrhundert für das Einkommen der Menschen rund um den Ochsenkopf. Über die Jahrhunderte ist dadurch die heutige Kulturlandschaft entstanden, die man auf Führungen des Geoparks Bayern-Böhmen näher erkunden kann.

Author: Ulrike Nikola

Published at: 24-3-2023

Pingen und Proterobas im Geopark Bayern-Böhmen | Bild: BR; Ullie Nikola

Wer die Geologie am Ochsenkopf kennenlernen möchte, kann am Meilerplatz in Neubau auf dem Bergwerksweg starten. Auf der sieben Kilometer langen Rundwanderung gibt es mehrere Stationen, an denen die Gesteinsarten und Besonderheiten des ehemaligen Bergbaus erklärt werden. Der Weg ist mit den beiden Symbolen von Eisen und Schlegel gekennzeichnet, dem sogenannten Gezähe, das das Werkzeug der Bergleute darstellt.

Annette Lerch und Christine Roth auf dem Bergwerksweg

Rangerin Christine Roth vom Geopark Bayern-Böhmen wählt auf den geführten Wanderungen gerne diese Route und erklärt die Zusammensetzung der Steine und Felsen am Wegesrand: den hellen Quarz, das schwarze Eisenerz und den Grünstein, den sogenannten Proterobas, der ein Ganggestein ist und sich acht Kilometer lang und bis dreißig Meter breit durch den Granit-Körper des Ochsenkopfs zieht.

Perlen und Knöpfe aus Proterobas

Der Proterobas wurde von den Bergleuten abgebaut und früher gleich an Ort und Stelle in einer der Wald-Glashütten verarbeitet. Am Glasmacherdenkmal ist ein symbolischer Ofen-Grundriss zu sehen, zwei Informationstafeln weisen auf den ehemaligen Standort hin. Rangerin Christine Roth holt eine Dose aus ihrem Rucksack hervor und zeigt Knöpfe und Glasperlen für Rosenkränze, die aus dem grün-schwarzen Proterobas vor über 500 Jahren angefertigt worden sind, nachdem man durch Zufall festgestellt hatte, dass man diesen Stein im Feuer bei über 1300 Grad schmelzen kann. Aber auch Pflastersteine wurden aus Proterobas hergestellt und in vielen Orten verlegt wie beispielsweise im nahe gelegenen Bayreuth und in Marktredwitz.

Ehemalige Meilerplätze am Ochsenkopf

Auf der Wanderung durch den Fichtenwald ist es angenehm still. Ganz anders ist es hier in den vergangenen Jahrhunderten zugegangen. An manchen Stellen haben an die hundert Arbeiter gleichzeitig geschuftet, um die verschiedenen Gesteinsarten abzubauen und abzutransportieren oder teilweise sofort zu verarbeiten. Rechts und links des Weges sind noch kleinere und größere Gruben, sogenannte Pingen, zu erkennen. Dort wurde beispielsweise auf der Suche nach Erz in die Tiefe gegraben. Ab dem 17. Jahrhundert wurde Erz in größerem Stil abgebaut, zuletzt auch im Untertagabbau. Vor rund hundert Jahren endete der Erzabbau im Fichtelgebirge, weil das Erz zum Beispiel in Österreich günstiger gewonnen werden konnte. Dort ließ es sich leichter vom Quarz trennen, die Aufbereitung war somit kostengünstiger.

Geräte aus dem aufgelassenen Steinbruch

Um die Meiler und Glashütten mitten im Wald zu betreiben, nutzten die Menschen das Holz zum Befeuern der Schmelzöfen und Wasser aus den Bächen zum Ablöschen. Um Wasser aus dem Quellgebiet der Steinach nach Fichtelberg-Neubau zu transportieren, wo das Wasser für die Eisenerz-Aufbereitung benötigt wurde, haben Ingenieure einen Wassergraben vom Mündungsgebiet in das Quellgebiet angelegt, den sogenannten Bocksgraben. Obwohl er künstlich angelegt wurde, schlängelt er sich malerisch durch den Wald, ein schmaler Weg folgt dem Lauf des Wassers - ein wunderschöner Ort, der die Wanderer begeistert. Auf der rund zweistündigen Tour wird ihnen nicht nur die sichtbare Natur um sie herum vor Augen geführt, sondern in beeindruckender Weise auch das Gestein unter den ihren Füßen, das vor rund 570 Millionen Jahren entstanden ist.

Bereits Johann Wolfgang von Goethe und Alexander von Humboldt waren von der Geologie im Fichtelgebirge angetan und interessierten sich für die noch junge Wissenschaft und für den Bergbau. Humboldt, Forscher und Naturwissenschaftler, arbeitete sogar rund sechs Jahre als Oberbergmeister im Fichtelgebirge, wo er zahlreiche Bergbau-Projekte anstieß und sich auch sozial engagierte.

Die geologischen Führungen rund um den Ochsenkopf bietet der GEOPARK Bayern-Böhmen ab dem 14. April regelmäßig an. Mehr Informationen gibt es unter www.geopark-bayern.de


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