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Auf den Hochschwab in der Hochsteiermark Mit Tourenskiern unterwegs zu einem versteckten Bergmassiv

Die Hochsteiermark liegt ziemlich weit im Osten der Alpen, weshalb Nicht-Österreicher sie als Skitourengebiet kaum auf dem Schirm haben. Besuch aus Bayern gibt es somit auch am Hochschwab eher selten. Das wohl markanteste steirische Bergmassiv zeichnet sich dadurch aus, dass es sich abweisend gibt und sich fast ein wenig versteckt.

Von: Folkert Lenz

Stand: 26.01.2023

Hochsteiermark: Kilometerbreit baut sich das Massiv in der Steiermark auf | Bild: BR/Folkert Lenz

Doch eine Reise ins „Fern-Ost“ der Alpen und eine Skitour auf den Hochschwab ist eine lohnende Unternehmung. Die Route führt aus dem Bergwald langsam in das alpine und zuletzt hochalpine Terrain.

Unterwegs Richtung Hochschwab: Oberhalb vom Jauringer Graben lichtet sich der Wald.

Der Kapfenberger Skiführer Helmut Pichler hat es beim Tourenstart an der Aflenzer Bürgeralm schon ankündigt: Es ist ein frostiger Wintertag mit fast 20 Grad minus – eiskalt! Angesichts der Tiefkühlschrank-Temperaturen ist man froh, dass die Bäume des Waldgürtels bis zum Trog vom Jauringer Graben noch Schutz vor Kälte und Wind bieten. Bald aber ist die Sicht frei auf den Giganten der Hochsteiermark: den Hochschwab! Ein grauweißer, kilometerbreiter Riegel, der sich über den waldreichen Tälern erhebt und sich von Ost nach West zieht. Auf der Südseite weist der Hochschwab eher sanftere Formen und einen schönen, hellen Kalk auf. Die schroffe Nordseite dagegen ist abweisend, rau und vom Nordwestwind geprägt.

Aufwärts gen Hochschwab

Schroff ist auch der Frost, der die Gesichtshaut malträtiert, als es an Lärchkogel und Höchstein vorbeigeht. Aus der Waldstufe und dem Almengelände geht es bald in die alpine Höhenstufe und freies Gelände. Ein ruppiges Gratstück leitet die Skitourengeher an den Fuß eines pickelharten Steilhangs, der zum Kampl hinaufführt, einer verschneiten Felskuppe. Obwohl schon ein ordentliches Stück des Wegs bewältigt ist, kratzen wir gerade mal an den Ausläufern des Hochschwab-Massivs. Die namensgebende Spitze mit 2277 Meter Höhe gibt sich meist versteckt. Der Gipfel verbirgt sich hinter der ausgedehnten Hochfläche der Mitteralm. Auf dem Plateau wartet wasserzerfressener Kalk, der unter dem Schnee mit gefährlichen Löchern überrascht. Während es im Bereich der Mitteralm nur Karstgelände mit kleinen Dolinen gibt, beeindrucken am Hochschwab dann bis zu 30 Meter tiefe Dolinen. Nicht nur geologisch ist das Gebiet interessant, sondern auch biologisch: Hier leben Steinböcke, aber auch Rotwild, Murmeltiere, Auer- und Birkhühner sowie Steinadler - und Hunderte Gämsen, weshalb der Hochschwab auch „steirisches Gamsgebirg“ genannt wird. Infolge der bitteren Kälte haben sich die Tiere an diesem Tag aber wohl zurückgezogen: Keine einzige Gams ist zu sehen.

Skitourenmäßig bieten der Hochschwab und seine zahllosen Nachbargipfel eine große Vielfalt: moderate Waldtouren an den Vorbergen im Süden, wilde Kar-Abfahrten im Haupt-Massiv oder einsame Querungen über die Hochflächen. Überraschend hochalpin kommt der Hochschwab manchmal daher, warnt denn auch Bergführer Andreas Steininger aus dem nahen Kindberg. Der Hochschwab wird gern unterschätzt, sagt er, weil er ein Plateauberg ist. Gerät man da in Nebel oder Sturm, dann wird die Orientierung selbst für Leute, die sich gut auskennen, schnell schwierig. Schlechtwettertage gibt es zudem hier oben häufiger, als man denkt. Damit niemand in der dicken Suppe herumstochern muss, haben die Bergretter zumindest in punkto Orientierung vorgebaut und die Hochfläche am Hochschwab mit Stangen-Markierungen versehen. Dann kann man sich im Nebel von Stange zu Stange hangeln und findet so auch zum Schiestlhaus, das Unterkunft bietet.

Das Hochplateau der Mitteralm prägt die Höhen des Hochschwabs (im Hintergrund).

Uns gegenüber gibt sich der Hochschwab allzu garstig. Bei zweistelligen Minus-Graden, einer steifen Brise und Nebelfetzen am Plateau wird der geplante Gewaltmarsch zur Spritztour reduziert, die vorzeitig am Schönleitenhaus oben an der Windgrube endet. Wenigstens kann man von hier endlich mal das unscheinbare Schneedreieck sehen, das aus dem felsigen Massiv herausspitzt und den höchsten Punkt des Hochschwabs markiert. Ansonsten kommt man angesichts des Panoramablick über ein wirklich wildes Gebirge ins Staunen. Andreas Steininger hat im Winter schon einige Bergführerkollegen aus Tirol und dem Salzburger Land zu Gast gehabt, die zudem völlig überrascht waren, dass man so weit im Osten der Alpen ein derart hochalpines Gelände vorfindet.

Karte: Hochschwab in der Hochsteiermark

Interaktive Karte - es werden keine Daten von Google Maps geladen.

Karte: Hochschwab in der Hochsteiermark


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