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Zwischen dem Wallis und Aostatal Ein Skitourenstreifzug

Im Flachland spürt man nichts mehr vom Winter, doch in den Gletschergebieten der Alpen ist jetzt die Hochsaison für die großen Skitouren - und der optimale Zeitpunkt für einen Skitourenstreifzug zwischen dem Wallis und Aostatal.

Von: Georg Bayerle

Stand: 18.04.2025

Zwischen dem Wallis und Aostatal | Bild: BR; Georg Bayerle

Eine abenteuerliche Seilbahn führt von Leukerbad an den zerfurchten Steilwänden des Daubenhorns entlang zum Gemmipass.

Die Lämmerenhütte auf ihrem Logenplatz

Aus dem Frühling geht es in den Winter, denn hier oben auf 2300 Metern ist noch alles weiß. Die Lämmerenhütte steht eineinhalb Stunden entfernt auf einem Logenplatz in den Westlichen Berner Alpen: auf einer Felsschwelle vor einem weiten Gletscherkessel. Die umliegenden Berge fangen das letzte Licht des Tages ein. Morgens kommt der Hüttenfuchs und sucht nach Essensresten. Er verkriecht sich, als wir aufbrechen. Zuerst geht es eine leichte Abfahrt hinunter auf den Gletscherboden, dann folgt der Aufstieg über weite Hänge bis auf den Gipfelkamm des Wildstrubels, 3200 Meter hoch. Die Berge, die hier auf einer Seite von sehr wilden Abbrüchen geprägt sind, wurden auf unserer Aufstiegsseite von Gletschern abgebügelt und sind somit ideales Skigelände.

Von Eis zu Firn zu Sumpf

Aufbruch in der Morgensonne

Jetzt endlich, wie oft im Frühjahr, liegt recht gut Schnee, selbst für diesen insgesamt schneearmen Winter. Und jeden Tag durchläuft der Schnee seine Metamorphosen: Morgens ist er beinhart gefroren, dann firnt er je nach Exposition von Osthängen über Süd in den Westen auf, die Oberfläche taut an und bildet im Idealfall diese einzigartige Schmelzschicht, auf der sich so fein Skifahren lässt wie auf keiner anderen Art des Schnees. Aber weil die UV-Strahlung um diese Jahreszeit im Hochgebirge schon enorm ist, wird der Schnee ab mittags schnell sumpfig. Mehrmals passiert es, dass wir trotz der Ski an den Füßen bis zum Oberschenkel einsinken. In dieser Jahreszeit braucht es ein besonderes Gefühl für den Schnee, die Sonne, die Ausrichtung.

Über den Großen Sankt Bernhard

Die Benevolohütte in der Schneelandschaft

Vom Wallis geht es auf der schon von den Römern benutzten und kurzen Route über den Großen Sankt Bernhard ins Aostatal. Dort zweigt eines dieser naturbelassenen Täler rund um den Gran Paradiso weiter nach Süden ab: das Val de Rhemes. Die Skispur folgt dem Bach entlang in den Talboden folgt und zieht dann hinauf zur Benevolo-Hütte. Schon der Zustieg zur Hütte führt durch ein Tal mit hohen Steilflanken: Erfahrung und Respekt vor der Lawinengefahr sind hier nötig. Auf einem Felsbuckel steht die Benevolo-Hütte dann umringt von wilden und hohen Bergen. Oben öffnen sich weite Gletscherbecken mit Bachschluchten, aber auch weite Hängen, die im obersten Teil immer noch über Gletscher führen. Für Skitouren ist es ideales Gelände, bedarf allerdings schon einer kundigen Interpretation der Landschaft und der kompletten Ausrüstung für vergletschertes Gelände. So erreichen wir einen der einfacheren Klassiker des Gebiets, die Punta Galisia. Von dem schönen Ski-Dreitausender reicht der Blick zum Montblanc, zum Gran Paradiso und weiter zu den hohen und vergletscherten Gipfeln der Südalpen.

Italienisches Flair auf der Hütte

An der Nationalparkgrenze

Wie sehr das Aostatal italienisch geprägt ist, schmecken wir beim ersten Bissen, selbst auf einer Berghütte, die gerade im Winter nicht so leicht versorgt werden kann. Mittags nach der Tour eine Minestrone, abends Pasta mit hausgemachtem Sugo für den Kohlehydratspeicher und dazu ein Valdostaner Vino und natürlich Café, also Espresso – neben der alpinen Landschaft spüren wir da sofort, auf welcher Seite der Alpen wir uns befinden. Die Kultur der Kulinarik prägt diesen Streifzug durch eher unbekannte Gegenden der Westalpen.

Ein früherer Skitourenstreifzug durch die Pyrenäen steht auch in der ARD-Mediathek: Dort gibt es gerade eine spezielle Seite zu „Alpen, Berge und Wandern“. In der Rubrik „Bergauf Bergab“ steht zudem auch der Film „Weiße Wildnis. Skibergsteigen in den Pyrenäen“.


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