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Vor- und Nachteile der Gruppendynamik auf Skitour Das Hohe Haus im Villgratental

Wer auf eine Skitour geht, der sollte sich auf keinen Fall allein auf den Weg machen. Das gehört zum Einmaleins dieses schönen Winter-Bergsports. Denn wer abseits gesicherter Pisten unterwegs ist, bleibt den alpinen Gefahren ausgeliefert – und die lassen sich zu zweit oder in einer Gruppe nun mal besser einschätzen und bewältigen.

Author: Iris Härdle

Published at: 18-3-2023

Vor- und Nachteile der Gruppendynamik auf Skitour  | Bild: BR; Iris Härdle

Mit einer Gruppe unterwegs zu sein, hat also Vorteile, bringt aber manchmal auch Probleme mit sich, zum Beispiel lange Diskussionen über das Tourenziel, die Route, über die Abmarsch-Zeit in der Früh und vieles mehr. Jeder hat seine eigene Meinung. Barbara aber stellt fest, dass man sich bei den Zielen eigentlich meist schnell einig wird: „Und man findet dann eine Tour, von der alle was haben, weil die Sportlichen noch einen Zusatzgipfel machen können.“

Tourstart bei noch bewölktem Himmel in Innervillgraten

Diesmal sind wir mit zwölf Leuten im Villgratental in Osttirol unterwegs. Die Region hat viel zu bieten für Skitourengeher: über 40 Touren in fast allen Schwierigkeitsklassen bis fast 3000 Meter hinauf. Von November bis Mai gibt es in den Villgrater Bergen meist großartige Bedingungen. Eine kleine Auswahl der möglichen Gipfel-Ziele: Marchkinkele, Gaishörndl, Pfanntörl, Pürglesgungge, Kreuzspitze - alle Touren beginnen in dem kleinen Weiler Kalkstein. Unsere Münchner Skitouren-Gruppe entscheidet sich für die Skitour aufs “Hohe Haus“. Der Wirt vom Gasthof Raiffeisen in Innervillgraten, Robert Senfter, hat dazu geraten und damit die Entscheidungsfindung beschleunigt. 

Am Morgen bricht die Gruppe früh auf. Vom Ort aus, wo man die Tour bei guten Schneeverhältnissen starten kann, sind es bis zum Gipfel immerhin rund zehn Kilometer Strecke und über 1400 Höhenmeter. Die Route führt zunächst über Almen auf eine Anhöhe, von der aus man auf das Tal und Innervillgraten zurückblicken kann.

Malerischer Ortskern des Bergsteigerdorfs Innervillgraten

Der Ort ist ein so genanntes Bergsteigerdorf, also ein Ort, der für seine Ursprünglichkeit bekannt ist und das heißt: kein Massentourismus, kein Alpin-Skirummel, keine Hotel-Hochburgen, dafür traditionelle Holzhäuser, urige Gasthöfe und ein naturbelassenes Ambiente.

Nach knapp einer Stunde erreichen wir einige dieser alten urigen Holzhäuser: die Taletalm und die Schmidhoferalm. Danach geht es relativ flach durch das Hintere Einattal, ein weites offenes Talbecken, zu ein paar letzten Almhütten, bevor sich das Gelände aufschwingt zur Villponer Lenke. Schon diese Scharte ist ein lohnendes Ziel und hat ein prächtiges Panorama zu bieten. Ein paar aus der Gruppe, denen Blasen an den Füßen oder ein lädiertes Knie zu schaffen machen oder denen einfach die Puste ausgegangen ist, beenden hier die Tour. Zum Gipfel des Hohen Hauses führt noch ein knackiger, steiler Anstieg mit verharschten Schneeverwehungen. Aber die Anstrengung lohnt sich allemal angesichts des Gipfelblicks auf die Dolomiten. 

Die alpinen Gefahren einschätzen und beurteilen - auch das wird in der Gruppe gemeinsam besprochen, wobei einige mehr Erfahrung in Wetter- und Lawinenkunde mitbringen als andere. Vor jeder Tour wird selbstverständlich der aktuelle Lawinenlagebericht gelesen, und zum Start jeder Tour gehört der obligatorische Pieps-Test, also der Check der Lawinensuchgeräte. Etwa die Hälfte der Gruppe geht zudem mit Lawinen-Airbags auf Tour. Unterwegs wird die Lage in kritischen Situationen gemeinsam beurteilt: Schneebepackte oder steilere Hänge werden mit Abstand gegangen oder einzeln abgefahren. In der Regel sind alle ähnlich vorsichtig, und die Gruppe richtet sich nach dem- oder derjenigen mit den größten Bedenken. Nur selten musste bisher der angepeilte Gipfel wegen schlechter Wetter- und Schneebedingungen aufgegeben werden. Alle sagen, sie fühlten sich sicher mit der Gruppe - und toi toi toi, bisher ist alles immer bestens gelaufen!


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