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Regina Poberschnigg, Leiterin der Bergrettung Ehrwald Die erste Bergretterin Tirols

Eine der letzten Organisationen, die Frauen zugelassen hat, war die Bergrettung in Österreich und innerhalb Österreichs wiederum die Bergrettung in Tirol. Erst seit der Jahrtausendwende dürfen Frauen dabei sein, wenn es darum geht, in Bergnot geratene Menschen zu retten. Für diesen Dienst am Menschen musste Regina Poberschnigg sogar vor Gericht ziehen.

Von: Georg Bayerle

Stand: 16.07.2022

Bergretterin Regina Poberschnigg | Bild: BR

2001 wurde sie nach Abschluss aller Ausbildungskurse die erste Bergretterin Tirols. Heute leitet sie die Ortsstelle in Ehrwald unter der Zugspitze.

Wir sitzen gerade in der Sonne im Traditionsgasthof Wechner im Namloser Tal, da klingelt das Handy - ein Einsatz. Die Rettungsleitstelle alarmiert per App, es handelt sich um einen harmlosen Sturz vom Fahrrad mit Schürfwunden. Konzentriert, aber gelassen verfolgt Regina Poberschnigg in der App, wie sich ein Rettungsteam bildet, das den verletzten Bergradler gleich versorgen wird.

Nach 20 Jahren und Hunderten von Einsätzen ist die durchtrainierte Bergsteigerin und gelernte Krankenschwester als Respektsperson anerkannt in der Region. Aber ihr wurde nichts geschenkt, als sie sich den Zugang zu dem damals reinen Männerverein erkämpft hatte. Regina Poberschnigg musste erst eine Gesetzesänderung erstreiten, bis sie zur Ausbildung zugelassen wurde. Sie ging dann bis an die Sturzgrenze beim Eisklettern, um sich und ihre Leistungsfähigkeit zu beweisen: „Das war schon eine harte Zeit, die haben dich dann schon getestet. Geholfen hat dir keiner mehr, aber das wolltest du ja auch nicht.“

Regina Poberschnigg im Blütenzauber

Regina Poberschnigg ist bestens mit den heimischen Bergen vertraut und das war es auch, was sie zur Bergrettung führte: „Die Zugspitze ist ja unser Klassiker, da passiert viel und du hast halt mehr Chancen, wenn du ein wenig Know-How hast. Das hat mich interessiert, aber ich habe nicht gewusst, dass die keine Frauen mögen.“ Damit war der Ehrgeiz geweckt, zumal sie schon von kleinauf in den Bergen unterwegs gewesen ist. Dabei war der Pfarrer der Wegbereiter, der die Kinder mit 10 Jahren „überall die Berge auffigschliffen hat, ohne Seil“. Aus ihrer heutigen Warte, schüttelt die Ortsleiterin nur den Kopf darüber. Der Draht zum Himmel und den Schutzengeln war aber offenbar besonders gut.

Eine gelassene und dabei klare Art zeichnet die humorvolle Frau mit ihren blonden Locken aus, die als gelernte Rettungssanitäterin und Frau mit Einfühlungsvermögen in der Betreuung der Angehörigen schnell eine Lücke in der Rettungskette besetzen konnte. Auch wenn es etwas nach den gängigen Rollenklischees klingt - gerade mit der psychosozialen Kompetenz hat Regina Poberschnigg auch neue Schwerpunkte in die ehrenamtliche Bergrettung eingebracht. Auch wenn sie immer noch zu einer Minderheit von nur 10 Prozent Frauen in der Tiroler Bergrettung gehört, so müssen sie und ihre Nachfolgerinnen sich nicht mehr verstecken oder beweisen vor dem so genannten starken Geschlecht.


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