Einkehr in der Wildnis Finnlands Das Langlauf-Café Elämänluukku in Lappland
Nicht nur bei uns in den Alpen gibt’s urige Hütten, auf denen man gemütlich einkehren kann. Auch im Norden von Finnland, in Lappland, sind Hütten ein beliebtes Ziel für Wanderer und jetzt im Winter natürlich für die Langläufer. Wir besuchen Elämänluukku im Ylläs-Nationalpark.

Die meisten Langlauf-Cafés hier in Lappland sind kleine Hütten mit nur einem Raum. Bei Elämänluukku ist das anders: Fast stattlich wirkt der langgezogene Holzbau, der oberhalb des Äkäsjoki-Flusses steht. Die Tür ist in der Mitte der Hütte, sofort steht man im Café. Es ist düster in dem Verkaufsraum, nur die Theke mit den Sandwiches und Süßgebäcken ist beleuchtet. Die Hütte aus dem Jahr 1956 hat keinen Stromanschluss, ein Generator erzeugt etwas Strom fürs Licht. Die Holzwände sind dunkelbraun, in einer Ecke steht ein offener Kamin. Geheizt wird die Hütte seit jeher mit Holz. Zwei lange Tische und Bänke stehen hier. So richtig warm ist es nicht, die Decke ist relativ hoch und der Raum ist ziemlich groß. Damals war das nicht anders, im Büro der Holzfirma wurde auch geschlafen. Gemütlich war’s wohl nicht – und wenn’s draußen arktische minus 30 oder 35 Grad hatte, sind die Haare schon mal an der Wand angefroren.
Die Hütte drohte zu verfallen
Keijo Taskinen erzählt, dass in den 1950er- bis 1970er-Jahren hier richtig was los war. Die Hütte war die Endhaltestelle eines Fernbusses, der Busfahrer hat hier übernachtet, bevor er am nächsten Tag die 250 Kilometer nach Kemi, zum Bottnischen Meerbusen, zurückgefahren ist. Und für die Waldarbeiter gab’s auch einen Laden. Als die Firma den Betrieb aufgab, stand die Hütte leer und drohte zu verfallen. Acht Jahre hat Keijo immer wieder beim Besitzer nachgefragt, ob er sie nicht übernehmen und zum Leben erwecken könnte. Und jetzt ist daraus ein Café für Langläufer, Radler und Wanderer geworden.
Im ehemaligen Gästezimmer wähnt man sich dank der nostalgischen Möbel in den 50er-Jahren, die Besucher können in urigen Sesseln ihren Tee trinken. Und an einer Wand ist der Namensgeber der Hütte. Keijo geht zur linken Wand und zeigt auf eine Art Holzfenster: Das ist „Elämänluukku“. Die Geschichte von Elämänluukku geht so:
"Elämän heißt leben und Luukku heißt so viel wie Luke oder Schlupf. Früher kamen Essen und Trinken aus der Küche durch dieses kleine Fenster in der Wand, also kam das Leben aus der Küche und dann nannten sie es: Elämänluukku: Lebensluke."
Keijo Taskinen
Auf der anderen Seite der Luke arbeitet Markus in seinem Reich – in der Küche. In der Ecke befindet sich ein alter holzbefeuerter Tischherd - so ähnlich wie es sie auch auf Hütten bei uns in den Alpen gibt. Auf dem gusseisernen Kochfeld stehen ein großer Topf und ein Wasserkessel. Markus kocht hier das Wasser für Tee und Kaffee und bereitet Rentier- und Linsensuppen zu. „Es ist schon mehr Arbeit mit diesem Ofen, weil man immer Holz nachlegen muss. Und bis man weiß, wie man die richtige Temperatur erreicht, braucht man auch ein bisschen Erfahrung. Aber dann geht’s ganz gut.“
Kein Strom, aber Telefon seit 1956
Kampanisu, das typische Gebäck in Lappland, beziehen sie von einer Bäckerei in der Nähe. Markus versucht, den Geschmack zu beschreiben: "Es ist ein bisschen hart, bricht aber nicht so leicht, innen ist es weich und es schmeckt ein bisschen süß. Es ist ideal zum Mitnehmen, wenn du raus gehst. Jedes Dorf, jede Frau, hatte ihr eigenes Rezept."
In einem weiteren Zimmer links vom Verkaufsraum gibt es Stockbetten und man kann hier auch übernachten. Auf dem Tisch steht ein altes Telefon mit Wählscheibe. Als Äkäslompolo 1956 ans Telefonnetz angeschlossen wurde, bekam auch die Waldarbeiterhütte einen Apparat.
Eine Sauna für zehn Personen
Etwa 40 Meter von der Hütte entfernt, etwas den Hang hinab, steht eine weitere kleine Holzhütte: Es ist eine Sauna – die darf in Finnland freilich nicht fehlen. Hier haben sich die Waldarbeiter gewaschen und aufgewärmt. Die holzbefeuerte Sauna ist auch heute noch voll funktionsfähig, sagt Keijo nicht ohne Stolz, und bietet Platz für etwa zehn Besucher.
Über ein Vierteljahrhundert hat die Hütte als Zentrale und Unterkunft für die Holzfirma gedient, dann geriet sie in Vergessenheit, bis Keijo sie wieder zum Leben erweckt hat – passend zum Namen: Elämänluukku – Lebensluke!
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Karte: Lappland